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03.09.2020, 11:49 | #1 |
Herrn Finkenhahns Gespür für Katzen
(Ein Droppel)
Herr Finkenhahn schaute mit prüfendem Blick über seine Beete und die exakt geschnittenen Hecken. Er war zufrieden mit seiner Gartenarbeit. Es war Nachmittag, und der aufkommende Wind hatte sein verschwitztes Hemd beinahe vollkommen getrocknet. Rechen, Spaten, Heckenschere und Handschuhe legte er im Gartenhäuschen ordentlich an ihren Platz. Danach ging er zurück ins Haus. Bereits vor der Tür streifte er die verschmutzten Gummistiefel ab. In der Küche trank er gierig ein großes Glas Wasser und begab sich auf Socken ins Wohnzimmer. Mit sich und der Welt im Reinen setzte er sich in seinen Sessel, stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Genüsslich und mit einem Lächeln um den Mund, blies er Tabakwolken in die Luft. Mit einem wohligem Gefühl schaute er durch das Terrassenfenster auf sein Tagwerk. Die Schmerzen in seinem Rücken und in den Knien ließen langsam nach. Als Pelle, der alte Kater des Herrn Finkenhahn, das Zimmer betrat, beschwerte er sich sogleich lauthals und mit Vehemenz über den, seiner Meinung nach, extrem scheußlichen Pfeifendunst. Herr Finkenhahn blieb gelassen; er wusste, dass das Gezeter wohl lediglich aus dem Ärger Pelles darüber resultierte, dass dieser, wie alle Exemplare seiner Spezies, aus anatomischen Gründen nicht in der Lage waren, Pfeife zu rauchen. |
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04.09.2020, 00:37 | #2 |
abgemeldet
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hhhhhhhhhhhhhhh... Einfach köstlich schon lange nicht mehr so gelacht. Du schreibst wirklich gut
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04.09.2020, 14:14 | #3 |
Es freut mich, diese Woche endlich mal einen Menschen zum Lachen gebracht zu haben. Mehr will ich ja gar nicht.
Und danke für dein Kompliment. LG Tommi |
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04.09.2020, 16:25 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
"betrat" passt nicht recht zur felinen Gattung, "ins Zimmer kam" hielte ich für angemessener. "lauthals" hätte genügt, das ist bereits vehement genug. Welcher Meinung der Kater ist, weiß niemand; hier wechselst du von der personalen in die auktoriale Perspektive, was irritiert. Nr. 4 ist ein grammatischer Fehler, hier muss der Sg. "war" stehen. |
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04.09.2020, 16:57 | #5 | |
HURRRRRAAA!!!
Ich hab`s geschafft, dich auf eines meiner Meisterwerke aufmerksam zu machen. Wenn auch von hinten durch die Brust ins Auge Frage 1: wie bezeichnet man das Gehen einer felinen Gattung? Also meine Katzen gehen, schleichen, treteln. Gut, betrat ist vlt. etwas zu hochtrabend. Aber hoch traben können meine Miezen auch, hä hä Die kritisierte Vehemenz war in diesem Falle ein provokanter Blick Pelles auf Finkenhahns Pfeife, und das Kratzen seiner linken Vorderpfote an Finkenhahns rechtem Unterschenkel. Das konnte ich nicht detailiert ausführen, wegen der 200-Worte-Regel. Die auktoriale Perspektive hat mich nie gestört. Ich nehme an, außer dir auch sonst niemanden. Aber schön, dass es dir deine Ausbildung erlaubt, mich auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Was die Nr. 4 betrifft: ist es nicht so, dass "waren" sich auf "Exemplare", also den Plural bezieht? Wie dem auch sei, ich freue mich riesig über das hier: Zitat:
Auch dir einen schönen Tag LG Tommi |
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04.09.2020, 17:14 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
2. Nein, es bezieht sich auf den einzelnen Kater: "... dass dieser aus anatomischen Gründen nicht in der Lage war, Pfeife zu rauchen." Das andere mit den "Exemplaren" ist nur ein Einschub zwecks Vergleich. Nimm ihn raus und lies den Nebensatz dann nochmal. 3. Na na, so lange bist du ja noch nicht hier. |
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04.09.2020, 18:06 | #7 |
Zu 1: das Wort auktorial las ich heute zum ersten Mal
Zu 2: mea culpa Zu 3: wo du recht hast, hast du recht |
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04.09.2020, 18:24 | #8 |
Forumsleitung
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"Auktorial" bedeutet, dass der Erzähler allwissend ist, also von allen Figuren seiner Geschichte alles weiß, auch was sie denken, vorhaben usw. Er ist "gottgleich". (Wohlgemerkt: der Erzähler! Der Erzähler ist nicht identisch mit dem Autor einer Geschichte.)
So schreibt man heute aber nicht mehr. Ein Autor, der noch erfolgreich auf dieser Schiene läuft, ist Ken Follett. Die Mehrheit der Autoren schreibt aus der personalen Perspektive, also aus der Perspektive des Protagonisten. Er sieht quasi alles mit seinen Augen. Was die anderen Figuren denken und vorhaben, weiß der Protagonist nicht, er kann nur darauf reagieren, wenn es stattgefunden hat. Deine kurze Geschichte ist aus der Perspektive des Herrn Finkelhahn erzählt. Der kann aber nicht wissen, was sein Kater denkt, er kann es allenfalls vermuten. Deshalb ist der Einschub "seiner Meinung nach" (nämlich des Katers) falsch formuliert. Richtig wäre gewesen: "Als Pelle, der alte Kater des Herrn Finkenhahn, das Zimmer betrat, beschwerte er sich sogleich lauthals, was, nach Finkelhahns Vermutung, auf den extrem scheußlichen Pfeifendunst zurückzuführen war." Damit isses aber jetzt gut. |
04.09.2020, 18:44 | #9 |
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich aufzuklären.
Und das meine ich nicht ironisch. LG Tommi |
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