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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge. |
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03.01.2012, 03:13 | #1 |
Dabei seit: 03/2008
Ort: Schmalkalden
Alter: 35
Beiträge: 26
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Youtube
Ich muss für ein Vorsprechen an einer Hochschule einen eigenen Monolog schreiben? Hab einen Anfang geschrieben, aber wie immer quälen mich die Zweifel. Wäre für Feedback sehr dankbar.
Grüße Benjamin Youtube Monolog eines jungen Mannes Junger Mann: (Junger Mann liegt auf dem Bett. Vor sich eine Kamera. Langes Schweigen. Dann setzt er immer wieder zum Sprechen an, lässt es dann aber. Denkt nach. Setzt zum Sprechen an.) Ich will nicht, dass ihr Mitleid habt, oder so. Nein. Ich will, dass ihr mich kennen lernt. Ich will. Ich will, dass ihr mich versteht. Ja. Ihr alle. Bis jetzt hat sich niemand viel Mühe gegeben. Mich – zu verstehen. Ihr alle, die ihr so – oberflächlich, so – selbstherrlich seid. Ihr, die Arschlöcher, die ihr euch Tag für Tag in mein Leben gedrängt habt. Ihr alle, die ihr von mir ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt habt. Ihr alle, die ihr von mir Verständnis in jeder Lebenslage verlangt – erzwungen habt. Ihr sollt mich heute ein einziges Mal verstehen. Thomas. Auch du. Ich meine es war dir ja sonst scheiß egal. Aber heute. Nein. Da wird es plötzlich anders. Wenn du denkst, dass du an irgendwas Schuld hast, möchte ich dir sagen: Nein! Nur deine unausstehliche Art, wie du mit anderen umgehst. Wie viele Menschen hast du aus unserem Haus gejagt? Ich frage nur, weil ich denke, dass du es nicht einmal selber weißt. Ich will es dir sagen. 7. 7 verkackte Lebensläufe hast du verschmutzt. Und bevor du dich jetzt wieder in Selbstverteidigung verlierst: Du bist nicht schuld. Du bist nur der Teil eines riesigen Puzzles, bei dem es deine Aufgabe gewesen wäre, mir es zu lösen helfen. Jeder von euch hat mich als netten Kerl von neben an kennen gelernt. Immer lustig. Hilfsbereit. Niemand von euch hat den Ernst meines Witzes, die verquollenen strahlenden Augen, das bittere Lachen, das nach Hilfeschreien meiner Ruhe oder die Hektik meiner Gelassenheit gesehen. Wolltet ihr nicht? Habt ihr es nicht? Oder, konntet ihr nicht? Warum nicht! Dass ich Woche für Woche zum Psychoarsch gegangen bin das habt ihr gewusst. Das ich eine Schraube locker hab. Nicht ganz dicht bin. Das wusstet ihr alle. Aber, dass ich fühle, wie es jede Katze, jeder Maikäfer, ja sogar wie es jeder Grashalm auf diesen Planeten kann, das habt ihr nicht gewusst. Der größte Schmerz, beginnt im aller Kleinsten. Es war mein achter Geburtstag. Es ist lächerlich. Es war mein achter Geburtstag. Thomas. Du und Mama. Ihr dachtet, ihr dachtet Puppen haben bei einem Jungen nichts verloren. Dachtet ihr. Eine Polizeistation mit Verbrechern erschießen, dass war es, was ich brauchte.Puppen nicht. Verbrecher erschießen. Der größte Schmerz beginnt im aller Kleinsten. Lächerlich. Mama will ich keinen Vorwurf machen. Zwischen Klinik und zu Hause blieb nicht viel Zeit. Ich war halt der starke Junge, der das aushält. So war es immer. (In Melodie von Gerhard Schöne) Ein Junge weint nicht, ein Junge beißt sich auf die Zunge auch wenn das Herz reißt. Ich war der brave Junge. Ich hab aus gehalten. |
03.01.2012, 07:34 | #2 |
Forumsleitung
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Guten Morgen, Benni,
Dein Monolog richtet sich an die Außenwelt, Du stellst Dir vor, zu Menschen zu sprechen - die aber gar nicht da sind. Das schwächt den Monolog ab, weil er sinnlos erscheint. Es klingt wie eine Klage ohne jede Zielrichtung. Bei den aus der Literatur bekannten Monologen geht es um das Innere des Protagonisten selbst, um seine Zweifel, Abwägungen, Entscheidungen: "Sein oder Nichtsein ...."; "...also beschloß ich, ein Bösewicht zu werden." Er spricht mit sich selbst, um sich zu verstehen und einen Entschluß zu fassen. Ich meine, Du solltest Deinen Text so umschreiben, daß Du die Fragen, um die es geht, nicht an die Außenwelt,sondern an Dich selbst stellst: Wer bin ich? Weshalb bin anders, als von mir erwartet wird? Bleibe ich brav, oder werde ich böse? Worauf richte ich mein künftiges Leben? Zu welchen Inhalten werde ich stehen, wie soll ich handeln, was will ich erreichen, wen will ich besiegen oder überzeugen? Mach es spannend! Das Publikum interessiert sich nicht für die braven Buben, sondern für die bösen! |
03.01.2012, 12:34 | #3 |
Dabei seit: 03/2008
Ort: Schmalkalden
Alter: 35
Beiträge: 26
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Ach Ilka ^^
Es ist schön, dass du zu jeder Tages- und Nachtzeit hier die Texte durchstöberst!
