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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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15.08.2016, 21:27 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hölle, Heinzi, Schattendame
überarbeiteter Nachruf auf eine gestorbene Poetin
Chor Fünfundvierzig! Lack und Leder Höllenbraut mit blauer Blume, vom Barette schwankt die Feder - in Mephistos Herzogstume bist du Fürstin - dir zum Ruhme tanzt der Teufel, summt die Muhme extraordinäre Weisen. Freunde, lasst die Humpen kreisen Shadowlady zum Gedenken! Sie hat doch Geburtstag heute, Hoch die Ärsche von den Bänken! Ich sag 'Prosit!' zur Brigitte, fass sie schamlos nah der Mitte, ras mit ihr ein Höllentänzchen. "Fasst die Teufel an den Schwänzchen!", kreischend alle Hexen schreien, "Heinz tanzt den Ringelreihen mit der blonden Schattendame!" Selbst der Satan, dieser Lahme, schwingt den Pferdehuf im Takte, Teufelsweiber, geile, nackte, taumeln durch des Saales Mitte. Greller gellt der Chor: "Brigitte, heb dein Glas vom Bauch zur Titte!" Teuflisch gratuliert die Meute, denn du hast Geburtstag heute. Als Geschenk nach höllisch langen Jahren darfst du für eine Nacht zum Heinz fahren. Brigitte (Shadowlady) Hölle, Himmel, Arsch und Zwirn! Wo war im letzten Jahr mein Hirn? Im dunklen Dreieck, diesem engen, wo Oberschenkel sich begrüßen und oft sich Männerhirnes Zellen drängen? Heut noch muss ich all den süßen Erdenwürmern mit gereimten Grüßen danken für ihr Grand Valet; ganz besonders, wie ich seh, hat sich Heinz ins Zeug gelegt. Das berührt, erschüttert und bewegt! Unser Date in meinen Engelsarmen steht im Kalender als "gefloppt". Morgen winselt er "Erbarmen!", wenn die Schattenlady ihn ganz höllisch poppt. Heinz Brigitte, wie hab ich dein Fluchen vermisst! In weichlichen Tönen beklagen so viele die Mängel der Sprache und sind vollgepisst, erfrecht sich nur einer und wagt neue Spiele mit Wörtern, Metaphern und sonstigen Sachen, sie gehn in den Keller, um heimlich zu lachen. Wie glücklich ich bin, du verteufeltes Weibchen, das kann ich nicht sagen, ich schweige verlegen; ich greife dir, Hexlein, viel lieber ans Leibchen. Von oben, sagt Stine, wird kommen der Segen. Die Freude, Mylady, ist wirklich `ne große! Und glaubst du es nicht, reicht ein Griff in die Hose. Und dann kamst du, vom Silberschein des Mondes beglänzt; verdeckt von blondem Haar die Hörnchen, das Schwänzchen auch, und prächtig prangen deine geliebten, viel geküssten Zwillingsbeeren, vor meinen lüstern aufgerissnen Augen, den Mond mit ihrem milden Glanz beschämend, Die Ohren, taub vom Singen der Synapsen, vernahmen dennoch deine Donnerstimme: MOND! Steh still, wie die Sonne in Josuahs Tagen! Mit schwarzer und weißer Magie wollen wirs wagen dem Satan ein Schnippchen zu schlagen. Brigitte Statt einer Nacht gelüstets mich nach mindestens drei Tagen! Nach Stärkung aller müden Glieder durch kulinarische Finessen und säuisch leckres Fressen, sollst du Barett, die Strümpfe und das Mieder mir von dem heißen Leibe reißen. Mit weißem Schlangenarme werde ich den Weg dir weisen, am Saturn vorbei zum Großen Bären, der nahe des Venushügels lauert. Mein Heinz, du brauchst dich nicht zu wehren und, Freund, du wirst auch nicht bedauert. Chor Und sie fordert Heinzs Künste, ihr ein Festmahl zu bereiten. Gern steht er in ihrem Dienste, eilt und rackert, um beizeiten mit orientalischen Genüssen, Aprikosen, Cashew-Nüssen, Liebesäpfeln, Maulbeern, Feigen, schön