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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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21.05.2016, 23:35 | #1 |
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494
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Einen Tag entlang.
Du im Sand. Mit den Zehenspitzen die kleinen Muschelschalen beiseite schiebend. Und ich daneben, auf meine Ellenbogen gestützt, rücklings. Der Himmel treibt Wölkchen über den Horizont, ein ruheloser Hirte. Ich greife und nehme eine Hand voll Sand, betrachte die weißen Kristalle, jeder einzelne perfekt.
„Der Himmel hier ist irgendwie anders als sonst. Weißt du was ich meine?“ Ich betrachte erst den Himmel und dann dich und frage mich wer hier tatsächlich anders ist. Ich öffne die Hand ein wenig und lasse Korn für Korn frei. Unter ihr ein kleines Häufchen und das war es. Was in meiner Hand bleibt reibe ich zwischen Daumen und Zeigefinger, kreisende Bewegungen, automatisch. Du zum Horizont schauend, und ich zum Himmel. „Es ist die Farbe“, sage ich schließlich, „das Blau, es ist - irgendwie - verfärbter.“ Darauf lassen wir es beruhen, du blinzelnd, und ich lächle mein Lächeln und damit ist es gut. So liegen wir einige Zeit und da es nicht der Ruhe wegen ist, schweigen wir weil wir einfach nichts sagen können. Ich greife das kleine Büchlein was du mir vor einer Ewigkeit geschenkt hast, der Moment ein Leben weit entfernt. Über das glatte Leder des Einbandes streichend schlage ich eine leere Seite auf und fülle sie mit Wörtern. Krakelige Bogen auf weißem Papier. Du malst mit deinen Fingern Linien in den Sand und mir wird klar, wie ähnlich wir uns doch sind. So vergeht einige Zeit und dann schreibe ich die letze Zeile, schaue dich an bis du erwiderst, wartend was wohl kommen mag. Dann lese ich. -------------------------- Wir (du und ich): ver-unst. Über Nacht die Ecken und Kanten zerfeilt dunkle Späne auf hellem Stoff. Unseren Tag als Herz in die Haut einer alten Eiche geritzt Um schließlich am Abend zu suchen, was wir doch morgens erst - achtlos - aus den Laken schüttelten. -------------------------- Du schaust mich an und verstehst. Später nehme ich deine Hand und wir lieben uns, die Brandung buckelt über unsere zuckenden Körper. An unserer nassen Haut klebt Sand. Weiße Kristalle, jeder einzelne rau und perfekt. Ich lege dir eine Decke über die Schultern und wir schauen zu, wie die Sonne glutrot im Meer verschwindet. Unsere Hände drücken zwei tiefe Spuren in den Sand. Es ist dunkel, aber unsere Gedanken glühen. Zwei Fackeln in einer Nacht voller Strohfeuer. |
22.05.2016, 16:13 | #2 |
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269
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Lieber Glasauge Bill,
eine schöne Kurzgeschichte die mir gut gefällt. Sehr gern gelesen! Liebe Grüße Gylon |
19.06.2017, 23:35 | #3 |
abgemeldet
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Schön und sehr stilsicher geschrieben. Da hat sich der Horizont und der Himmel gefunden. Wo Hört der Himmel auf
und wo fängt der Horizont an. Zahllose Kristalle und doch haben sich die zwei richtigen gefunden. Es ist irgendwie anders. |
Lesezeichen für Einen Tag entlang. |
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