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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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20.12.2018, 00:18 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Angst
Im September, Wärme war und laue Luft,
weit entfernt noch Herbstes bunte Blätter, klangen noch in meiner Brust die Liebesseufzer einer engelsgleichen Frau und gaben Antwort auf das Flehen eines liebeskranken Mannes - Glücks genug! Allmählich senkte nun die Sonne ihre Bahn, die Schatten wurden länger, kühler wehte abends schon der Wind. Noch erhitzt von Sonnenwärme ließ die abgestandne Luft im Flur der grauen Villa, ließen auch die Bohnerwachsgerüche, billigen Parfüms Odeur die olfaktorisch sehr verwöhnten Sinne schaudern; Resultat war Gänsehaut und erstes Ahnen nicht genehmer Stunden. Strenge Mienen ernster Männer, harsche Töne, Tonbandmitschnitt der Gespräche, ließen selten Blicke auf den Langen See und Segelboote wandern; ausgetrocknet war der Mund und dünner Kaffee schaffte kaum die Lippen feucht, die rauhe Stimme klangvoll zu erhalten. Aus Minuten wurden Stunden, aus verbalen Schlagabtausch Drohgebärden; jeder Gang zum Klo zur Demo schierer Macht zweier Männer, die bestimmten, wann der Druck der Blase übermächtig den Verhörten zwang, gebeugten Rückens schmerzgepeinigt und bewacht die Notdurft zu verrichten. Wehr- und machtlos, nur noch Halt an einer Zigarette findend, immer wieder Fragen, ungebrochen noch der Wille, Stand zu halten diesen Schergen eines Staates, der mit Knüppeln, Todesstrafen, seine Schwäche schlau maskiert, seine Bürger hinter Mauern, Stacheldraht und Minen ihrer Freiheit, ihrer Würde frech beraubt, mit hohlen Sprüchen glauben macht, dass die MLWA*) der Sieg des neuen Menschen ist, das Paradies auf dieser Erde. Noch war Spott in meiner Stimme, rauher klang sie nach fünf Stunden, dunkel war es schon geworden und ein Wink des Hauptmanns wies den Weg zur Tür und sehr erleichtert übers Ende aller Fragen, griff ich nach der allerletzten Zigarette, die mir noch geblieben war und suchte nach dem Feuerzeug und hörte nicht die Schritte jener Männer, die zu viert und schwer bewaffnet aus dem Schatten hoher Bäume näher kamen. Fluchtgedanken - doch wohin? Mutig sich auf einen stürzen, seine Waffe an mich bringen? Ach, wie sinnlos! Alle Felle sah ich von mir schwimmen, chancenlos und dann von grellem Licht geblendet stand ich still und spürte, wie in Strömen Schweiß aus Achselhöhlen brach und abwärts sickernd meine Hüften nässte. Zittern spürt ich meine Knie und keinen Fixpunkt fanden meine Augen; näher kamen die Gestalten, und zum ersten Mal, ich gesteh es ohne Schamesröte, packte mich die Angst. MLWA*) = Abkürzung für Marxistisch Leninistische Welt-Anschauung |
20.12.2018, 01:27 | #2 | |
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ja Heinz - du kannst schreiben. und ich wundere mich immer wieder über die umfassenden erzählungen mit denen du deine ideen und phantasien beschreibts, was in mir desöfteren den verdacht aufkeimen läßt, dass vieles in deinen literarischen arbeiten autobio ist, weil es für mich ganz einfach so rüberkommt - wie man sagt.
