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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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13.09.2008, 19:55 | #1 |
Der Saboteur
Doch, doch, Herr Doktor, Sie haben schon Recht.
Meinen Knochen geht's nur deshalb so schlecht, Weil sie zu viel zu tragen haben. Doch jetzt - verzeih'n Sie - muss ich meinen Magen laben, Weil ...also, seit gestern abend faste ich schon Und nun verlangt das Scheusal den Lohn. Der Magen, dieses ätzende, hohle Organ, Gebärdet sich wie ein wilder Tyrann. Dieser schreckliche Hunger, der quält wie verrückt, Mein Denken liegt brach, ist wie zerstückt. Ich kann nicht schlafen, ist der Magen nicht voll... Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll! Ja doch, Herr Doktor, ich denk an mein Knie. Dreißig Kilo, sagen Sie?! O Gott, lieber Doktor, was soll ich bloß tun?! Der Unersättliche lässt mich nicht ruhn. Standhalten!? Das ist Ihr Rat? Na dann... Morgen, versprochen, fang ich nochmal an... |
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13.09.2008, 20:47 | #2 | ||||||
RE: Der Saboteur
Hallo Schreibhexe!
Dein Gedicht gefällt mir. Den Magen als Saboteur zu bezeichnen, da er eine Gewichtszunahme herbeiführt, die die Knie schädigt, das ist so verdreht und verrückt, dass ich gar nicht genug von diesem Gedanken bekommen kann. Andererseits könnte man das Gedicht auch als Monolog eines Menschen Ansehen, der eine Magentransplantation hinter sich hat, und das neue Organ noch nicht als einen Teil seines eigenen Körpers ansieht, sondern als etwas fremdes, linkes und hinterlistiges. Diese Sichtweis gefällt mir noch ein bisschen besser. Einige Holpler sind noch drin, wie ich finde. Naja - los geht's: Zitat:
Allerdings: Das Versmaß passt im Vergleich erster und zweiter Zeile nicht ganz. Im ersten Vers hast du erst zwei unbetonte (doch doch) Silben, dann folgt ein Anapest mit einer Art Auftakt (ein Germanistiker könnte das natürlich besser ausdrücken). Also: (x x) x X x x X x x X Dann, im zweiten Vers ändert sich das Versmaß jedoch sichtbar ungewollt: x x X x x x X x x X Hier kann ich nicht mehr wirklich ein Versmaß erkennen. Zitat:
"Weil, also... seit gestern, da faste ich schon" (also: xXxXxXxXxXx)? Als Scheusal bezeichnen, das ist schön. Zitat:
Statt "dieses" vielleicht besser "das" - dem Lesefluss zu Liebe. Zitat:
Statt "dieser" vielleicht "sein", um den Magen noch einmal als "Einzelperson" darzustellen und das ganze besser flutschen zu lassen. Und mach doch bitte immer nur drei Punkte als Auslassungszeichen . Zitat:
Zitat:
Weiteres beizeiten, Beste Grüße, erstmalso. ... |
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25.05.2009, 09:01 | #3 |
Hallo, erstmalsooderwie,
nach nun einem halben Jahr Abstinenz (wegen dem Hickhack um lyr.wir) habe ich zwar nicht an Gewicht verloren, aber mir Deine Kritik zu Herzen genommen. Du hast ja Recht. Mir hat der Schluss auch nicht gefallen. Aber nach einigem Abstand ist mir doch noch was Brauchbares eingefallen (hoffe ich). Hier ist das Gedicht in abgeänderter Form: DER SABOTEUR Doch, doch, Herr Doktor, Sie haben schon Recht: Meinen Knochen geht’s nur deshalb so schlecht, weil sie zu viel zu tragen haben. Doch jetzt – verzeih’n Sie – muss ich meinen Magen laben, weil .... also, seit gestern, da faste ich schon und nun verlangt dieser Herr seinen Lohn. Der Magen, dieses ätzende, hohle Organ, Gebärdet sich wie ein wilder Tyrann, Dieser schreckliche Hunger quält wie verrückt, Mein Denken liegt brach, ist wie zerstückt. Ich kann nicht schlafen, ist der Magen nicht voll... Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll! Ja doch, Herr Doktor, ich denk an mein Knie. Dreißig Kilo sagen Sie? O Gott, lieber Doktor, was soll ich bloß tun?! Der Unersättliche lässt mich nicht ruh’n. Torten und Eisbecher schmecken so gut! Bis in den Keller sinkt mir der Mut... In den Kaffee tu ich nur Süßstoff rein! Und trotzdem nehm’ ich nicht ab, ist das nicht gemein? Tun Sie doch was! Ich verlier den Verstand! Herr Doktor!!! Ich will ein Magenband! |
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02.06.2009, 11:29 | #4 |
abgemeldet
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Hallo schreibhexe,
Ha! Wirklich ein hervorragendes Werk! Alles was an Kritik zu schreiben war, hat erstmalsooderwie schon erwähnt. Ah, dein Gedicht gefällt mir sehr. Es sprüht vor Witz und trägt doch eine gewisse Kritik in sich. Sehr schön! Liebe Grüße Lenie |