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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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16.09.2005, 18:51 | #1 |
Reizballett
Reizballett
-1. Version- Tanz bei Nacht auf Zehenspitzen Spiel den Prolog zum ersten Akt Ergib dich gänzlich unsrem Takt Bis Funken auf den Lidern blitzen Streicher klingen durch die Hallen Du hörst die sanfte Symphonie Ergib dich dieser Melodie Und lass den Seidenregen fallen Folg dem Pfad der Fioretten Untermalt von Instrumenten Hin zu mir, dem Dirigenten Und zeig mir schönste Pirouetten Führ mich still zum Federbecken Um Liebestänze zu entdecken Wenn unsre Körper sich umschlingen Harfensaiten lauter klingen Dann lass mich an den Funken lecken Und jenen Akt zum Ende bringen Von dem die Fantasien singen Tanz bei Nacht auf Zehenspitzen Den Epilog zum letzten Akt Und wenn die Sonnenstrahlen blitzen Bringt mich die Wachheit aus dem Takt Gewidmet: Julia Langer © Benjamin Stadler |
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26.12.2006, 19:06 | #2 |
Hallo Poesielos,
zuerst ist zu sagen: Deine letzte Strophe ist der Hammer! Würde ich mir fast in eine Signatur klemmen, mit Verweis auf diesen Text - umwerfend! Deine erste Strophe finde ich dann sprachlich wieder nicht so gut gelungen. Was zuerst stört ist dein ABBA - hier hätte ich lieber einen Kreuzreim gelesen. Den Umarmenden dichte ich dann doch lieber längeren (Verslänge) Werken an, z.B. expressionistischen Gedichten. Was dieses Reimschema in meinen Augen unterstützt - negativ - sind deine vielen Zischlaute in besagter Strophe. Strophe 2 ist ihrer Bilder halber nicht wirklich auf dem neusten Stand, was heißen soll, dass ich als Leser nicht überrascht werde in meinem Anliegen. Hier hast du erneut umarmend gereimt, was aber durch das weiche männliche (schönes Oxymoron) Streicher klingen durch die Hallen Du hörst die sanfte Symphonie Ergib dich dieser Melodie Und lass den Seidenregen fallen nicht gleich der ersten Strophe auffällt. Dritte Strophe fällt durch ihre Reime auf. Wie zu erwarten habe ich Fioretten auf Pirouretten noch nie gelesen. Vierte Strophe finde ich hier als Septet schon recht komisch. Also was du damit bezwecken wolltest würde mich schon interessieren! Hier malt sich mir der Schwanensee als Ballett; durch die Federbecken und die Liebestänze, wie auch die Harfen. Ja, vierte, schon erwähnte Strophe finde ich dann nach wie vor göttlich. Einzig negativ ist hier der letzte Vers der im Vergleich zum Rest deutlich hinten ansteht. Metrum scheint keine Holper zu implizieren. Jamben und Trochäen alternieren sauber, und die Mischung deiner Kadenzen mundet recht gesund. Schönes Teil - ohne große Überraschung, aber schön! Mal sehen ob ich Version II auch bei Wer Ist On finde... edit die Suche ergab das Version II hier nicht existiert - schade! Gruß, demian |
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26.12.2006, 19:21 | #3 |
Hallo demian,
und danke für die hervorragende Auseinandersetzung mit dem Gedicht "Reizballett". Eine 2. Version ist noch nicht existent, aber ich überlege schon seit längerem, mich dieser mal zu widmen. Bleibt abzuwarten, ob und wann diese online zu finden sein wird. Doch jetzt zu den Fragen, Ideen, Anregungen von deiner Seite aus: Allgemein: Die Vielzahl der Menschen, die dieses Gedicht gelesen haben, empfinden mein Werk als kalt und ausdruckslos. Ich bin noch immer etwas gespalten. Möglicherweise sind nicht jedem meine Metaphern klar oder ist das Gedicht nicht "kitschig" genug? Ich habe keine Ahnung. Zur Metrik: Es gibt tatsächlich doch einige metrischen Wechsel, so wie sich auch beim Schwanensee das Klangbild ändert. Auch die Silbenzahlenänderungen als solche voll beabsichtigt und komplimentieren mit dem von dir richtig herausgelesenen Ballettstück! Zur 1. Strophe: Ja, natürlich geht es um den Liebesakt selbst, auch wenn das zu Beginn noch nicht ganz so ersichtlich sein sollte. Der "Prolog" ist ein deutliches Zeichen für eine Art Vorspiel, jedoch sollte das Primärbild noch immer das des normalen Balletts sein, welches stets einen sehr beschwinglichen, aber spannenden Anfang hat. Das Blitzen der Lider ist dann allerdings das erste deutlichere Zeichen auf das Vorspiel, da es sich einerseits um den Blickfang handelt und andererseits um die erwartungsvolle Haltung