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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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04.02.2006, 14:46 | #1 |
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Poetenlatein
Wie mich dies langweilt, dieses künstliche Gedrechsel.
Dies schale "ich versteh`nur Bahnhof"-Wortgehäcksel, das sich nicht reimt, weil es der Zeit geschuldet ist. Das allenfalls ein paar Begnadete verstehen, doch ziemlich vielen scheint´s nur laues Windeswehen, und für die meisten ist es ausgemachter Mist. Wenn ich´ne halbe Stunde drüber darf sinnieren, was der Poet mir denn nun wollte suggerieren, als er von jener schwarzen Milch der Frühe schrieb. So nach und nach hab`ich die Sache dann begriffen, doch Lieschen Müller hätte einen drauf gepfiffen, und ihrer Not gehorcht statt ihrem Bildungstrieb. Warum darf Lyrik sich denn heute nicht mehr reimen? Wieso muss sie ein Buch mit sieben Siegeln scheinen? Geriet die Welt nicht auch schon früher aus dem Lot? Auch wenn wir uns´re Zeit nicht zu den besten zählen, tät`ich mir dennoch keine andere erwählen, denn auch die alten Zeiten kannten ihre Not. Ward`dem Poeten überdies nicht auch Verpflichtung? Ist er nicht Seher und weist seiner Zeit die Richtung? Nur wie vermag er dies, wenn sie ihn nicht versteht? Poesie darf drum kein Hort ein paar Erlauchter bleiben. Nein, ins Gemüte aller Menschen muss sie schreiben, denn nur das wirkt und bleibt, was auch zu Herzen geht. |
04.02.2006, 14:59 | #2 |
Ja, die Form eines Gedichtes kann schon etwas Schönes sein
Fragt sich ob die aktuell dominante Reimlosigkeit, oder auch dieser Ausbruch aus der Form eher eine Modeerscheinung ist oder wirklich am Zeitgeist liest. Lyrik hat ja heute meist sehr viel mit Identitätssuche zu tun, die sich dann auch in der verwendeten Sprache widerspiegelt. Freut mich persönlich trotzdem immer, wenn ein modernes Gedicht auch gereimt ist |
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04.02.2006, 15:13 | #3 |
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Hallo Last One Left
Deinen Namen würde ich mit "Übriggebliebener" verdeutschen.
Vielleicht kannst Du mir ja bei Gelegenheit mitteilen, wieso Du dir diesen Namen gegeben hast. Wie Du gesehen hast, habe ich mein Gedicht in der Rubrik "Fen und bunt garniert" postiert. Ich bitte also, den Inhalt nicht zu ernst und persönlich zu nehmen. Es ging mir eigentlich in der Hauptsache da- rum aufzuzueigen - und das ist jetzt meine persönliche Ansicht der Sache - dass zu abstrakte Bilder in Gedichten von vielen, die man vielleicht auch ansprechen will, nicht verstanden werden. Früher konnte auch der "einfache Mensch" jedes Gedicht verstehen. Die Breitenwirkung geht damit völlig verloren. Auf der anderen Seite ist ein Gedicht, das sich nicht in gewisser Weise reimt, schwer merkbar. Die gereimte Lyrik entwickelte sich ja seinerzeit in erster Linie deshalb, um in Zeiten, als die Mehrheit der Menschen nicht lesen und schreiben konnte, ein Gedicht ein- prägsam und mitteilbar zu machen. Diese beiden Komponenten gingen mit der moderenen Lyrik im großen Ganzen verloren. |
04.02.2006, 15:53 | #4 |
Dachte das "fein und bunt garniert" sich auf eine enorm ausgeschmückte Sprache bezieht (hätte vielleicht auch den Untertitel lesen sollen )
Mit den Rubriken kenne ich mich halt noch nicht aus, man verzeihe mir das Ist aber doch trotzdem ein vernünftiges Thema, halt mit einem Augenzwinkern erzählt. Vielleicht nicht unbedingt todernst. Ausserdem hat die Gesellschaft den Dichter "vertrieben" und nicht andersrum. Und die Gesellschaft möchte sein Gejammere darüber halt nicht mehr hören *lol* P.S: Übriggebliebener passt schon, damit ist ein Gefühl gemeint zwischen Stolz und überflüssig sein. Nicht dazuzugehören, aber das nicht als nur negativ zu empfinden. Für mich persönlich spielen da sehr viele Gedanken eine Rolle. Unter anderem auch was länger in diesem Forum zu verweilen |
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04.02.2006, 16:15 | #5 |
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Hallo Last One Left
Das mit dem "Dichter vertrieben" versteh`ich nicht ganz.
