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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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08.02.2021, 19:07 | #1 |
Es gibt Menschen
Es gibt Menschen,
die zeigen dir ihren Besitz, ihr Können, ihren Rang. Lächle ihnen zu. Sie brauchen es. Es gibt Menschen, die enthüllen etwas von ihrer Sehnsucht, ihren Zweifeln, ihrem Misslingen. Neige dich ihnen zu, denn sie schenken dir vom Brot ihrer Wandlungen. |
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09.02.2021, 05:26 | #2 | ||
Hallo betagte Lyrikerin
Zitat:
Besteht für den Lächelnden hernach nicht die Schmach, dafür arrogante und herablassende Blicke zu ernten? Zitat:
in der Not darfs auch mal Kaviar sein. So nährt man sein Selbstwertgefühl, für Unvermögende ist Brot das Ziel, nicht wahr? |
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10.02.2021, 17:38 | #3 |
Hallo Vers-Auen,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Deine Interpretation und meine Intentionen liegen diesmal etwas weit auseinander. Aber das mag ja am Text liegen, der in unterschiedlichen "Wahrnehmungslandschaften" nicht gleichermaßen "funktioniert". Ich erläutere ihn mal noch nicht. Vielleicht finden sich ja noch andere Lesarten. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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10.02.2021, 19:18 | #4 |
gesperrt
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es gibt Menschen
genau das hast du getan
du hast etwas gezeigt- von diesem Brot sollte sich jeder ernähren,der Verse schreibt- Funny |
14.02.2021, 06:34 | #5 | |
Nichts für ungut!
Zitat:
Ich bin wahrlich kein Poser, aber dennoch leuchten bei mir alle Alarmglocken auf, wenn mich jemand anlächelt. D.h. meine sportlichen Autos wurden damals schon, ein paar mal von grinsenden Neidern zerkratzt. LG |
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14.02.2021, 14:15 | #6 |
Hallo Vers-Auen,
mit Neid habe ich nichts am Hut. Man kann mir so manche Charakterschwäche zurecht nachsagen, aber Neid auf den Besitz anderer gehört nicht dazu. Warum sollst Du nicht Freude am sportlichen Fahren haben und Freude an Deinem Auto? Das ist nicht Thema meines Textes. Aber wenn das "Winken" mit Besitz, Können und Rang die ganze Persönlichkeit ausmachen, dann kann ich nur lächeln. Vielleicht kennst du auch solche Menschen, die ich wie folgt kurz skizzieren will. Wenn Du sie triffst, gibt es - Bussi links, Bussi rechts - eine überschäumende Tirade. "Du musst unbedingt einmal vorbeikommen. Wir sehen uns viel zu selten". Würdest du diese Aufforderung ernst nehmen und unangemeldet vorbeischauen, würdest du dein blaues Wunder erleben. Rufst Du, höflich wie du bist, vorher an, wirst du feststellen, dass - oh welch ein Unglück - niemals die richtige Zeit für ein Treffen ist. Über diese Menschen mit ihren Erfolgsattributen, mit denen kein wirkliches Gespräch möglich ist, lächelt das LyrIch in meinem Text. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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14.02.2021, 18:22 | #7 |
gesperrt
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Menschen
Lächeln ist für jeden Menschen gut.Ganz abgesehen davon,dass Lächeln viel
kaschieren kann,weil die Gedanken ja immer noch frei sind,brauchen wohl auch solche "Herzeiger" Aufmerksamkeit.Möglich,dass sie nichts anderes zum Vorzeigen haben,als die Dinge ,die sie uns mit ihrem Luxus anbieten.Wir dürfen aber auch nicht vergessen, nicht alle,die etwas haben,sind aprupt dazu gelangt.Ich lebe nicht in Armut,habe mir aber alles erarbeitet.Ich zeige gern mein schönes Cabrio,mein teures e bike,meine chicken Klamotten.Ich kaufe aber auch Bücher und Plastiken und Bilder.Es liegt in unser Natur zu zeigen was wir haben und andere daran teilhaben zu lassen. Ich meine,ich habe dennoch ein Lächeln verdient Viel wichtiger sind die letzten Zeilen dieses starken Gedichts. .Da ist von Aufmerksamkeit die Rede,von Menschen,die über andere nachdenken,aufmerksam sind . Aufmerksamkeit ist der Anfang der Leidenschaft. |
15.02.2021, 15:58 | #8 |
Hallo Funny,
natürlich hast du ein Lächeln verdient und die Freude an den Dingen, die Du Dir erarbeitet hast. Ich gebe Dir Recht, die zentrale Aussage steckt im zweiten Teil des Gedichts. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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15.02.2021, 16:45 | #9 |
Forumsleitung
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Durch die vielen Kommentare bin ich wiederholt auf dieses Gedicht aufmerksam gemacht und dazu motiviert worden, mich näher damit zu befassen.
