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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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09.11.2019, 12:56 | #1 |
Künstler, sag mir, kannst du dichten
Künstler, sag mir, kannst du dichten,
dich nach Jamben und Trochäen richten? Magst du Kunst erschaffen, alles Wissen an dich raffen, musst nach Tagen du perfekt sein, nicht mehr hadern mit dem Reim, hinter deiner Denkerstirn beweisen dein Gehirn. Hast du nur zum Spaß gedichtet, sind die Kommentare meist vernichtend. Dichte mit Gefühl und deines Herzens Blut, dichte sauber, dichte gut. |
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09.11.2019, 14:41 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
ich werde Dein Gedicht mal nach den Regeln der Verskunst "auseinander" nehmen: Künstler, sag mir, kannst du dichten, dich nach Jamben und Trochäen richten? Magst du Kunst erschaffen, alles Wissen an dich raffen, musst nach Tagen du perfekt sein, nicht mehr hadern mit dem Reim, hinter deiner Denkerstirn beweisen dein Gehirn. Bis auf den letzten Vers (xXxXxX) hast Du in sauberen Trochäen geschrieben: XxXxXxXx XxXxXxXxXx XxXxXx XxXxXxXx XxXxXxXx XxXxXxX XxXxXxX xXxXxX Den unsauberen Reim (sein - Reim) vergessen wir, ebenso die Ungleichmäßigkeit der Verslängen Hast du nur zum Spaß gedichtet, sind die Kommentare meist vernichtend. Dichte mit Gefühl und deines Herzens Blut, dichte sauber, dichte gut. XxXxXxXx XxXxXxXxXx XxXxXxXxXxX XxXxXxX In der zweiten Strophe - alles Trochäen - stört der unreine Reim. Wie kriegt man das hin? Hast du nur zum Spaß gedichtet, jeder Kommentar vernichtet dein Gedicht; drum dichte gut, mit Gefühl und Herzens Blut. XxXxXxXx XxXxXxXx XxXxXxX XxXxXxX Was den Inhalt angeht: Ich bin mir nicht sicher, dass Gefühl und Herzblut ausreichen, um ein Gedicht entstehen zu lassen. Was heißt "gut" dichten? Was ich meine, ist, dass es aus guten Gründen bestimmte Regeln gibt (die bewusst angewendet werden oder mit der Muttermilch eingesaugt wurden), die der Sprache (wenn sie dann zu einem geschriebenen Gedicht wird) Glanz verleihen, sie verständlich machen. Liebe Grüße, Heinz |
09.11.2019, 14:49 | #3 | |
abgemeldet
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Zitat:
vlg r |
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10.11.2019, 12:26 | #4 | |
Vielen Dank für eure Kommentare euch beiden!
Lieber Heinz, Zitat:
Ich wusste, dass der Vers mit dem "sein - Reim" stolpert, habe ihn auch paarmal umgeschrieben, dachte aber immer, es läge am ersten Wort und nicht am letzten. Zuerst hatte ich geschrieben: "musst nach Tagen du perfekt sein, alle deine Reime rein", aber das fiel auch aus dem Rhythmus. LG DieSilbermöwe |
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10.11.2019, 13:18 | #5 |
Forumsleitung
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Dieses Thema kommt immer wieder hoch, dabei ist es nicht ungewöhnlich, mit unterschiedlichen Verslängen zu arbeiten. Erich Kästner z.B. ist in vielen Gedichten so vorgegangen. Man nennt diese Form "freie Verse" (nicht zu verwechseln mit "freien Rhythmen"). Also was ist daran zu monieren?
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10.11.2019, 13:36 | #6 |
abgemeldet
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10.11.2019, 13:39 | #7 |
Forumsleitung
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Was hat das mit Grass' Gedicht zu tun? Das sind keine freien Verse, sondern freie Rhythmen.
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10.11.2019, 14:08 | #8 |
abgemeldet
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Hast nicht gelesen, wa?
"Ob das Gedicht als ein Muster für ‚reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen‘ in der Art Brechts gelten kann, mag dahingestellt bleiben. Dass sich die Verse von Grass „in der Mehrzahl […] unschwer vierhebig, also mit vier betonten Silben lesen“ lassen, wie Heinrich Detering behauptet, leuchtet nicht von vornherein bei einem Gedicht ein, dessen Zeilen zwischen vier und vierzehn Silben lang sind. „Was gesagt werden muss“ ist wohl eher in freien Versen geschrieben. Sie sind frei, was die Silben- und die Verszahl angeht, und sie sind nicht in regelmäßig gebaute Strophen gegliedert." |
10.11.2019, 14:31 | #9 |
Forumsleitung
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Ich halte mich an die "Verslehre" aus der Reihe UTB-Wissenschaften (Stefan Eilt, "Lyrik" und Christoph Hönig, "Neue Versschule". Darin steht, dass freie Verse unterschiedlich lange Zeilen haben, aber gereimt sind. Deshalb bezog ich mich auf Erich Kästner, der teilweise so gearbeitet hat.
Freie Rhythmen sind dagegen nicht gereimt. Insofern ist Grass' Gedicht in freien Rhythmen geschrieben. |
10.11.2019, 15:04 | #10 |
Silbermöwe, lass dir sagen,
dass mich auch die Reime plagen! Würde es sehr gerne können, Maß und Metrik zu benennen! Trotzdem lass ich es nicht bleiben, Rhythmus in den Vers zu treiben; deshalb, wenn mir nichts gelingt, fühl ich, wie die Strophe klingt! 😉 Liebe Grüße |
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10.11.2019, 15:29 | #11 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Diskutanten und -innen,
wenn man allzuviel in einen Kommentar schreibt, überliest man geflissentlich vielleicht auch eine solche Bemerkung: "Den unsauberen Reim (sein - Reim) vergessen wir, ebenso die Ungleichmäßigkeit der Verslängen". Mit anderen Worten: Ich habe nichts moniert. Liebe Grüße, Heinz |
12.11.2019, 13:29 | #12 |
Hi EV,
der link ist wirklich nicht passend, nicht nur poetologisch, auch inhaltlich. lg W. Geändert von Walther (12.11.2019 um 19:05 Uhr) |
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