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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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27.05.2018, 09:09 | #1 |
Gast
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Bakschischmentalität
Bakschischmentalität ©Hans Hartmut Karg 2018 Die Untugend der Trinkgeldgabe Hat wieder stark um sich gegriffen. Doch auf den gierigen Geldraben Ist bei uns lange schon gepfiffen. Natürlich gibt es Argumente, Wo Menschen wirklich ausgebeutet. Da sind Trinkgelder die Alimente, Für die auch das Gewissen läutet. Persönlich soll das Trinkgeld bleiben, Nicht gießkannenfein ausgebreitet. Man will ja niemandem vorschreiben, Dass er zum Geben gar verleitet...! Deshalb ist Diskretion in Mode – Das Bordkonto wird gleich belastet: Bakschisch ist ein ganz schlimmer Bote, Der nirgendwo und nirgends rastet. Betreiber nun der Kreuzfahrtschiffe Sollen die Kräfte fair bezahlen. Denn das erspart die Bakschischgriffe: Man tritt in keine Zusatzfallen! Menschen brauchen Sicherheit, Die Gäste wie auch Angestellte. Der Festpreis ist deshalb kein Leid: Er ist und bleibt das fest Bestellte! Wer das Gebuchte sicher weiß, Der wird auch besser planen können. Die Überraschung ist kein Preis, Den sich die klugen Köpfe gönnen... * |
27.05.2018, 11:43 | #2 |
Hallo Dr. Karg,
der Fehler, denk ich, liegt woanders: Menschen, die genug verdienen, haben auch kein Problem, Trinkgeld zu geben. Wer sich alles vom Mund absparen muss, kann sich das dagegen einfach nicht leisten. Hier müsste man mit der Forderung nach mehr Lohn kommen (aber nicht nur für die Dienstleister, sondern für alle) und nicht nach weniger Trinkgeld, damit zäumt man das Pferd von hinten auf. Ich finde nämlich schon, dass in der Dienstleistungsbranche Trinkgeld erwartet werden kann. Wenn du über eine Kreuzfahrt schreibst, wirst du wahrscheinlich die Küche, Zimmermädchen etc. meinen. Das ist Knochenarbeit und ich finde, diese Angestellten haben sich wahrhaftig ein Trinkgeld verdient. LG DieSilbermöwe |
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01.06.2018, 10:48 | #3 |
Gast
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Re: Bakschischmentalität
Liebe Silbermöwe,
gerade durch diese Sichtweise wird ja die Trinkgeldmentalität verstärkt. Würden die Betreiber von Kreuzfahrtschiffen ihre Angestellten anständig entlohnen, müsste es diese Untugend gar nicht erst geben. LG H. H. Karg |
01.06.2018, 17:47 | #4 |
Ich glaube, du hast mich nicht so richtig verstanden....
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02.06.2018, 10:57 | #5 |
Gast
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Re: Bakschischmentalität
Liebe Silbermöwe,
doch, schon. Ich denke aber, dass das von den Betreibern der Kreuzfahrtschiffe initiierte Ritual, bei den Fahrgästen auf die Mitleidsdrüse zu drücken, den Betreibern gerade jenen zusätzlichen Gewinn beschert, mit dem sie weitere Schwerölschleudern bauen lassen können. LG H. H. Karg |
02.06.2018, 11:37 | #6 |
Forumsleitung
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Dagegen gibt es ein einfaches Mittel: Reisen auf Kreuzfahrtschifften vermeiden und statt dessen einen entspannten Wanderurlaub machen.
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02.06.2018, 11:44 | #7 |
Gast
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Re: Bakschischmentalität
Naja, liebe Ilka-Maria,
das wäre natürlich eine sehr persönliche Lösung. Das Problem wäre damit aber nicht aus der Welt geschafft. LG H. H. Karg |
02.06.2018, 12:22 | #8 |
Forumsleitung
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Weshalb sollten Leute wie du und ich sich dazu berufen fühlen, die Probleme bestimmter Wirtschaftsbereiche aus der Welt zu schaffen? Als Konsument kann ich nur mein eigenes Verhalten ändern. Andere in ihrem Konsumverhalten zu missionieren ist nicht mein Stil.
