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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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28.02.2015, 22:19 | #1 |
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Die Omi an der Kasse
Die Omi an der Kasse
Ich will zum Dienstschluss schnell nach Hause, drum fahr ich in der Mittagspause oft um die Ecke, kauf dort ein Wurst, Käse, Butter, Brot und Wein. In dem Geschäft gleich nebenan gibt´s Vieles auch für Jedermann. Bin in der Nähe sowieso, drum kauf ich auch was für´s Büro. Ich geh‘ hinein und freu‘ mich sehr, hurra – der Laden ist schön leer. Ich denk‘, ich bin gleich wieder raus und kann dann shoppen für zu Haus. Was dauert denn hier bloß so lange? Hier gibt´s doch keine Warteschlange! Das kann nicht sein, wie ich es hasse das Warten an der Kundenkasse. Die Omi dort mit weißem Haar erzählt, sie sei bald 100 Jahr. Sie sagt, dass sie sich richtig freut, es geht ihr gut, drum shoppt sie heut‘. Sie sagt, sie schluckt ganz viele Pillen, sonst geht´s auch nicht trotz starkem Willen. Sie sagt, sie ist ´ne alte Frau, in ihrem Kopf noch ziemlich schlau. Sie sagt, was sie heut noch so macht, dass sie nicht schlafen kann bei Nacht. Sie sagt zur Dame an der Kasse: „Dass Sie mir zuhör’n, find‘ ich Klasse.“ Sie sagt zur Kundin hinter sich: „Sie sind sehr nett, ich freue mich. Sie haben wirklich viel Geduld, mein hohes Alter ist dran schuld. Für mich war dieser Tag sehr schön, nun werde ich nach Hause geh‘n.“ Sie geht drei Schritte mit dem Stock, es schwingt dabei ihr Faltenrock. Sie bleibt kurz stehen, dreht sich um, sie lächelt lieb und bleibt doch stumm. Ihr Blick verrät: „Ihr habt viel Zeit, bei mir ist es schon bald soweit.“ Ich schau‘ sie an, sie zwinkert nur, von Ängsten seh' ich keine Spur. Ich seh‘ die Zeit nicht mehr verbissen, doch quält mich lange mein Gewissen. |
01.03.2015, 00:22 | #2 |
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sehr sehr lieb geschrieben, liebenswerte junge frau. erinnert mich an meine über alles geliebte Mutter, die in wenigen tagen 94 jahre alt wird, ungemein gesund und geistig top ist. hier mit mir in der ROTE BAR IM HOTEL SACHER und kurz nach dem frühen dinner in der premiere des SCHWANENSEE in der Nureyev fassung...in der WIENER STAATSOPEU...
http://up.picr.de/21141866og.jpg http://up.picr.de/21141867op.jpg |
01.03.2015, 00:52 | #3 |
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Zuckersüß Ihr Beiden.
Übrigens ... Mein Gedicht ist authentisch. Ich hab's selbst erlebt. Ich habe mein Gedicht, welches ich vor ca. 2 Jahren (kurz nach dem Erlebnis) geschrieben hatte, heute nur nochmal überarbeitet, so dass es sich fließender liest ... Ich werde diese alte Dame niemals vergessen. Liebe Gutenachtgrüße Dabschi |
01.03.2015, 01:39 | #4 |
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ja DABSCHI - ich liebe sie über alles und sie nennt mich seit meiner kindheit (und noch immer): HASILEIN.
schlaf gut lieber mensch dein ralfchen |
01.03.2015, 12:46 | #5 |
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Hallo Ralfchen,
ich kann das innige Verhältnis zwischen Dir und Deiner Mutter sehr gut nachvollziehen. Das Verhältnis zwischen meinem Mann und seiner Mutter ist auch sehr innig. Ich mache mir oft Gedanken darüber, wie sehr mein Mann leiden wird, wenn seine geliebte Mutter eines Tages von uns geht. So entstand auch mein Gedicht „Geliebtes Mutterherz“ https://www.poetry.de/showthread.php?t=52945 Ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter und war damals froh, dass sie mich trotz der Tatsache, dass ich ein paar Jahre älter bin als ihr Sohn und noch dazu zwei Kinder im „Schlepptau“ hatte, mit offenen Armen empfing. Wir haben am selben Tag Geburtstag. „Stiere sind gute Menschen“ sagte sie zu mir. Mit meinem Schwiegervater, der ein paar Tage nach dem Tod meines Enkelsohnes im September 2011 verstarb, war es anfangs nicht ganz so leicht … Einen schönen Sonntag und liebe Grüße Dabschi |
01.03.2015, 13:20 | #6 |
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ja die schicksalshafte zufälle können uns - nicht selten völlig aus dem nichts - überraschen.
meine schwiegermutter war eine wunderbare frau. ich liebte sie für ihre offene und klare persönlichkeit. sie war ein mensch von güte und nächstenliebe. es war erstaunlich. sie starb zwei jahre vor meiner frau an einem sonntag - es war (glaube ich sogar) allerheiligen, was - wie ich hörte - der wunsch vieler christlicher menschen ist. sie war eine sehr gläubige frau und Lucy und ich atheisten. also gab es unzählige male sehr emotionelle diskussionen über glaubensfragen. sie war felsenfest und stabil in ihrer überzeugung. herzlichen sonntagsgruß dein ralfchen |
08.03.2015, 23:27 | #7 |
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Liebe Dabschi,
das habe ich eben erst entdeckt, süß. Für mich hätte es auch in die Rubrik "Schmunzeliges" gepasst. Liebe Grüße, Letreo |
09.03.2015, 00:38 | #8 |
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Liebes Ralfchen,
liebe Letreo, vielen Dank für Eure lieben Kommentare. @Ralfchen Ich glaube fest an unser Schicksal. Natürlich dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn eine Situation uns aussichtslos erscheint ... Es ist schön, dass Du so ein gutes Verhältnis zu Deiner Schwiegermama hattest. Nicht jeder Schwiegersohn hat dieses Glück. @Letreo Ja, Du hast Recht - mein Gedicht hätte auch unter "Schmunzeliges" gepostet werden können. Aber irgendwie erschien mir die Situation sehr nachdenklich. Die Zeit, die mir angesichts meiner 1-stündigen Mittagspause im Nacken saß, wurde plötzlich unbedeutend durch das Erlebnis mit dieser alten Dame an der Kasse. Liebe Wochenendgrüße Eure Dabschi |
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