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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern. |
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08.11.2012, 21:10 | #1 |
Geburtsrecht
Geburtsrecht
Innerhalb der grossen Mysterien des Seins gehört uns eigentlich überhaupt nichts. Was ist das für eine Lust zum Wettstreit, die wir verspüren, bevor wir einer nach dem anderen durch das gleiche Tor gehen? (Rumi) |
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08.11.2012, 21:17 | #2 |
09.11.2012, 06:50 | #3 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wenn uns nichts gehörte, gäbe es kein Eigentum, das von Recht und Gesetz zu schützen wäre. Meint Rumi etwa, dass wir letztendlich unser Eigentum nicht behalten können, weil uns spätestens der Tod für immer davon trennen wird? Aber gehört es nicht zur Kultur der Menschen, selbst ihren Toten noch ein letztes Eigentum zu gewähren, nämlich eine Begräbnisstätte und die Wahrung der Totenruhe? Hat der Wettstreit um Eigentum, Stand, Ansehen, Herrschaftsanspruch und dergleichen keinen Sinn, obwohl im Falle des Erfolgs das Dasein angenehmer und sicherer sein könnte? Wozu hat die Natur den Menschen mit einer tüchtigen Portion Aggressivität ausgestattet (den einen mehr, den anderen weniger), ebenso wie mit dem Streben, die eigene Nachkommenschaft, oft sogar die ganze Familie, zu schützen, und zwar sowohl im ideellen wie im materiellen Sinne, obwohl sich das alles am Ende als sinnlos herausstellen könnte? Und hat dieser Wettstreit grundsätzlich etwas mit Lust zu tun? Oder ist er nur in bestimmten Fällen mit Lust verbunden? |
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09.11.2012, 08:05 | #4 |
Guten Morgen
wir kommen nackt in dieses Dasein und wir verlassen es ohne irgendetwas - also auch "nackt" im übertragenen Sinn. Das, was wir in dieser Lebensspanne hier ansammeln, gehört uns nicht. Die Tasse, die hier vor mir steht und dieser PC, meine Wohnung, alles sind nur Attribute meiner Persönlichkeit. Die Essenz, die ich bin, wird ohne all dies die Reise weitermachen, wenn ich gehe. Von der Warte des Todes aus gesehen, ist also jeder Streit sinnlos. Aggredere heißt wörtlich "herangehen" vllt. kann man auch sagen "es angehen" also anfangen. Es ist eine Anfangsenergie, eine , die bewegt. Bewegen kann mensch sich auch miteinander. ZB. Tanzen, wandern, singen, musizieren. Aggressives Potential kann auch zu anderem genutzt werden: - Um zu laufen und auf Bäume zu steigen - Um Schwächere / Alte, Kranke, Kinder / zu tragen - wortwörtlich und übertragen - Um Gebäude zu bauen - wortwörtlich und übertragen, die der Freude und der Entfaltung dienen. Ich glaube nicht, daß wir von der Großen Göttin / Schöpferkraft / Allah / whatever mit diesem wundervollen Körper und dem Verstand und den Herzenskräften ausgestattet sind, um uns gegenseitig die Rübe einzuschlagen, neidisch auf Nachbars Eigentum zu starren und von einer Olympiade in die nächste zu starten. Wir sind als viel mehr gemeint! Seine Familie, seine Grenzen und sein persönliches Eigentum zu schützen - natürlich ist das notwendig! Und gut . Ich verstehe Rumi da so, daß er anmahnt, daß diese Berge an Eigentum, die die meisten von uns anhäufen, hinderlich sind bzw. dem eigentlichen Zwecke der "Durchreise" nicht dienlich. Denn sie machen unbeweglich. MuschelIch |
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09.11.2012, 08:15 | #5 |
Forumsleitung
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Ich bin nicht sicher, ob Rumi selbst das Wesen des Menschen versteht, denn sein Gedankengang endet mit einer Frage.