Gängige Betrachtungsweise mancher sogenannter "großer Poeten", z.B. Celan´s, ist, dass nach dem in der Geschichte beispiellosen Trauma des Holocaust eine gereimte, harmo- nische Sprache in den Gedichten künftig nicht mehr an- gebracht erscheint. Auch die modernen Zeiterscheinungen wie Urbanität, Vereinsamung, Gewalt und was sonst noch immer, läßt für manche harmonische, gereimte Sprache als zu "aufgeräumt" und fehl am Platze wirken. Aber das ist m.E. persönliche Meinung. Wie es in meinem Gedicht zum Ausdruck kommt, gab es in der Vergangenheit mindestens genauso viel Probleme, wenn auch teilweise anderer Art, als heute. |
04.02.2006, 16:45 | #6 |
Gefällt mir vom Stil her relativ gut. Der Inhalt ist ziemlich stark und spricht auch mich Persönlich an. Kann mich gut mit dem Konflikt identifizieren, die Argumentation gefällt!
Daumen hoch, prima! |
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04.02.2006, 16:54 | #7 |
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Hallo nealz,
freut mich! Was ich an dieser Stelle noch loswerden wollte:
Mir gefallen auch ungereimte Gedichte, sofern ich beim erst- maligen Durchlesen wenigstens einen blassen Schimmer von dem habe, was der Schreiber mit seinem Gedicht ausdrücken wollte. |
04.02.2006, 17:30 | #8 | |
RE: Hallo nealz,
Zitat:
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04.02.2006, 18:27 | #9 |
@Albatros: Enorm übertrieben und nicht ganz ernst gemeint wollte ich sagen, dass die meisten Leute keine Gedichte mehr lesen, weder konfuse, unverständliche noch eindeutige mit einer schönen Form.
Ordnung ist immer da gut wo sie möglich ist. Schön, wenn es einem glückt die Gedanken und Gefühle in eine so geordnete Form zu bringen. Verwirrung und Sinnkrisen lassen sich aber nicht wirklich erklären, deshalb werden Gedichte (In denen diese Emotionslage des Autors zumindest mitschwingt) so schwer verständlich und mutieren zum Wortgehäcksel, was ja auch immernoch Form ist (nur nicht mehr schön, die Inhalte sind ja auch nicht schön). |
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04.02.2006, 20:40 | #10 | |
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@Albatros
Zitat:
Als ob Reime wehtun könnten. Sie sind von iher Natur aus humoristisch und wenn sie auch nur ihre Unangebrachtheit persiflieren. Das ist so, als ob man wegen Karikaturen von einem Menschen einen Teil seines Gehirnes löschen wollte. Man kann den literarischen Gegenholocaust zwar versuchen, aber man scheitert immer, auch wenn Narben bleiben; das Gehirn reorganisiert sich ständig . |
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04.02.2006, 21:15 | #11 |
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Hallo Rah-Ja
Dann waren die Menschen früherer Zeiten halt alle unverbesserliche
Humoristen. Und die Ansicht mit dem Holocaust wurde seinerzeit tatsächlich von einer Anzahl von namhaften Literaten so vertreten. Und ich weiß nicht, ob ich dich recht verstanden habe, aber wenn das Gedicht auch in der Rubrik "Fein und bunt garniert" postiert wurde, wollte ich damit trotzdem eine nachdenkenswerte Aus- sage treffen, also keine "Unangebrachtheit persiflieren." |
04.02.2006, 21:32 | #12 |
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Das bleibt aber nicht aus Nichts anderes wollte ich sagen.
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04.02.2006, 22:19 | #13 | |
Zitat:
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05.02.2006, 12:53 | #14 |
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Hallo Ra-Jah,
der eigentliche Grund, wieso ich das Gedicht in "Fein und bunt garniert" gestellt habe, war der, dass ich zunächst einmal niemand, der ungereim-
te Gedichte schreibt, auf den Schlips treten wollte. Mein Gedicht sollte trotzdem zum Nachdenken anregen, was es meiner Ansicht bei den üb- rigen auch erreicht hat. Alles andere ist ja bereits gesagt. Gruß Albatros |
05.02.2006, 12:58 | #15 |
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Hallo Feonwe,
ich bin ebenso der Ansicht, dass der ernstzunehmender Dichter seine Umwelt reflektiert und sich im geschriebenen Wort mit ihr auf die eine
oder andere Weise auseinandersetzt, sprich - sich ihr auch mitteilen will. Und hier wollte ich einfach durch "Poetenlatein" einen nachdenkenswer- ten Denkanstoss geben. Nicht mehr und nicht weniger. Gruß Albatros |