geputzt den Tisch zu decken und der Schattendame zeigen: Außer Knabbern an den Nüssen gibts auch durchaus was zum Lecken und noch manchen süßen Bissen. Heinz Lasst uns den König der Weine, flüssiges Gold der Champagne, Sonne in Flaschen, Geliebte, trinken aus schönstem Gefäße! Brigitte Wo suchst du den Kelch für die Lippen, du loser, du lieber Geselle? Heinz Aus Nabelchens Mulde zu nippen schmeckt besser als Wasser aus eiskalter Quelle mäandernder Bäche in schwindelnden Höhn! Brigitte Es brächte mich, Lieber, von Sinnen dein Kuss auf den Nabel von innen. Heinz Ein wenig, Geliebte, hab ich übertrieben, doch spreiz nur die Beine ein bisschen, mit Züngeln und zärtlichen Küsschen, du Göttliche, werd ich dich lieben. Brigitte Na, dann mal los, du stolzer Held, bevor die Zeit vorbei, der Zeiger fällt! Verwöhnst du mich, mein Prinz in Samt und Seide, belohn ich dich - und glücklich sind wir beide. Heinz Bevor wir uns gepflegt vom Acker stehlen, benötigst du den Höllenurlaubsschein. ----- Wie schaffen wir’s, den Teufel auszutricksen, damit aus einem einzgen Wochenend die Ewigkeit im Licht für uns erblühe? ----- Wir könnten seine Unterschrift mit List und Tücke auf dem Urlaubszettel fälschen. Brigitte Der Teufel ist der Dümmsten einer nicht und lässt so leicht sich nicht von uns betrügen, ist er doch selber Kenner aller Ränke und unterschreibt mit blutgetränktem Schwanz – das schaffst du nie, drum geb ich zu bedenken: Auch Satan ist ein Mann mit allen Schwächen, er ist durch Weibes List allein zu schlagen. Heinz Ich zweifle nicht an deinem Wort - so geh zum Teufel, holdes Weib! Du kennst den Weg, du weißt den Ort, bezirze ihn, doch bitte bleib nicht allzu lange dort. Chor Sie naht sich, die Tapfre, dem Herrn aller Fliegen, dem schwarzen Gebieter der höllischen Flammen und sinkt in gespielter Verehrung dem Gotte der Hölle zu Füßen und küsst ihn an Stellen, die niemals zu nennen ein Dichter sich wagt. Teufel Was führt dich zu mir, Höllenbraut, gesenkten Blicks und tief gebeugt der Rücken, was von Ängsten zeugt? Erhebe dich! - dem Teufel schaut man forsch ins grinsende Gesicht! Brigitte Mein Orkusfürst, ich wag es nicht auf gleicher Höhe dir ins Aug zu schauen. Teufel Mein Kind, du musst dich einfach trauen - zu gerne denke ich an gestern, als du mit deinen scharfen Schwestern Geburtstag prächtig zelebriertest und, wie ich sah, dich gar nicht ziertest. Brigitte Nun gut, des Zögerns ist genug, ich will dir deine Zeit nicht stehlen: Um Urlaub wollt ich bitten für ein Wochenende, jetzt steh ich hier, verlegen ring ich meine Hände, Verstand gebot mir Lug und Trug, mein banges Herz kanns nicht verhehlen: Von heißem Verlangen nach Sonne und leuchtenden Farben, nach Düften und zärtlichen Weisen und schauernder Kühle beim Baden in schäumenden Wogen des brausenden Meeres getrieben - betört durch die Liebe des einzigen Mannes, der nimmer zu lösende, seidene Schlingen zu knüpfen vermochte und unsere Herzen auf ewig verband, erlag ich den Lockungen giftiger Schlangen, die lautlos ihr Opfer beschleichen und mordend den tödlichen Zahn, begierig des Blutes, in zuckende Lenden versenken. Teufel Versteh ichs recht, dann hat die alte Natter, geübt im Stiften übler Machenschaften, versucht, auch dich auf schiefe Bahn zu lenken, das Gift der Rebellion ins Blut zu träufeln? Jetzt sag mir deutlich, was die Muhme wollte! Brigitte Dann sag ichs frei heraus: Mit arger List, so war der Plan im Herzen mir gereift, beschloss ich kühn, den