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Literatur und Autoren Literatur allgemein sowie Rezensionen von Büchern, Stücken und Autoren. |
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21.06.2011, 10:14 | #1 |
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Kleine Geschichte eines Plagiats
Jakob Littner, ein gebildeter Jude, hielt gleich nach dem Krieg seine Erinnerungen fest. Sie wurden vom Herbert Kluger Verlag angenommen, aber unter der Bedingung, der Text müsse überarbeitet werden. Littner willigte nur ungern ein, und 1948 erschien das Buch mit Littners Namen als Autor und ohne Nennung des Bearbeiters.
Dieser Bearbeiter war der junge Wolfgang Koeppen. 1992 übernahm Suhrkamp den kleinen jüdischen Verlag, wurde auf Littners altes Manuskript aufmerksam und veröffentlichte es als Roman unter dem Namen Wolfgang Koeppen als Autor. Dieser hatte den Text Littners weitgehend übernommen, die Bearbeitung bestand lediglich aus ein paar stilistischen Änderungen und Auslassungen. Koeppen leugnete in Gesprächen, Littner je begegnet zu sein; in anderen Gesprächen sagte er dagenen aus, Littner sei ihm unsympathisch gewesen. Er hat also nicht nur abgeschrieben, sondern auch gelogen. Inzwischen hat der Metropol Verlag das Originalmanuskript unter dem Namen des rechtmäßigen Autors herausgegeben. Soviel zur Reputation eines der "bedeutensten deutschen Schriftstellers". |
21.06.2011, 10:27 | #2 |
R.I.P.
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Brecht hat ungeniert Villon plagiiert.
Na und ? Künstler dürfen das. Ich, als kleines Licht, hab nicht die Traute. |
21.06.2011, 10:32 | #3 |
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Ich kleines Geflacker schon.
--- Versuchung Wie geht es mir doch heut so gut : Um meinen Roten funkelt die Glut, Nostalgia hudert altvergeßne Brut, Donars Tag bringt wieder neue Wut. Endlich pulst das träge, alte Blut Reger als der gewohnte müde Mut. Sagen will ich's unter neuer Hut: All mein wahres Hab und Gut: Macht, die im Herzen ruht. 21.Juni 2011 (c) Schamansky --- Irgendwelche Einwände? |
21.06.2011, 10:37 | #4 |
R.I.P.
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Ja!
Du hast es versäumt, die Korrektur in der letzten Zeile anzubringen: "tief" vor im Herzen. Du Schlingel! Und - nä? KURSIV zitieren! Aber es weiß ja Jeder, daß das nur ein Thing sein kann. |
21.06.2011, 10:39 | #5 |
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Das ist meine "Bearbeitung". Das h in Nosthalgie habe ich auch herausgenommen.
Und jetzt singen wir alle zusammen ein Lied, das ich vor 30 Jahren (als 11jähriger) geschrieben habe: Denn das ist alles nur geklaut, |
21.06.2011, 10:40 | #6 |
R.I.P.
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Aber das h habe ich dem Tarkowski-Film entlehnt!
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21.06.2011, 10:42 | #7 |
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Ich will mein Drehbuch zurück!
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21.06.2011, 10:46 | #8 |
R.I.P.
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Geb ich Dir.
Mach n Akrostichon draus! Mein Original mit den bemühten ut (ein Reim fiel mir noch bei, haha) ist nämlich eins. Lirilalafari..... Thing (Rolumus) |
21.06.2011, 10:53 | #9 | |
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Zitat:
Im Falle Littners gab es Erben, die gegen das Plagiat vorgingen. |
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21.06.2011, 10:55 | #10 |
R.I.P.
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Gereicht es dem Plagiierten nicht zur Ehre, plagiiert zu werden?
Mich zitiert in zwei oder drei Jahren keiner. Und vorher, jetzt, auch nicht. Seufz. |
21.06.2011, 11:04 | #11 |
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Peinlich ist heut gar nichts mehr,
Lug und Trug sind überall. Alles kommt korrupt daher, Ganz normal ist dieser Fall. Ist so. War so. Wird so bleiben. Also Schluß mit dem Radau. Trau Dich, schamlos abzuschreiben, Es schert wirklich keine Sau. |
21.06.2011, 11:05 | #12 |
R.I.P.
