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22.12.2011, 19:55 | #1 |
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Satire: Bogart - Teil 5
Teil 1: https://www.poetry.de/showthread.php?t=29863
Teil 2: https://www.poetry.de/showthread.php?t=30072 Teil 3: https://www.poetry.de/showthread.php?t=30333 Teil 4: https://www.poetry.de/showthread.php?p=170059 Bogart: 5. Sonntag Es läutet. Es ist früher Morgen, höchstens elf Uhr. Ich sitze auf der Bettkante und halte mir den Schädel. Gestern Nacht war Männerabend… Ich werfe mir den Bademantel über, streiche mir durchs unrasierte Gesicht, schlüpfe in einen Hausschuh und finde den anderen nicht. Ich öffne das Fenster und schnappe nach Luft. Es läutet erneut. Mein Schädel brummt, die Zunge ist belegt, ich bin müde. Ich schlurfe mit einem Hausschuh zur Wohnungstür, komme am Flurspiegel vorbei und bekreuzige mich bei meinem Anblick. Die Haare stehen wie bei Urban Priol steil in der Luft, unter den Augen dicke AUDI-Ringe, der Gesichtsausdruck leidend und doof. Der Regen prasselt auf den Gehweg. Gut, dass ich seinerzeit auf einen Türüberstand verzichtet habe. Fred steht vor der Tür in akkurater Motorradkleidung, den Helm in beiden Händen. Auf die gelfrisierten schwarzen Haare prasselt der Regen. Ich frage mich, wie jemand unter dem Helm so eine akkurate Frisur behalten kann. Ich schaue wie gebannt auf diese Haare, und Fred sagt: „Hallo Bogart. Ich möchte gerne mit Ihnen reden.“ Er steht gerade, unbeeindruckt vom Regen und lächelt unsicher. „Und das muss mitten in der Nacht sein?“, frage ich müde. Er holt tatsächlich aus seiner schwarzen Lederhose eine Taschenuhr hervor. „Es ist Zwölf Uhr sechzehn und…“ „Schon gut, die Sekunden brauche ich nicht.“ „Ich muss mit Ihnen reden, Bogart.“ „Das sagten Sie schon.“ „Müssen wir das hier machen?“ Fred deutet auf den Himmel. „Glauben Sie, dass ich in dem Aufzug irgendwo hin gehe?“, frage ich missmutig zurück. „Na, schön.“ Fred ist sichtlich pikiert, dass ich ihn nicht herein bitte. „Gunda hielt es für eine gute Idee, dass ich Sie davon in Kenntnis setze, dass wir beabsichtigen, gemeinsam ein paar Tage in Urlaub zu fahren.“ „Ja.“, antworte ich trocken. „Wie ja…“ „Es war eine gute Idee. Wo fahren wir denn hin?“ „Sie machen wieder Ihre Scherze, Bogart, nicht wahr? Und Sie genießen es, dass ich hier im Regen stehe.“ „Ich bin krank, ich habe Durst, bin ungeduscht und meine Frau will mit einem Freak in Urlaub, aber Sie sorgen sich um das Wetter.“ „Bitte definieren Sie Freak!“ Fred scheint beleidigt. Das Gartentor ist zu hören. Der Zeitungsjunge rennt den Plattenweg hinunter, sagt kurz „Moin“ und steckt mir die Zeitung in die rechte Manteltasche. Und weg ist er wieder. Fred registriert das verwundert. „Wo soll es denn hingehen?“, frage ich uninteressiert. „Wir wissen es noch nicht genau…“ „Gunda weiß es noch nicht genau“, verbessere ich. „Wollen Sie mit dem Hobel los?“ Ich deute auf das Motorrand am Straßenrand. „Natürlich nicht“, erwidert Fred empört. „Ich besitze ein Kraftfahrtzeug.“ „Klar, Sie haben ein Kraftfahrtzeug.“ Ich hebe bewundernd den Daumen und registriere die Pfütze, die sich um seine Schuhe bildet. „Und wann soll es losgehen?“ „Gunda und ich konnten eine Einigung mit unseren Arbeitgebern… „Wann?“ unterbreche ich ihn „Am kommenden Montag.“ „Ach? Was ist denn heute für ein Tag?“ „Der 23. Juli.“ „Verkaufen Sie mir die Auskunft des Wochentags?“ „Heute ist Dienstag.