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22.06.2017, 16:23 | #1 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
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Der frierende Mond
Freezing Moon
Viermal fünf Winter habe ich habe ich bereits erlebt, viermal fünf Winter, und nur einer davon wird dem Begriff erleben in all seiner Vielgesichtigkeit gerecht, nur einen von diesen viermal fünf Wintern habe ich lieben und fürchten gelernt wie ich mich zeitweilen selbst liebte und fürchtete. „Kräftig wachsen, Feuer und Blut, Unser ist der Zorn“. All dies sind versinnbildlichende Leitmotive von fiktiven Geschlechtern aus einer fiktiven Welt. Am Ende aber gilt die Gewissheit einer recht eigentümlichen Art Volks, denn „Der Winter naht“. Besagte sind stets darauf erpicht einem dies beim erstbesten Anlass in Erinnerung zu rufen. Der Winter naht, heißt es an Onkel Rüdigers Totenbett, Der Winter naht, wenn man unabsichtlich seinen Kaffee verschüttet, Der Winter naht, sagt man am ersten Frühlingstag, Der Winter naht im Gemüsegarten, Der Winter naht auf dem Scheißhaus…leider behalten sie damit immer Recht. Schon die Wikinger teilten jeder natürlichen Erscheinung ein eigenes Schriftzeichen oder Symbol zu, dem Hagel, dem Feuer, der Birke und natürlich auch dem Winter. Isa steht hier für das Eis. Wunderschön kann es sein, doch birgt es Arglist und Tücke, wenn man ihm das eigene Gewicht anvertraut. Was fühle ich mich nur lachhaft als Freund von Reim und Federkiel, wenn ich mich in die Musik flüchte! Was könnte das geschriebene Wort dem Gefühl entgegenhalten, das einem die Seele wie ein Eschenblatt treiben lässt, auf den Wogen eines mal ruhigen, mal stürmischen Ozeans des Unbegreiflichen! Freezing Moon lautet der Titel eines maßgeblichen Werks von Mayhem, eine der prägenden Bands der norwegischen 90er Black Metal Szene neben Burzum, Darkthrone und Gorgoroth. Der Titel allein genügt, um mich in einer Welle an Bildern und Gefühlen zu ertränken und welche Wirkung nun das Lied auf mich tut, da möge man sich ausmalen, was einem zusagt, mit den Stiften und Blättern, die einem belieben und malt man auch nur schwarz auf schwarz. Mit dem Mond wächst auch die Winterkälte und in besagtem Winter schien mir der Mond besonders groß zu sein. Ich war rastlos und von einem tierischen Hunger geplagt, jedoch nicht nach brutzelnden Rebhühnern oder duftenden Lebkuchen. Hätte ich je gewusst, wonach ich hungrig war, würde ich es hier niederschreiben! Meist hatte ich Angst einzuschlafen, weil ich tatsächlich glaubte, mein Zustand wäre nach dem Erwachen schlechter als zuvor. Also schlief ich oft nur zwei bis drei Stunden jede Nacht. Ich ging täglich bis zu vier Stunden spazieren, zumeist in vollkommener Dunkelheit und an einem dünn besiedelten Ort wie meiner Heimat ist die Dunkelheit tatsächlich vollkommen. Dennoch verzichtete ich auf Taschenlampen oder warmer Kleidung, denn im Dunkeln fühlte ich mich mit meinen Gedanken ungestört, die beißende Kälte dagegen sollte mich wach halten. Von mangelnder Ruhe und dem pfeifenden Wind waren meine Augen meist ausgetrocknet und rot wie die Dämmerung. Ich erinnere mich noch an eine Woche, wo mir der Schnee bis über die Knie reichte. Mit Vorliebe ließ ich den Schnee in meinen geballten Fäusten schmelzen, weil ich mich dadurch lebendiger fühlte. Zumeist hörte ich dabei Dimmu Borgir oder Manegarm und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, den Bart vom Reif gesäumt. Manchmal kletterte ich schroffe Felsenhänge hinauf und fand mich in den Wipfeln wieder, mit einem spöttelnden Eichhorn, einem Buntspecht oder einem Nusshäher auf Augenhöhe und beobachtete Rauchkringel, die aus gähnenden Klüften emporstiegen. Doch nichts war so ergreifend wie der frierende Mond, zu dem ich hochblickte ohne auf die Umgebung zu achten. Mehr als einmal fiel ich vor ihm auf die Knie, hob die Hände an und murmelte altnordische Beschwörungsformeln vor mich hin, damit er die Welt endlich totküsste. In diesem Winter entstand mein erster Gedichtband, da ich in den Dezembernächten mehr als genug Zeit für dessen Entstehen hatte, trotz der bevorstehenden Klausuren. Meist ist aus diesen Tagen nur noch wenig zu spüren, wo ich durch Sport und ausreichend Schlaf etliches an Gewicht zugenommen habe, die Schule im zehnten Jahr endlich abgeschlossen habe und von früh bis spät die Sonne scheint. Es war mein erster Winter, in dem ich aus Gesundheitsgründen auf Alkohol oder Nikotin verzichten musste. Nur auf diese Weise kann ich mir die Bitterkeit der damaligen Zeit erklären. Warum ich meine Gedanken über den frierenden Mond genau heute zu Papier bringe, auf dass sie feste Gestalt annehmen? Gestern war Sommersonnenwende und ich fürchte, aufs Neue behält eine eigentümliche Art Volks ihren Anspruch auf eine Wahrheit, die mir das Herz schlottern lässt wie den Grabeswurm. Everything Here Is So Cold
Everything Here Is So Dark I Remember It As From A Dream In The Corner Of This Time Diabolic Shapes Float By Out From The Dark I Remember It Was Here I Died By Following The Freezing Moon It's Night Again, Night You Beautiful I Please My Hunger, On Living Humans Night Of Hunger Follow It´s Call Follow The Freezing Moon Darkness Is Growing, Eternity Opens The Cemetary Lights Up Again As In Ancient Times Fallen Souls Die Behind My Steps By Following The Freezing Moon -Mayhem |
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