Urlaub durch geschickt gefälschte Unterschrift auf Ewigkeit zu längen - nie wollte ich zurück zu dir und in das Dunkel deiner Nacht. Teufel Das gab dir meine Muhme ein! Wär nicht das Aas seit Millionen Jahren hier, dann müsste sie doch gleich der Teufel holen! Doch sprich, was kehrte um dein freches Sinnen? Brigitte Auch du warst vor Äonen als Lichtgestalt der Sonne ebenbürtig. Gestürzt von Himmelsthronen, des heilgen Engelsstandes nicht mehr würdig, bist du ’s, vor dem die Welt erzittert. Dennoch, den Namen Luzifer umwittert ein Hauch von Sonnenglast, drum lass mich gehn, du hast --- Teufel Brigitte, selbst den Teufel rührt dein Flehen, ein Irrtum wars, dich hierher zu beordern. Mit Tränen lass ich dich für immer gehen, doch etwas muss ich von dir fordern: Ich möchte wie bei jedem irdschen Weibe einen Platz in deinem Busen fest behalten, dein künftges Leben sachte mitgestalten, damit man spürt: Sie hat den Satan noch im Leibe. |
15.08.2016, 21:56 | #2 |
R.I.P.
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Ach, Heinzi -
mir wird ganz nostalgisch zumute, wenn ich Deine Burleske wieder kosten darf!
Wenn auch der Überfluß der Brünste (geht das überhaupt) so auf die Dauer etwas lähmt, so hast Du Dich doch tapfer in die Spuren so manches "Großen" gewagt. Und mit Erfolg, mit Erfolg! Das macht den Unterschied zwischen vollem, prallem Genußleben, überfließender Liebe samt den gewünschten schwelgerischen Säften und einem lieblos heruntergeratterten Sex-Gedicht aus, dem jedes innere Feuer und jede Romantik ja! Romantik! neben den Anklängen an die Contes drôlatiques fehlt. Wie Tag und Nacht! Überbordende Abendgrüße von Thing |
15.08.2016, 22:28 | #3 |
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Liebe Thing,
das war mir klar, dass Du das Ding wieder erkennst. Ich habe es mit kritischen Augen (das hast Du mit der Entdeckung des "Noch-Less" zu verantworten) gelesen und tatsächlich einige verbesserungswürdige Stellen gefunden. Ich finde auch (und lobe mich jetzt hoffentlich nicht selbst zu sehr), dass da ein paar durchaus romantische Versatzstücke drin sind und freue mich, dass Dir das Stück trotz hin und wieder auftauchender, sagen wir, Unverblümtheiten mundet. In der Hölle kann ich ja nicht in englischen Tönen daher säuseln. Danke für Deinen Beitrag! Heinz |
15.08.2016, 22:59 | #4 |
R.I.P.
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Hallo, Festival -
ich habe auch hier
Und sie fordert Heinzs Künste, ihr ein Festmahl zu bereiten. Gern steht er in ihrem Dienste fein stille geschwiegen, obwohl die Monierlust noch nicht ganz erloschen ist. (Die Nachricht von Meriths Tod ist wie ein Schlag auf den Schädel, obwohl sie mich so gar nicht mochte - ein anderes Kapitel), Künnnste -Diiiehnste Sie verstehen, was ich meine? Ich habe mein Argusauge nicht weiter beansprucht. Gute Nacht! Thing |
15.08.2016, 23:16 | #5 |
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Ach neige,
du Schmerzensreiche und es dringen Blüten aus dem Zweig und tausend Stimmen aus dem Gesträuch würden auch nur von Ilka-Maria als reine Reime erkannt werden. Dies ist kein persönlicher Angriff, nur ein Hinweis auf den hessischen Dialekt eines Herrn von Goethe. Übrigens: Es geht nicht um Meriths Tod (sie ist mir völlig unbekannt), sondern um Brigittes (Shadowlady) Tod. Das Barett gehörte zu ihrer Dienstkleidung als Justizvollzugsbeamtin, Lack und Leder zu ihrem Hobby als Motorradfan. Liebe Grüße, Heinz |
15.08.2016, 23:31 | #6 |
R.I.P.