“ „Na, da haben Sie ja nicht mehr viel Zeit zur Planung, mein Bester. Kennen Sie Gundas Ansprüche?“ „Wie meinen Sie das?“ „Fünf-Sterne-Hotel, Whirlpool, Sauna, Buffett, Bidet, Sky, Hartschaummatratzen, Balkon, Champagner, Plüschpuppen und neue Satin-Unterwäsche…“ Fred bleibt ungerührt. „Sie übertreiben wie üblich.“ „Meinen Sie? Dann frage ich Sie jetzt mal als Buchhalter: Haben sich Ihre Investitionen in Gunda in Bezug auf Ihre Interessen denn rentiert? „Meine Interessen?“, fragt er verwundert. Ich starre ihn an und möchte ihn gerne aus Mitleid streicheln. Ich krame aus meiner Bademanteltasche eine krumme, angerauchte Zigarette und entleere die Tasche von losen Tabakkrümelchen, die auf Freds Schuhe landen. „Sie haben nicht zufällig Feuer?“ „Nein. Welche Interessen meinen Sie? Ich habe ehrbare Absichten.“ „Ach? Und in welche Richtung gehen Ihre ehrbaren Absichten? Soll ich Ihnen ein Monopolyspiel leihen?“ „Gunda und ich erfreuen uns einer ehrlichen Beziehung in Zuneigung und Respekt.“, belehrt mich Fred. „Und diesen Respekt wollen Sie im Urlaub mal so richtig auskosten, was?“ „Ich finde Ihre Zweideutigkeiten sehr unpassend, Bogart. Sie sollten mal Ihre grundsätzliche Einstellung zu Menschen und zu Frauen insbesondere, überdenken. Guten Tag!“ Fred macht eine zackige Kehrtwende und stiefelt zum Gartentor. Aus einem Köfferchen hintern dem Sitz seines Motorrades fingert er ein Handtuch hervor und trocknet sich die Haare. Ich schaue ihm nach, habe noch die Kippe im Mund und denke über seinen Läuterungsversuch nach. Ich muss zugeben, von der Psyche meiner Frau habe ich keine Ahnung. Früher hätte sie ein Wesen wie Fred bestenfalls als „süß“ durchgehen lassen, aber ihre Hormone wären nicht sonderlicht beeindruckt gewesen. Wenn Gunda und Fred respektvoll in den Urlaub fahren, hätte ich hier eine sturmfreie Bude. Das bietet zwar einen Heimvorteil und spart Kosten, aber nirgends zeigen sich die eigenen Schwächen so sehr wie zu Hause. Ich verwerfe den aufkommenden Gedanken. In der Küche liegen Modejournale, die meine mir unbekannte Frau sonst nie gelesen hätte. Unter einer „Madame“ ein Reiseprospekt vom Schwarzwald. Ein Hotelname ist mit Rotstift zweimal umrandet. Und da kommt mir doch eine Idee. Wird fortgesetzt Jeronimo |
23.12.2011, 00:33 | #2 |
Dabei seit: 08/2011
Ort: Im Schwabenland
Alter: 50
Beiträge: 415
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Hallo Jeronimo!
Für ein ganzes Buch davon könnte ich sogar zum Ladendieb werden... megdw, Martho |
23.12.2011, 01:14 | #3 |
abgemeldet
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Lieber Jeronimo,
dein Text ist wieder spitze!!! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Liebe Grüße (auch an Bogart) Peace |
29.12.2011, 17:29 | #4 |
gesperrt
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Hallo Martho, hallo Peace,
vielen lieben Dank für Euren Zuspruch! Jeronimo |
29.12.2011, 18:13 | #5 |
R.I.P.
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das geht so schnell!
Laß mir bis Mitternacht Zeit, dann ist hier Ruhe eingekehrt. LG! |
29.12.2011, 18:17 | #6 |
gesperrt
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Hallo Thing,
verstehe leider nur Bahnhof. Was geht so schnell? Welche Ruhe meinst Du, die einkehren soll? Jeronimo |
29.12.2011, 18:31 | #7 |
R.I.P.
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Hier bei mir im Haushalt muß Ruhe einkehren.
Damit ich genießen kann - ohne Ablenkung. LG! Fan Thing |
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