des Lyrischen Ichs gegen über dem Du. Zur 2. Strophe: Die Streicher zielen voll und ganz auf das Streicheln ab, die ersten vorsichtigen Berührungen der Haut der Tänzerin durch das Lyrischen Ich. Der Rhythmus ist weiterhin seicht, ähnlich wie beim zweiten Akt eines Ballettstückes, wobei der Inhalt des Stückes nun deutlicher werden sollte. Deshalb das Bild des Streichorchesters, welches den Sinnestaumel der sich Liebenden darstellen soll. Zur 3. Strophe: Der Zauber des Balletts wird deutlicher, das Lyrische Ich geleitet seine Tänzerin durch einen mit Blütenblättern belegten Pfad hin zum Bett (ja, "Federbecken" ist meine mir inzwischen liebste Metapher geworden siehe 4. Strophe), worauf nun langsam der Rhtythmus der ersten beiden Strophen (Ballettakte) anders wird, fordernder - was dies im sexuellen Aspekt bedeuten soll kann sich ja nun wirklich jeder denken. Zur 4. Strophe: Das "Hauptproblem": Warum ändert sich hier plötzlich alles? Ganz einfach: Wie auch in einem klassischen Ballettstück, so ist auch in meinem Gedicht der Hauptakt deutlich länger als Pro- bzw. Epilog. Desweiteren soll der Bruch des Reimschemas sowie Silbenzahl (-> Metrik) auch die gewisse "Hektik" darstellen, da während des sexuellen Aktes die beiden Protagonisten von ihrer ungebändigten Liebe zueinander übermannt werden. Zur 5. Strophe: Erneut mehrere Änderungen in Reimform und Silbenzahl, die Grundthesen sind aber die gleichen wie aus Strophe 1. Dies soll zum einen verdeutlichen, dass es sich bei der Darstellung um reine Phantasien/Träume des Lyrischen Ichs handelt und die Erkenntnis darüber dem ganzen Gedicht einen etwas traurigen-sehnsüchtigen Charakter gibt. Der Vorhang fällt. Ich weiß nicht, ob ich hiermit all deine Fragen beantworten konnte, aber dennoch dürften viele Punkte nun deutlich klarer sein. Erneut herzlichsten Dank für deine sehr gelungene Kritik! Mit freundlichen Grüßen, Benne|Poesielos |
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26.12.2006, 19:38 | #4 | |
Hallo nocheinmal,
vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort. So etwas liest man nicht oft! Zitat:
Zum Klang an sich hätte ich nach deiner Erklärung vielleicht einen Kreuzreim gewählt und die Verse einfach länger gestaltet. So wirkt das Ganze nicht so 'sprunghaft' wie jetzt - unter Vorbehalt. Ich denke ich längeren Versen hättest du mehr Raum zum Arbeiten gehabt, denn ein sinnliches Anliegen wie das der Umsetzung des Schwanensees bedarf schon mehr 'Zeit und Raum' als deine Form bietet. ...nichts desto trotz.. Deine vierte Strophe - den Hauptakt - hätte ich dann aber als Oktet geschrieben, dass der Leser sieht das hier eine deutliche Steigerung der Sache stattfinden s o l l ! Vielleicht noch etwas am Metrum um das zu unterstützen. Und zum Schluss: Ja, dein Federbecken lässt viele schöne BIlder zu. Wird mir bestimmt lange in Erinnerung bleiben, nicht zuletzt wenn ich wieder mal Tschaikowski höre. Hierdurch wurde mir auch zum ersten Mal der 'sexuelle' Aspekt bewusst. Vielen Dank dafür! Besten Gruß, demian / Timo ps.:schade um Version II - nur zu |
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26.12.2006, 19:41 | #5 | |
Hallo demian!
Zitat:
Herzlichsten Dank Benne|Poesielos |
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27.12.2006, 11:56 | #6 |
Hätte ich nicht die Ausrede, dass ich zum Datum des Posts noch nicht da war, würde ich mich jetzt schämen
Ich finde den Text ganz zauberhaft! Perfekte Metrik, ungestörter Lesefluss und schöne Wortwahl. Gefällt mir sehr gut! Yve |
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27.12.2006, 16:41 | #7 |
Wozu denn ausreden, Schatzi? Vielen Dank!
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28.12.2006, 13:09 | #8 |
wow, ich bin von den socken,
leider fehlen mir die worte und auch kenntnisse um eine richtige antwort zu geben, da haberts bei mir am wissensstand. aber mit meinen einfachen worten ausgedrückt ich habe mich sowas von mitgerissen gefühlt und angesprochen also, dass ich es schade finde, dass ich es nicht besser in worte fassen kann. sorry das ist wie wenn ein super geiles auto von einer schrottkistenfahrerin beschrieben worden ist. aber es ist wirklich super affen stark. |
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28.12.2006, 20:47 | #9 |
hehe vielen Dank
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