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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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27.01.2023, 10:50 | #1 |
Zahngold brechen (Großstadtedition)
Es war kein Lächeln, das verklang
nur ein Impuls, ein Nervenzucken Ein kurzes Blecken in den Drang sich nicht am Speichel zu verschlucken Und er ist wach Das Schnarchen konvulsives Zucken Die Augen bang Der Blick liegt brach Die tiefgeschockten Hände greifen in die Nacht nach einem Ausweg, einem Halt vielleicht Jemand hat seinen Mund zu einem Kriegsschauplatz gemacht Blut schaukelt drin so sanft und weich, dass es den Eindruck hat, er lacht geschminkt Die Lippen rot, die Haut so bleich; ein Clown in einem Großstadtzirkus aufgewacht Um die Manege anfeuernde Mengen Die wollen seine faulen Stümpfe sehen Die wollen ihn zu einer letzten Nummer drängen Er soll sich seine letzten Zähne ziehen Wenn einer ploppt, wenn einer bricht bedecken sie keusch ihr Gesicht Die Ah´s und Oh´s die sind so echt wie ihre Spendenquittungen Ein Städter ist ihm in den Mund gekrochen und zwischen Fäulnis und Gestank hat er das letzte Zahngold ausgebrochen Es war kein Lächeln, das verklang Nur ein Impuls, ein Nervenzucken Ein kurzes Blecken in den Drang sich nicht am Speichel zu verschlucken |
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27.01.2023, 11:47 | #2 |
Hi Dionysos,
Gold ist die Kriegswährung, und das "herausgebrochene" Gold erinnert an die Berge von Zahngold im dritten Reich. Mittlerweile ist eine Eskalationsstufe erreicht, die auch vor dem diskreten Alltag des Zahnklempners und dem Arztgeheimnis keinen Halt macht. Alle sind einbezogen, Krieg ist öffentlich und überall erfahrbar. Selbst unter dem Mikroskop auf Mikroebene ist dieses nachvollziehbar, wenn es um den unerbittlichen Kampf befeindeter Bakterienstämme geht, die sich um die Vorherrschaft im Munde bemühen. Auch wenn solche Analogien oft hinken, so lässt sich mit derartigen Assoziationsketten manches Kriegsgeschehen näherbringen als es mit täglichen Nachrichten möglich wäre. Lyrik kann viel, sie kann sich als Gegensprache begreifen, als Aufklärung, oder sie kann uns manche brutalen Vorgänge hautnah, körperlich und emotional nachempfinden lassen. gerne gelesen, Aua, Donna |
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27.01.2023, 16:48 | #3 | |
Zitat:
vielen Dank für die Besprechung des Textes und Deine Sicht darauf, die meine wieder sehr bereichert hat. Ein weiterer schöner Aspekt, wenn sich geneigte Leserinnen mit eigenen Texten beschäftigen ist doch auch immer mehr zu verstehen, als man beim Schreiben verstanden hat. mes compliments Dio |
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