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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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03.07.2013, 14:57 | #1 |
R.I.P.
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Entlassen
Entlassen
Aus der Haft frischauf entlassen, geht mir manches durch den Sinn. Es johlen wieder neue Massen. Obwohl ich immer ich nur bin. Ich zieh mit Pennern in die "Schwemme". Ich trinke mit Graf d'Aut heut den Kir. Doch bin ich immer wieder in der Klemme: Will man mich weder dort noch hier? Da stehe ich mit Rat und Tat mir selbst an meiner Seite. So manches schmutzige Traktat ward dem Traktäter rasch zur Pleite. Die wahren Freunde kamen zu Besuch. sie brachten Lied und Honigbrot. Ich las so manches gute Buch und litt nicht die geringste Not. Im Gegenteil: Die Zeit der Ruhe hat mir im Innern gut getan. Ich wechselte nur mein Paar Schuhe und zog die alten nicht mehr an. Seitdem wuchs mir auch eine Blume: Sie ist wohlduftend, nennt sich Spott. Ich dünge sie mit meiner Krume, tagtäglich, namens Hüttehott. Ich kanns auch "Lauskrak"* nennen, das macht mir gar nix aus. Ich laß die rote Fackel brennen und hebe braune Nester aus. * Damit wurde ein Großer schändlich beleidigt. |
03.07.2013, 16:09 | #2 |
Da hatte die Haft ja dann doch was Gutes - und wenn es die Inspiration zu diesem gelungenen Gedicht war.
Gruß, A.D. |
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03.07.2013, 19:45 | #3 |
R.I.P.
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Herzlichen Dank, lieber AnDi -
Du gehörst offensichtlich nicht zu denen, die mich gerne lebenslang weggesperrt sähen. Grüße von Thing |
03.07.2013, 19:49 | #4 |
Hier bemühen wir uns alle um die Kunst - warum sollte ich dann auf jemanden verzichten wollen, der diese lebt?
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04.07.2013, 06:17 | #5 |
abgemeldet
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Ich halte das Nest ja immer noch für einen Adlerbau, aber so engagiert macht man sich gerne selbst Mut, wenn nur die Realität zweckentfremdet werden muss, um ihr den Stempel aufzudrücken, der ins Verderben führt. Aber es wird natürlich hiermit auch Standhaftigkeit karikiert, was weder rot noch braun nützt.
LG RS |
04.07.2013, 08:48 | #6 |
R.I.P.
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Du sprichst in Rätseln.
Zweckentfremdete Realität? Die rote Fackel hast Du ganz offenkundig fehlgedeutet, obwohl mein Hinweis nicht zu übersehen war. Freundlichen Gruß von Thing Geändert von Thing (04.07.2013 um 09:55 Uhr) |
04.07.2013, 19:09 | #7 |
abgemeldet
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Hallo Thing,
hier ist bestimmt die satirische Zeitschrift "Die Fackel" gemeint, in welcher der scharfzüngige Karl Kraus mit den Antisemiten erbarmungslos ins Gericht ging. Lass die helle Fackel weiter brennen, miste den braunen Stall gründlich aus und trink den roten Wein mit den Pennern und Grafen, die dessen würdig sind. Lieben Gruß Rosenblüte |
04.07.2013, 19:23 | #8 |
R.I.P.
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Die "Fackel" war nicht nur satirisch.
(Ich hatte alle 30 Jahrgänge). K.K. ging mit Sprachsündern, "schlechten" Schriftstellern/Dichtern und einer menschenverachtenden Gesetzgebung in Österreich sehr scharf ins Gericht. Ihm ist es zu verdanken, daß nach sehr langem Zögern die Vergewaltigung von Mädchen und Frauen als Straftat deklariert wurde. Mit der Politik war er dauernd im Streit, legte den Finger in die Wunden. Die Schafsköpfe von Zensoren waren aber zu tumb, um ihm etwas anhaben zu können. Auch bei seinen öffentlichen Auftritten nicht. Die haben die Texte schlicht und einfach nicht kapiert. LG Thing |