Rein vom Klang der Worte liest es sich gefällig und scheint eine human orientierte Aufforderung zu beinhalten. Doch bei näherer Betrachtung entstehen erhebliche Störgefühle. Da ist zunächst die Polarisierung zweier Menschengruppen, deren Subtext suggeriert: Auf der einen Seite stehen die Reichen, Ranghohen, die nichts zu lachen haben – ergo, unglücklich sind, denn das wäre das zu ziehende Fazit. Auf der anderen Seite haben wir die Gefühlsmenschen, die wegen ihrer Sehnsüchte und Zweifel ebenfalls keinen Grund zum Glücklichsein haben. Die Bedürftigeren sind jedoch die Elitemenschen, denn ihnen muss man, da sie nichts zu lachen haben, ein Lächeln schenken. Die Unterprivilegierten hingegen sind die wahren Reichen, denn sie haben vom „Brot ihrer Wandlungen“ so reichlich, dass sie davon noch etwas verschenken können. Das sind schlicht und einfach problematische Klischees. Auch wenn Ranghoheit und Besitz verpflichten und per se nicht glücklich machen, heißt das nicht, dass die Menschen dieser Gesellschaftsgruppe auf das gnadenvolle Lächeln anderer Menschen angewiesen sind. Wobei man zweierlei diskutieren könnte: Jeder Philosoph und Psychologe kann bestätigen, dass sich kein Mensch dauerhaft glücklich fühlen kann (er würde dabei verblöden!), sondern allenfalls zufrieden sein wird, und das macht sich nicht an Reichtum, sondern an anderen Dingen fest, wie z.B. Freiheit, Gestaltungsmöglichkeit und das Wissen, wer man ist und was man tut. Und was bedeutet „ein Lächeln“? Ist es freundlich und wohlwollend gemeint? Oder neidvoll, herablassend, verächtlich? Drückt es vielleicht Bedauern aus, weil man nicht in der Haut dieses Elitemenschen stecken möchte? Auch der nächste Aspekt ist problematisch: Wieso sollten sich Menschen, die Sehnsüchte und Zweifel haben, die vielleicht sogar schon einmal an einer Aufgabe gescheitert sind, die einzigen sein, die derart wertvolle Wandlungen durchgemacht haben, dass sie von ihrer Weisheit abgeben können? Will man den Privilegierten etwa absprechen, fähig zur Sehnsucht und zum Selbstzweifel zu sein? Sind nicht gerade sie es, die Risiken eingehen und sich bewusst sind, scheitern zu können – sowohl beruflich wie privat? Und was ist mit „Wandlungen“ überhaupt gemeint? Menschen können sich positiv, aber auch negativ wandeln, und zwar alle Menschen, egal welcher Schicht. Die „Brot“-Metapher lässt darauf schließen, dass eine positive Wandlung gemeint ist, denn Brot nährt den Menschen. Das ist jedoch eine einseitige und zudem ungerechtfertigte Schlussfolgerung. Wäre es nicht sinnvoller, den Zweifelnden und vom Misslingen heimgesuchten Menschen zuzulächeln, um ihnen Mut zu machen und Vertrauen zu schenken, andererseits von den Privilegierten zu nehmen, was sie entbehren können? Ich habe also, wie man sieht, mit dem Text meine liebe Not. Nun könnte man als Autor dieser Zeilen argumentieren, als Polarisierung seien sie nicht gewollt gewesen, vielmehr als ein willkürliches Herausgreifen zweier verschiedener Positionen aus vielen anderen. Trotzdem: Die Form des Gedichts und die Wiederholung des Wortes „schenken“ suggeriert dringend eine direkte Gegenüberstellung. Und diese greift meiner Auffassung nach völlig daneben. Ich will meinen Kommentar jedoch nicht als das Zerreißen des Gedichts gewertet sehen, sondern als eine kritische Auseinandersetzung. Jeder Meinung, die meiner entgegensteht, werde ich mich mit Interesse widmen. |
15.02.2021, 18:44 | #10 |
abgemeldet
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Ich habe mich von der Kritik an den Texten unserer lieben alten Lyrikerin zurückgezogen. Aber ich kann sagen dass Ilka mit jedem Wort recht hat. Dieser Text hat sämtliche Inhalte und was er damit sagen will komplett - fast ins sinnlose - verzerrt. Das ist aber verständlich denn dieses Thema muss man ganz anders in die Hand nehmen. Hier ist es extrem unrealistisch geschehen.