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Lieber Festival -
Ich kannte die Dame nicht, aber so, wie Du sie schilderst, muß sie in jedem Leser sofort eine aphrodisische Zuneigung geweckt haben.
Gehörte sie zum Poetry-Völkchen? Rundherum Sterben und Verderben! Betroffnen Nachtgruß von Thing |
16.08.2016, 01:03 | #7 |
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Nee, die war bei gedichte.com, lebte in Wien, malte auch schöne Blider. Wir hatten ein sehr enges "Verhältnis". Unsere Verabredung ist "gefloppt - ich wollte sie in Wien besuchen, bekam keine Nachricht mehr von ihr und erfuhr sehr spät von ihrem Tod.Ich wusste zwar, dass sie krank war, aber sie hat das immer sehr heruntergespielt und dann war es sehr schnell mit ihr zu Ende gegagen.
Gue Nacht, Heinz |
16.08.2016, 14:57 | #8 |
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Hallo Heinz.
Ich bin beeindruckt. Ein richtiges Epos. Das habe ich nicht erwartet. Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es. Corazon |
16.08.2016, 15:15 | #9 |
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Liebe Corazon,
ich habe es geschafft Dich zu beeindrucken? Das, weniger das "Epos", lässt meine Brust schwellen. Epos ist auch nicht ganz stimmig, aber vielleicht reicht es als Textvorlage für mehrere Stimmen? Danke für Dein Lob! Heinz (Noch so ein Epos gefällig?) |
16.08.2016, 15:27 | #10 |
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16.08.2016, 16:38 | #11 |
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Dein Wunsch soll Dir umgehend erfüllt werden.
F. |
16.08.2016, 18:38 | #12 |
Beim ersten Durchlesen war mir der Text viel zu lang - habe mittendrin aufgehört zu lesen. Fand ihn auch ein wenig schwülstig.
Heute abend habe ich ihn dann nochmals gelesen - diesmal bis zu Ende. Ja, er hat was - aber Geduld braucht man schon. Nun, dafür erschließt sich vermutlich bei jedem Lesen immer wieder etwas Neues. |
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16.08.2016, 18:53 | #13 |
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Hölle, Heinzi, Schattendame
Hallo und guten Abend, Silbermöwe,
mir ging es früher nicht anders bei langen Gedichten. Mein Faible hat sich entwickelt, als ich einen großen Künstler der Rezitation unter anderem die Römischen Elegien rezitieren hörte. Der setzte dann später noch eins drauf und rezitierte die Marienbader Elegien und - was wäre unsere Kultur, hätten wir nicht eine Odyssee und viele andere sehr lange Gedichte. Jetzt muss ich noch gestehen, dass ich gleich noch eins eingestellt habe und an einem weiteren noch bastele, von dem die ersten Bruchstücke zur Diskussion stehen oder einfach nur Spaß machen. Schwülstig? Kann man so sehen. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur anführen: Das war der Ton, den Brigitte liebte. Für das "er hat was" vielen Dank! Heinz |
18.08.2016, 07:45 | #14 |
Gerne - aber wofür entschuldigst du dich? Ist nicht nötig - du kannst ein Gedicht ja nicht so schreiben, dass es jeden Geschmack trifft.
Wenn Brigitte diesen Ton mochte und du das Gedicht für sie geschrieben hast, kannst du doch eher stolz drauf sein. |
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18.08.2016, 19:56 | #15 |
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Hölle, Heinzi, Schattendame
Hallo, Silbermöwe
ich liebe es, wenn ein/e Kommentator/in zur Sache kommt. Dass meine "Entschuldigung" leicht ironisch gemeint war, scheint Dir entgangen zu sein. Dass Du sagst, dass Du den Text ein wenig schwülstig fandest, ist Dein gutes Recht - aber Du verschweigst, wo Du die schwülstigen Stellen gefunden hast. Wie soll denn ein Lernender schlau werden, wenn er nicht auf die Schwächen seiner Arbeit hingewiesen wird? Gruß, Heinz |
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