Außerdem hat das Trinkgeld eine durchaus sinnvolle Funktion, die nicht zwangsläufig Subventionscharakter hat: Der Arbeitgeber kann damit rechnen, dass sein Arbeitnehmer den Reisegast höflich und zuvorkommend bedient und seinen Job so gut macht, wie er kann. Trinkgeld ist in Serviceberufen ein Standard, hat also eine lange Tradition. Es hat nämlich etwas mit Anerkennung für Leistung zu tun. Wenn jemand einen schlechten Job macht, z.B. unhöflich und nicht hilfsbereit ist, gibt es - da Trinkgeld eine freiwillige Gabe ist - eben nix. So einfach ist das. Schließlich ist ein Kreuzfahrtschiff keine Kirche, in der ein Klingelbeutel herumgereicht wird und jeden Anwesenden zum Abdrücken von ein paar Münzen zwingt, wenn er die Tuscheilei seiner Nachbarn vermeiden will. Kurz gesagt: Deine Kritik an der Tradition des Trinkgeldes ist an den Haaren herbeigezogen. |
03.06.2018, 08:43 | #9 |
Gast
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Re: Bakschischmentalität
Liebe Ilka-Maria,
als wacher Geist und Staatsbürger ist es für mich sogar meine Aufgabe, nicht die Augen zu verschließen, was an gängigen Phänomenen so durch die Lebenswelt wabern. Dabei geht es nicht um Missionierung, sondern u. a. um Erkenntnisgewinn und Klarsichtnahme. Nun kann man natürlich immer sagen: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Also verschließe ich die Augen und denke bei diesem Gedicht: Don Quichote war wieder unterwegs. Das wäre angesichts der Folgen für die Bediensteten auf den Schiffen und für die gesamte Kreuzfahrtkultur nicht unbedingt edel.... LG H. H. Karg |
03.06.2018, 09:17 | #10 |
Forumsleitung
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Lieber Hans,
ich mag falsch liegen, aber dein Gedicht erregt in mir den Verdacht, dass du persönlich betroffen bist. Du hast eine Reise unternommen, ohne auf die Gepflogenheiten auf einem Kreuzschiff unterrichtet gewesen zu sein. Jetzt ärgerst du dich, dass du aufgrund einer "Bakschischmentalität" mehr Geld ausgeben musstest, als eingeplant war. Vielleicht waren es auch Freunde oder Bekannte, die sich darüber bei dir ausgelassen haben ... aber letztendlich ist das egal. Du stellst eine ganze Berufsgruppe in die Ecke von Nötigern, die kein Trinkgeld verdienen, sondern es als moralische Zwangsabgabe erhalten. Das ist schäbig. Ich bin froh, dass ich nie im Leben einen derartigen Dienstleistungsberuf ausüben musste, denn wer das einmal (wie ich aushilfsweise) gemacht hat, weiß, was für ein Knochenjob das ist. Das Argument, man müsse diese Leute eben besser bezahlen, greift nicht, denn es gibt insbesondere in Deutschland noch eine andere Mentalität: Alles muss so billig wie möglich sein. Deshalb bekommt nur der Reiseveranstalter bzw. -unternehmer die meisten Bucher, der am günstigsten anbieten kann, und da die Personalkosten zu den höchsten Aufwendungen gehören, geht eben nicht mehr Lohn, wenn man seine Mitarbeiter nicht entlassen will. Dieses Problem gibt es allerdings nicht nur auf dem Reisesektor. Wenn ich Taxi fahre, zahle ich dem Fahrer grundsätzlich ein relativ hohes Trinkgeld, weil ich weiß, dass dieser Job nicht nur nervig und schlecht bezahlt, sondern auch gefährlich ist. Das beste, was du tun kannst, um Ärger dieser Art zu vermeiden, ist, keine Dienstleistungen in Anspuch zu nehmen oder das Trinkgeld zu verweigern und zu ertragen, als schäbiger Mensch angesehen zu werden. Besten Gruß Ilka |
03.06.2018, 12:25 | #11 | |
Zitat:
Ich kenn das Ding von beiden Seiten. Als ich kaum Geld zum Leben hatte, war ich auch in der Dienstleistungsbranche tätig. Was habe ich mich da über Trinkgeld gefreut! Nun geht es mir besser, und als ich vor kurzem in einem Hotel war, war es mir Ehrensache, den Zimmermädchen ein Trinkgeld da zu lassen. LG DieSilbermöwe |
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03.06.2018, 16:04 | #12 |
R.I.P.
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Trinkgeld ist ein Dankeschön für Gutes (Bedienung, Küche, Aufmerksamkeit, Taxifahrt, Gärtner, Postbote, Müllabfuhr a.s.o.),
Bakschisch steht m.W. für Bestechungsgeld. Daß selbst die kleinen Kinder in den orientalen Ländern bereits durchdringend nach Bakschisch (in diesem Fall Münzen kreischen), ist nicht verwunderlich. In meinen Augen sind - halten zu Gnaden - Nichttrinkgeldgeber Geizhälse, die den Wert der Dienstleisung nicht (aner)kennen. (Nicht zu sprechen von den Berufen, die rein trinkgeldabhängig sind). Hmhmhmhmhm ... Thing |
04.06.2018, 10:15 | #13 |
Gast
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Re: Bakschischmentalität
Liebe Thing,
natürlich ist mir der Segen von Trinkgeldern bekannt. Aber ich sehe auch zwei Gefahren dabei: 1. Die Kreuzfahrtbetreiber verdienen sich auch dadurch eine Goldene Nase, dass sie ihre Bediensteten wegen der Trinkgeldgabe nicht angemessen entlohnen müssen. 2. Durch die direkte oder unterschwellige Bettelei wird auch so etwas wie eine Grundhaltung zur Korruption gelegt. Wer die Hand aufhält, der erwartet ja immer etwas.... Herzliche Grüße DIR! H. H. Karg |