Zitat:
das meinte ich in meinem faden WARUM SCHREIBEN WIR...du eröffnest mir ein kleine szene in der ich ein statist deiner erzählöung/lyrik wurde.... |
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20.12.2018, 13:28 | #3 |
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Liebe Heinz - |
20.12.2018, 20:25 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Ralf,
bis zum Kassettenboden stimmt alles. Den realen Ablauf teile ich Dir per PN mit. Zum Thema "Warum schreiben wir" werde ich mich noch ausführlicher äußern. Dass es mir mit Worten gelungen ist, eine beabsichtigte Wirkung zu erzielen - Deine Bestätigung ist ein großes Lob! Mensch Alter, werd mir bloß nicht zu weich. Liebe Grüße, Heinz Liebe Einsamkeit, ja, der beinahe opulente Gebrauch von Adjektiven (Ilka-Maria wird mir deswegen bestimmt noch den Kopf waschen) kann, wenn sie überflüssig sind, eine Sünde sein und - Mark Twain können wir nicht mehr befragen. Das Rinnen - Du hast Recht mit Deiner Beschreibung des Rinnens. Aber was könnte dieses Wort ersetzen? Der Schweiß "strömte" - wie soll er strömen, wenn man ein Unterhemd, darüber ein Hemd und darüber noch einen leichten Pulli trägt? Mit "laufen" hätte ich dasselbe Problem. Mein Anliegen war, dem Irrtum entgegen zu wirken, dass bei wirklicher Angst der Schweiß von der Stirn fließt. (Fließen, siehe Unterhemd usw. passt auch nicht). Es ist tatsächlich so: Der Schweiß tritt unter den Achselhöhlen in unerwarteter Menge aus und nässt die Haut bis zu den Hüften ein. Ein besseres Wort für "rinnen" fällt mir nicht ein. Hättest Du einen Vorschlag? Liebe Grüße, Heinz |
20.12.2018, 20:32 | #5 |
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Lieber Heinz - |
20.12.2018, 20:34 | #6 | ||
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Zitat:
Zitat:
er SICKERTE...er DURCHNÄSSTE...er VERSIEFTE (= sagte Samantha mal vor ein paar monaten zu mir als sie ein candida durch antibiotika hatte) Ach, wie sinnlos! Alle Felle sah ich von mir schwimmen, chancenlos und dann von grellem Licht geblendet stand ich still und spürte, wie in Strömen Schweiß aus Achselhöhlen brach und abwärts sickernd (trensend, suselnd...triefend...)meine Hüften nässte. |
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21.12.2018, 15:34 | #7 |
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Lieber Heinz - |
21.12.2018, 15:44 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Einsamkit,
hatte mich gestern schon für Ralfs Vorschlag "sickernd" entschieden. Dieses Sickern kommt dem empfundenen Vorgang am nächsten. Danke für Deine Mühe! Heinz |
21.12.2018, 16:03 | #9 |
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Ok, Heinz! Durch was sickert der Schweiß hindurch, wenn er strömend aus deinen Achseln zu den Hüften hinsickert? Wenn der Schweiß nichts durchdringt, dann fließt er zögerlich und oder spärlich, weswegen er nicht strömend aus den Achseln fließen kann! In "Strömen" müsstest du dann noch entfernen. |
21.12.2018, 16:27 | #10 |
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Stimmt heinz
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21.12.2018, 16:45 | #11 |
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Lieber Ralf - |
21.12.2018, 16:55 | #12 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Ralf,
"stimmt" - was stimmt? Der Einwurf von Einsamkeit? Kann es nicht sein, dass ein (ich nehme ein Beispiel aus der Natur) anfänglicher Sturzbach nach wenigen Metern versickert? Bei einem Schweißausbruch auf der Stirn bei großer Anstrengung läuft der Schweiß wangenwärts oder an den Ohren vorbei und man entledigt sich durch Abwischen. Bei einem Schweißausbruch in den Achselhöhlen vermischen sich die auslösenden Angstgefühle mit Peinlichkeit und Scham über die eigene Schwäche. Die Widerstandskraft, die Fluchtgedanken, die aufkeimende Aggression - alles "versickert", macht einem beginnenden Fatalismus Platz und ist insgesamt schlicht ein Scheißgfühl. Liebe Grüße, Heinz |
21.12.2018, 16:58 | #13 |
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Lieber Ralf - |
21.12.2018, 17:18 | #14 |
Forumsleitung
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Falls du es nicht gesehen hast, Heinz: Ich habe dir wegen deines Gedichts eine PN geschickt.
LG Ilka |
21.12.2018, 18:43 | #15 | |
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Zitat:
Lieber Heinz - |
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21.12.2018, 23:12 | #16 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Einsamkeit,
Dein Kompliment leg ich mir unter den Weihnachtsbaum. Vielen Dank! Weihnachtliche Grüße, Heinz |
22.12.2018, 13:42 | #17 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.493
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Sehr Gurt
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22.12.2018, 13:48 | #18 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Danke!
H. |
22.12.2018, 15:21 | #19 | |
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Zitat:
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23.12.2018, 01:36 | #20 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Dr. Frankenstein und "festgezurrt" - das geht ja nun mal gar nicht. Aber - Schwamm drüber! Auch dem Dr. Frankenstein wünsche ich frohe Weihnachtsfesttage.
Heinz |
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