Geflügeltes Spektakel
Seit Tagen schon hängt es lärmend in den Bäumen. Ein Knäuel verspäteter Stare. Ab und zu steigt die Wolke aus hunderten Vogelleibern hoch in dem Himmel und ballt sich über dem Horizont zusammen. Dann wieder, nach unstetem, pulsierendem Treiben, fallen sie zurück ins frostige Geäst der alten Weiden. Ruhelos, verärgert, ja, vorwurfsvoll klingt ihre vielstimmige Symphonie. Was hat Sie nur so aufgebracht? Und worauf warten sie, um Ihre Reise gen Süden beginnen zu können? Erneut verdunkelt sich der Himmel vor meinem Fenster. Grell klingt ihr Klagen durch die Winterluft, sie sind so nah, sogar das tausendfache, angestrengte Schlagen kleiner Flügel dringt an mein Ohr. Der Schwarm steigt und steigt, malt Schlaufen und Wirbel in den wolkenverhangenen Abendhimmel. Unheilvoll, wie ein seltsam missgestalteter riesiger Körper, der nun abdreht, sich verdreht und langsam in der erwachenden Dunkelheit verschwindet.
Die Bäume, nun von ihrer tagelangen Last befreit, strecken erleichtert ihre Zweige von sich. Merkwürdig – diese Stille.
by Lux, 22. Dez. 2010
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