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15.02.2021, 19:28 | #11 | |
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Ich verstehe den Text nicht so, dass AlteLyrikerin diese beiden Gruppen gegenüber stellt, sondern eher so, dass, egal in welcher Gruppe, es Menschen gibt, denen es wichtig ist die genannten Dinge zur Schau zu stellen. Selbst in einer Gruppe von materiell ärmeren Menschen, gibt es die, die in dieser Gruppe damit agieren, was sie mehr erreicht haben als die anderen und nicht was sie "sind" im Sinne vom Sein. Genau das gibt es auch in der Gruppe der materiell reicheren Personen. Die Einstellung, den vorzeigbaren Aspekt in den Vordergrund zu stellen, kann verhindern, dass Wandlung geschieht ... weil die Konzentration auf anderen Dingen liegen.( Manchmal geschieht sie aber trotzdem) Dass AlteLyrikerin eben diese beiden Gruppen, schwarzweißdenkend, gegenüberstellt lese ich in keiner Zeile.
Sondern nur die Gruppen des unterschiedlichen Handelns. Liebe alte Lyrikerin, der Schluss, der jeweils gezogen wird, ist ein schöner Gedanke. Ich glaube aber eher, dass vor allem der letzte Vers, nur dann nachvollzogen werden kann, wenn das Lyrische Du solche Wandlung(en) schon erkennend erlebt hat. Dann aber braucht es die Aufmerksamkeit des Lyrischen "Ich" nicht mehr. Der Gedanke des letzten Verses klingt etwas "gönnerisch" Vermutlich ist es dann und wann, wenn es wirklich aus dem Herzen kommt, eine gute Idee, zu lächeln. Nicht um des Brauchens Willen, sondern, weil ein Moment des Verstehens entsteht durch das Erkennen einer früheren eigenen "Arroganz" und dem Schmerz, den es gebraucht hat, um sich woandershin zu denken. Vielleicht würde es ausreichen, die Strophen ohne die Hinweise stehen zu lassen. Interessante Gegenüberstellung, finde ich .... Zitat:
Liebe Grüße Zaubersee |
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20.02.2021, 13:01 | #12 |
Herzlichen Dank, Ilka-Maria und Zaubersee, für Eure ausführlichen Antworten, Danke auch Dir, Ralfchen, dass Du vorbeigeschaut hast.
Zunächst bitte ich um Verzeihung für mein sehr verspätetes Antworten. Hier ist es ja erforderlich mehr zu schreiben als nur ein "Dankeschön, habe mich gefreut", und dafür hatte ich in den letzten Tagen keine Power. @Ilka-Maria: Du liest aus den Zeilen problematische Klischees, eine Polarisierung, die "unglückliche Reiche" und bedürftige "Gefühlsmenschen" gegenüber stellt, wobei die Gefühlsmenschen noch eine Art "Elite" darstellen sollen. Das war nicht meine Absicht. Wie Zaubersee schreibt, gibt es dieses Zurschaustellen von Besitz bei den unterschiedlichsten Menschen aus allen Schichten. Wobei ich nicht die Freude an Besitz kritisch sehe, sondern diesen abwertenden habitus, der Mensch mit Erfolg und Erfolg mit erworbenem Besitz gleich setzt. Ich hatte da die Reklame vor Augen, die es vor lange Zeit mal gab (mein Auto, mein Haus, mein Boot, meine Pferd). Dem lyrischen Ich geht es in erster Linie um die Qualität von Beziehungen und menschlicher Kommunikation. Wenn ein Du, aus welcher gesellschaftlichen Schicht auch immer, nur Besitz, Können, Rang in den Vordergrund des Austauschs stellt, dann lächelt das lyrische Ich und zieht weiter, denn das brauch es nicht. In Gesprächen mit Schwerkranken und Sterbenden habe ich oft von deren unerfüllten Wünschen gehört, oder von misslungenen Versuchen etwas richtig zu machen. Auch bei echten Freunden höre ich von ihren tiefen Wünschen und heftigen Zweifeln oder Ängsten. Damit geben sie etwas preis von sich, das nicht dem üblichen small talk entspricht. Etwas, das ihnen auch schaden könnte, wenn es einfach so weiter verbreitet werden würde. Solche Gespräche empfindet das lyrische Ich als Geschenk, es kann Impulse darin finden für seine eigene Entwicklung. @Zaubersee: Ja, in den beiden Reaktionen auf das unterschiedliche Verhalten kann viel Missverständliches liegen. Wenn ein Leser sich daran stößt, dann ist meiner Meinung nach auch schon etwas erreicht. Es ist vielleicht nicht das Schlechteste, wenn ein Gedicht "anstößig" ist und zum Nachdenken anregt. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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26.02.2021, 22:27 | #13 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.674
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es scheint eine Polarisierung zweier Menschentypen darzustellen, obwohl doch mehr existieren und jeder nie so klar abgrenzen kann, irgenwann wird jeder irgendwie eingeordnet, zumindest in der Fremdwahrnehmung.
Mir gefällt es einfach. |
01.03.2021, 18:34 | #14 |
Hallo dunkler Traum,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Über "Mir gefällt es einfach." habe ich mich sehr gefreut. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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Lesezeichen für Es gibt Menschen |
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