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09.11.2012, 09:08 | #6 |
abgemeldet
Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 504
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Eigentlich, Muschelich,
ist es ganz einfach. Es gibt - wie wir alle, die wir schon mal über irgendetwas nachgedacht oder in der Folge aufgeschrieben haben, wissen - eine ganze Menge Denk- und Erzählebenen: Ein Lyrichduersieeswirihrsie, und ein Lyrman. Im Lyrichduersieeswirihrsie sind wir alle persönlich zu Hause, springen munter zwischen dessen Ebenen herum und tun das, wozu wir gerade Lust haben oder gezwungen sind: Hasserfüllt oder liebevoll sein, strebsam oder faul, verliebt, neidisch, großzügig, ängstlich, verwegen. Wenn wir die verschiedenen Ebenen zu plötzlich wechseln, gibt's Bruch, körperlichen und seelischen (und der Verleger nimmt unser Buch wieder mal nicht, weil der Lektor den Kopf geschüttelt hat). Das Lyrman ist etwas ganz anderes. Du begenest ihm täglich; es ist bereits da, wenn Du wach wirst am Morgen und es legt sich mit Dir hin, wenn Du wieder ins Bett gehst. Es ist immer da und betrachtet Dich von oben, von der Seite, von unten und teilt Dir mit, was es da zu erkennen gibt. Zwischen dem Lyrman und dem Lyrichduersieeswirihrsie gibt es keine echte, direkte Beziehung. Du kannst zwischen ihm und allem anderen nicht beliebig hin- und herhüpfen. Das Lyrman steht ganz allein für sich, und es ist für jeden das gleiche. Manche nennen es "die Wirklichkeit". Es gibt viele Versuche, das Lyrman auszutricksen. Manche versuchen es zu überschreien, manche halten sich die Ohren und die Augen zu, wieder andere betrinken sich oder nehmen Drogen, um ihm zu entkommen. Ganz Schlimme versuchen, die offenkundige Diskrepanz zwischen dem Lyrman und ihren Lyrichduersieeswirihrsies dadurch zu überwinden, dass sie außer ihrem eigenen alle anderen Lyrichduersieeswirihrsies töten und danach behaupten, ihr Lyrichduersieeswirihrsie sei nun Lyrman. Das sind von allen die größten Deppen, und sie sind lebensgefährlich. Sie verkünden Wahrheiten, worunter sie ihre in Worten ausgedrücke Meinung über die Wirklichkeit verstehen, und nehmen Dir erst das Geld ab damit und dann das Leben. Langer Rede kurzer Sinn: Außer uns Menschen akzeptieren alle Gegenstände und alle Wesen die Wirklichkeit. Der vom Berg herunterrollende Stein nimmt immer den allerkürzesten Weg, und der Elefant nimmt niemlas einen Umweg zur Wasserstelle. Es sei denn, es "kommt etwas dazwischen". Langer Rede noch kürzerer Sinn: Spannend wirds immer erst dann, wenn etwas dazwischenkommt. Wenn zwischen der Geburt und dem Tod etwas passiert. Wenn Du auf Dein Thema, das Du ins Forum gepostet hast, eine Antwort bekommst. Die Lyrichduersieeswirihrsies loben sich schleimigsüß in den Poetenhimmel oder streiten wie die Bürstenbinder untereinander - das Lyrman, das immer dabei ist, nimmt's zur Kenntnis. Hier im Forum hat es Helfer: Einen Server, Speicherplätze und eine ablesbare Datenstruktur. Draußen gibt es papierene Chroniken, Fotos, Skizzen. Und die Spiegel. Nur wir Meschen wissen, dass nichts hinter ihnen, sondern alles davor steht. lg z |
09.11.2012, 09:20 | #7 |
*Dankeschön* zonkeye !
MuschelIch , die Dir gerade ihr Ohr geliehen hatte *ggg*. (nun hat sies wieder selber und legt sich auf dasselbe, um ihr LyrIch für den LyrAlltag fit zu machen ! ) |
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09.11.2012, 18:05 | #8 |
Würden wir alles was wir haben, als Leihgabe sehen die Notwendig ist, mit dem Ziel, das Leben zu erkennen und eins mit ihm zu werden, auf so vieles könnten wir verzichten, als Ballast es nicht mal wollen.
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