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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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01.02.2008, 18:54 | #1 |
Windzeit
Auf einem Floß
aus Streichhölzern treibe ich übers Meer Knüpfe mir ein Segeltuch aus Sonnenstrahlen Hänge es hoch in den Himmel eine Brise zu fangen Doch verraten vom Sturm sinke ich in die Tiefe Tarne meine Seele als Fisch damit Möwen ihr Flügel sind |
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01.02.2008, 18:58 | #2 |
Hallo Perry ;o)
schönes Gedicht.. aber die letzte Strophe versteh ich nicht so, was ist gemeint? Man könnte dieses Gedicht auch auf den Menschen übertragen, richtig? Erst ist alles normal, dann geht man sozusagen aus der Deckung, traut sich etwas und wird dann verraten und ist am Ende.. hab ich das richtig interpretiert? lg Mia |
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01.02.2008, 19:11 | #3 | |
Hallo Perry!
Ich sehe hier ein lyr.ich, das jeden Strohhalm ergreift, um vorwärts zu kommen. Besonders gelungen und beeindruckend die letzte Strophe: Zitat:
Gefällt mir! Liebe Grüße Manfred |
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01.02.2008, 19:18 | #4 |
Hi Perry!
Auch für mich ist die letzte Strophe das Highlight des ganzen Werkes, wobei die erste auch sehr gut gelungen ist. Die zweite hingegen ist mir fast etwas zu kitschig - als wäre da eine lächelnde Sinne am Himmel, die gerne ein Paar Strahlen abgibt . "vom Sturm verraten" ist auch eine wenig originelle, dafür aber eindeutige Metapher. Kann man machen. Trotz kleinerer Schwachstellen ein recht ansprechendes Gedicht, vor allem dank dem Finale. Gruß santa fu |
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01.02.2008, 19:51 | #5 |
RE: Windzeit
Hi Perry,
das strotzt ja vor Süffisanz. Du amüsierst Dich köstlich über ein LI, das so abgrundtief naiv ist, auf dem " Floß aus Streichhölzern", also mit für die bestehenden Bedingungen, mit komplett unzulänglicher Ausstattung, auf dem Ozean unterwegs zu sein "treibe ich übers Meer". Noch dazu "treibe", ohne Ruder, ohne Richtung, ohne aktive Steuerungsmöglichkeit. "ein Segeltuch aus Sonnenstrahlen" verdeutlicht die Illusionen des LI, zumal es versucht, damit "die Brise", das Unmögliche zu erhaschen. "Verraten vom Sturm", die stärkste Formulierung Deines Textes. Das LI fühlt sich von dem getäuscht, dessen Wort es nie hatte und muß somit als Konsequenz begreifen: "sinke ich in die Tiefe", will es dennoch nicht verstehen und transzendiert sogar seine Naivität noch über den Tod hinaus, indem es ihr mit den Möven Schwingen verleiht "damit Möwen ihr Schwingen sind". Damit erreicht die Süffisanz den Punkt, wo sie in Zynismus umschlägt angesichts der naiven Verblendung des Schicksals Deines hier skizzierten LI, welches sogar den Seevogel als Boten sieht, der seine Seele zum Himmel trägt, während jener Vogel doch nur sogar auch noch seinen Kadaver verschlingt. Mabel |
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01.02.2008, 23:31 | #6 |
Hey Perry,
ich habe auch erst kürzlich überlegt ein Gedicht zu schreiben mit dem Titel "Sturmzeit". Aber irgendwie versagt mir meine Kreativität im Moment den Dienst und gar nichts ist dabei herausgekommen... bis ich selbst wieder mal was Gutes schreibe, freue ich mich über dein Gedicht. Meine Vorredner haben es ja schon sehr ausführlich auseinandergenommen. Mir gefällt allerdings die als kitschig monierte zweite Strophe besonders gut. Ich sehe eine Lautmalerei bei "Segeltuch" und "Sonnenstrahlen". Die S-Laute als Pfeifen des Windes... das hat irgendwie Stil und hebt deine Intention sehr gut hervor. Ins Schwelgen gebracht hat auch mich die letzte Strophe. Ein wunderschönes Ende für ein so aussagekräftiges Gedicht. Alles Liebe, Isa P.S.: Mabels "Süffisanz" kann ich ehrlich gesagt nicht finden. Ist sie nun da oder nicht?!? |
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02.02.2008, 12:08 | #7 |
Ein Gedicht mit dem gewohnten Perry-Klang, aber mit mehr Länge und, wie ich finde, mehr Tiefe.