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"Mach hier nicht Krawall"
hätte ausgezeichnet in Dein Akrostichon gepaßt! Popoment von Thing |
21.06.2011, 11:10 | #13 |
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Guter Vorschlag!
Habe aber eine andere Lösung gefunden. |
22.06.2011, 12:11 | #14 |
ich kenne leider nicht mehr den genauen wortlaut des zitates, aber sinngemäß hat herr von Goethe sowas gesagt wie ;abschreiben ist vollkommen legitime inspiration, man muss es nur richtig machen und wissen von wem man kopiert; also auch der deutsch dichter fürst hat sich manchmal fremder inspiration bedient.
LG |
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22.06.2011, 12:17 | #15 |
R.I.P.
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Ja;
aber zwischen Anregung, Inspiration und "wörtlich abschreiben" (Plagiat) ist ein himmelweiter Unterschied. Hätten wir keine großen Dichter - ich wäre eine taube Nuß. |
22.06.2011, 12:37 | #16 | |
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Zitat:
Das stimmt nicht ganz. Wenn Goethe z.B. auf den Faust als volkstümliche Erzählung zurückgreift und daraus ein eigenes Werk wie ein Drama bastelt, ist das kein Plagiat, sondern eine Adaption. Auch hat Inspiration mit Abschreiben überhaupt nichts zu tun. Genausowenig haben Brecht, Anouilh und Hochhuth von Sophokles "abgeschrieben", als sie die "Antigone" bearbeiteten. Auch kennt jeder die Quellen solcher Stoffe. Koeppen dagegen hat geleugnet, den Autor, dessen Werk er unter seinem eigenen Namen verkauft hat, überhaupt gekannt zu haben. |
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22.06.2011, 12:40 | #17 |
ich mein ja auch nur .... natürlich ist wörtliches kopieren von texten keine große kunst und eine andere sache als sich 'inspirieren' zu lassen!
hab vor jahren mal ein buch gelesen, in dem die hauptfigur um einen schreibwetbewerb und damit ein treffen mit Ernest Hemmingway zu gewinnen den text eines mitschülers kopierte. etwa im stile von club der toten dichter. man konnte die hauptperson gut verstehen es hat ihm einfach jegliche inspiration gefehlt. ... im endeffekt hats ihm jedoch auch nix gebracht, weil sich hemmingway eine woche vorm treffen erschossen hat ... interpretationswürdig vielleicht LG |
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22.06.2011, 12:52 | #18 |
R.I.P.
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Goethe hat auf Christopher Marlowe zurückgegriffen.
Aber lediglich das Thema adaptiert. Keine einzige Zeile kopiert. |
23.06.2011, 20:32 | #19 |
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Beiträge: 1.026
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Mal eine andere Frage, abseits vom Thema Plagiat:
Ich war mit einer großen Gruppe unserer Gemeinde in der letzten Woche in Dresden und unserer Partnerstadt Meißen. Für die Lektüre unterwegs im Bus (immerhin sieben Stunden) hatte ich mir ein altes Reklamheft von Goethes Reineke Fuchs mitgenommen, denn Pfingsten, das liebliche Fest war gekommen. Mit großem Vergnügen habe ich diese Verse wieder gelesen und den großen Meister Goethe insgeheim bewundert, mit welcher Sprachkunst und Erfindungsreichtum er den hinterlistigen Fuchs immer wieder der gerechten Strafe entkommen lässt. Weiß jemand, woher Goethe diesen Stoff hat? Ihr seid doch alle so belesen. LG Fridolin |
23.06.2011, 21:23 | #20 |
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Beiträge: 2.884
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Unter dem Begriff "Reineke Fuchs" findet sich ein sehr detaillierter Wikipedia-Artikel.
Der Fuchs ist als "Reinaert de vos" auch in den Niederlanden bekannt. In Zeeuws-Vlaanderen befindet sich ein Reineke-Rundweg mit Tafeln, auf denen Szenen aus dem Reineke-Epos dargestellt werden, und im Städtchen Hulst hat man ihm sogar ein Denkmal gesetzt. http://upload.wikimedia.org/wikipedi...ertCloseup.JPG |
24.06.2011, 07:47 | #21 |
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Beiträge: 1.026
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Danke, Schamansky, für den Hinweis auf Wikipedia, hätte ich auch draufkommen können.
LG Fridolin |
25.06.2011, 07:36 | #22 |
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sind wir nicht alle ein bischen goethe?
lg sabi |
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