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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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04.03.2006, 13:36 | #1 |
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Jagdfieber
Der Mensch, vom Weib geboren, ist ein Jäger.
Und Jagen dünkt ihm, sei des Lebens Sinn. Nach Macht und Ruhm und ird´schem Gut zu streben, hält er für seinen wichtigsten Gewinn. So jagt er viele Stunden seines Lebens, manch trügerischen Hoffnung hinterher. Sein Blick verengt sich, ist auf´s Ziel gerichtet, wird nicht gewahr der Menschen um ihn her. Seine Gedanken kreisen nur um eines, die Beute zu erjagen, möglichst bald. Hört nicht das bange Rufen seines Nächsten, in seinem Herzen wurd`es längst schon kalt. Ist dann das Ziel erreicht, die Beut`erjaget, tritt gleich ein Größres, Schönres auf den Plan. Und eine neue, bess´re Beute winket und schlägt den Jäger in den Bann. Da wird der Jäger langsam zum Gejagten, das Jagen zum allein´gen Lebenszweck. Die andern zogen längst schon ihrer Wege, der Jäger tritt noch immer auf dem Fleck. Er hat verlernt, die Menschen zu verstehen, verlernt mit andern sich so recht zu freun, verlernt, sich seinen Freunden mitzuteilen, nun ist er alt und mit sich ganz allein. So manchesmal in einer stillen Stunde, denkt er jetzt an die sel´ge Zeit zurück, als er, so unbeschwert, in Kindheitstagen, nichts wußte von der Jagd nach Lebensglück. Von seinen Jagdtrophäen ist ihm nichts geblieben; er ließ sie Andern, denen sie mehr wert. Auch seine Ziele blieben nicht diesselben, er weiß um das nun was da ewig währt. Doch geht die Lebenszeit langsam zu Ende, und was ihm bleibt, ist die Erinnerung: "Dass Menschenlieb`auf Erden zu erstreben zufried´ner stimmt, als Jagd nach Selbstverwirklichung." |
29.04.2006, 12:31 | #2 |
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Hallo Albatros
Nichts bleibt mir verborgen, und nach langem Stöbern bin ich auf dieses hier gestoßen. Und was für ein klasse Gedicht, einfach toll wie du es zum vorschein bringst, das Menschen in ihrem Leben immer nach etwas hinterher jagen. Es ist gut umgesetzt das sich viele einfach nur selbst sehen und alles andere um sich herum nicht mehr sehen, total fernab vom Realen Leben sind, nur um das zu bekommen was sie jagen und dann zum Schluß die wunderbare wendung, der Selbstfindung. Echt toll, sehr gern gelesen Ich hoffe mal das war die richtige Interpretation. |
29.04.2006, 12:54 | #3 |
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Hallo Angel,
war offen gesagt überrascht, dass sich noch jemand auf "Jagdfieber" meldet. Fand`es seinerzeit allerdings schade, dass gar keine Resonanz
erfolgte. Um so mehr freut es mich, dass es, wenn auch spät, noch In- teresse fand. Ist, wenn ich es noch recht weiß mein zweites Gedicht überhaupt. Deine Interpretation ist natürlich richtig. Nun ja, schwierig dürfte es auch nicht zu verstehen gewesen sein. Leider möchten die meisten heute Gedichte, in die sie was hineininter- pretieren können. Obwohl m. E. dabei manchesmal die tatsächliche Aus- sage des Schreibenden total verkannt wird, oder das Gedicht wird von vielen überhaupt nicht verstanden. Zu der Thematik spricht mein Ge- dicht "Poetenlatein" im Unterforum "Fein und bunt garniert". Also nochmals Danke für Dein Lob. Gruß Albatros |