Es geht in dem Monolog, weniger um, werde ich böse oder nicht, sondern will ich sterben oder nicht. Gut. Ich gebe zu, ich bin ein wenig vom Performancetheater gezeichnet. Das geht klar in die Richtung. Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Das Problem, was es dabei gibt ist folgendes: Ich habe vor kurzem an einer UNI vorgesprochen und habe den Monolog "Das Sofa" vorgesprochen (sehr, sehr lesenswert, da überaus lustig! Den gibts irgendwo im Internet) Kritik der Komission war: Es gibt keine konkrete Situation. So. Nun hatte ich über dieses Problem nach gedacht und wollte eine Situation schaffen in dem ich jemanden sein Abschiedsvideo, vergleichbar mit einem Abschiedsbrief, drehen lasse. Deshalb auch der Titel. Shitting. Ich komm immer in die Verteidigungshaltung bei meinen Texten, aber Ilka, nicht falsch verstehen. Du hast Recht mit deiner Kritik! Grüße Benni |
03.01.2012, 14:33 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
LG Ilka |
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03.01.2012, 22:20 | #5 |
abgemeldet
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Lieber Benni,
hier ein paar Anmerkungen zu deinem Text: Die YouTube-Idee finde ich gut - obwohl derartige Videos natürlich beängstigend wären, wenn man zufällig auf so ein Video (nicht im fiktiven Sinn) auf YouTube stoßen würde, was aber auch zeigt, dass es sofort Emotionen beim Zuschauer (hier Leser) auslöst. Die Regieanweisungen gefallen mir sehr gut und auch die Zerstreutheit kommt durch die Wahl der ersten Sätze sehr gut zur Geltung. Allerdings gefällt mir der erste Satz gar nicht. Betont man Dinge zu sehr, hat das oft einen gegenteiligen Effekt. "Ich will nicht, dass ihr Mitleid habt..." Vielleicht hast du diese Formulierung für deine Figur aber stilistisch bewusst gewählt. Als YouTube-watcher würde ich bei "Arschlöcher" wahrscheinlich das Video abbrechen, da man sich bei dem "ihr" als Zuschauer unweigerlich angesprochen fühlt. Ich kann den derben Ausruck nachvollziehen, da man sicherlich in einer solchen Situation sehr wütend und zwangsläufig ausgesprochen emotional agiert. Allgemein wird die Schuld fast nur bei den anderen gesucht. Mir fehlen die Selbstvorwürfe. Natürlich gibt es auch äußere Einflüsse und diverse Auslöser, aber deine Schilderung ist mir zu einseitig. Selbstmord und Selbstmordgedanken gehen immer auch mit Selbsthass einher. Der Vergleich der Empfindung "Katze, Maikäfer, Grashalm" wirkt für mich unfreiwillig komisch und passt meiner Meinung nach nicht zum Tenor des Textes. Ich würde auch die Gründe expliziter aufführen. Die Sache mit den Puppen finde ich gut, da sie die aufgezwungene Stärke verdeutlicht und man noch so manch andere Dinge ablesen/vermuten kann. "Ich war der braver Junge", diesen Satz finde ich sehr gelungen. Jetzt könntest du noch hinzufügen "und diesen Jungen gibt es nicht mehr - genausowenig, wie es mich gibt". Liebe Grüße Peace Geändert von Ex-Peace (04.01.2012 um 02:43 Uhr) |
04.01.2012, 01:01 | #6 |
Lieber Benni,
Ist das fertig? ich meine zu ende? wirkt so als ob da noch mehr kommen sollte. und was macht das li dannach? selbstmord? amok? wär spannend zu erfahren. |
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