Hat mir gefallen zu lesen. Es hat einen weichen Klang, und obwohl die Worte sehr verbraucht sind, stören sie mich hier nicht - was wohl an dem roten Faden und der Harmonie/ Ausgewogenheit liegt, die in deinen Zeilen enthalten ist. Evtl. würde ich das "doch" in Strophe 4 weglassen, und an Anfang Strophe 3 ein "Und" setzen. LG Inline |
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02.02.2008, 16:09 | #8 |
Hallo Mia,
freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt. Neben den Bildern, die einen Menschen als Spielball der Naturgewalten zeigen, kann man darin auch die geistig-religiöse Auseinandersetzung mit der Natur lesen. Letztlich wird der Mensch im Tod wieder Teil der Natur und seine Seele steigt auf (von den Möwen getragen) in den Himmel. Danke für dein Interesse und LG Perry Hallo Franke, schön dass dir meine Zeilen gefallen. Du hast sie gut interpretiert. Danke und LG Perry Hallo santa fu, schön dich bei mir zu lesen. Metaphern sind immer ein wenig Geschmackssache, mir kommt es vor allem auf eine durchgängige Bildebene an. Danke für deine Einschätzung und LG Perry Hallo mabel, ja das LyrIch treibt hilflos auf dem Meer des Lebens. Es erhofft sich Beistand von Gott (Sonne) wird aber vom Schicksal (Sturm) verraten. Ob der Text "süffisant" ist kann ich nicht sagen. Vielleicht ist er etwas ironisch, weil er dem Menschen ein wenig seine Winzigkeit vorhält, wo er sich doch gerne als Krone der Schöpfung sieht. Danke für deine Sicht LG Perry Hallo Fussballerin, schön, dass du die eingestreuten Lautwiederholungen bemerkt hast. Danke für deine lobende Einschätzung, vielleicht kann dich mein Text ja ein wenig inspirieren und du kommst mit deinen Zeilen weiter. Danke und LG Perry Hallo Inline, danke für den "Perry-Klang und die Tiefe." Ja, das "prosaische" doch könnte man auch weglassen, ob aber ein verbindendes und notwendig ist, lasse ich mal noch auf mich wirken. LG Perry |
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02.02.2008, 17:09 | #9 |
RE: Windzeit
Hi Perry,
die ganz so fromme Lesart, die Du nun als richtig erklärst, will mir nicht schmecken, sooft ich das Gedicht auch lese. Die nehme ich Dir nicht ab. Tut mir leid. Mabel |
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02.02.2008, 18:17 | #10 |
Hallo Mabel,
sich im Gefüge der Lebensmächte zu bewegen, lässt alles was man tut sicher etwas klein und naiv erscheinen. Mit Frömmigkeit hat die Erkenntnis, Teil in einem großen Spiel zu sein, allerdings weniger zu tun, eher mit einem philosophischen Glauben, wie man ihn in den östlichen Religionen findet. Danke trotzdem für deine Lesart. LG Perry |
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03.02.2008, 11:10 | #11 |
RE: Windzeit
Finde ich einfach sehr gelungen.
Mit viel Gefühl und wahrhaft ursprünglichen Bildern. Die Gedanken sind frei. Die Natur hat uns nicht verlassen, sie weilt noch in uns! Gruß Milano |
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03.02.2008, 12:49 | #12 |
Hallo Milano,
wenn wir uns als Teil der Natur begreifen, dann verliert sie ihren Schrecken. Allerdings nur, wenn wir an ihren ewigen Kreislauf, sprich eine Wiedergeburt, als as auch immer glauben . Danke für deine Einschätzung und LG Perry |
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