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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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15.04.2019, 17:54 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Die missbrauchte Erato
Ach, so trüb sind deine einstmals klaren, blauen Augen,
Sorgenfalten prägen hässlich deine hohe Stirn, krumm gewachsen springt die große Nase wie ein Erker aus dem früher edlen, oft geküssten Antlitz vor. Deine Lippen, schief verzogen - nur ein tumber Tor preist die Fratze, und zu meinem allergrößten Ärger fehlt im Oberstübchen leider manches Gramm Gehirn. Sprich! Wie solltest du zu meiner Heißgeliebten taugen? Schieren Kummer künden Hals und Haltung, tief gebeugt stehst du wie ein welkes Mauerblümchen in der Ecke. Deine Brüste baumeln in der ausgebleichten Bluse, schlaff der Bauch, als hätten sieben Kinder wir gezeugt. Venus schenkte dir zwecks Lustgewinn die schönste Schnecke, deine Stimme klang wie Engelsang - es blieb ein Krächzen. Zeig dich wieder schön wie einst und küss mich, holde Muse, lass mich, Poesie, nicht länger Höllenqualen leiden. |
16.04.2019, 17:03 | #2 |
Lieber Heinz,
wie immer formal wunderschön gedichtet. Doch wäre ich Erato, dann würde ich mich jetzt erst recht beleidigt zurückziehen. Kaum sind wir Dichter einmal "impotent", dann machen wir die schöne Erato dafür verantwortlich. Statt in das Leben einmal wieder so tief und kompromisslos einzutauchen, dass Verse einfach kommen müssen. Herzliche Grüße, AlteLyrikein. |
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17.04.2019, 07:27 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe AlteLyrikerin,
die Griechen waren es, die sowohl die Musen als auch die Grazien, darüber hinaus die gesamte griechische Götterwelt erfunden haben. Das bedeutet, dass auch die Muse Erato von Menschen geschaffen wurde und natürlich war sie eine schöne Frau. Wenn nun Menschen das Bild der Muse beschmutzen, das Antlitz zerstören, muss zwangsläufig aus der Muse ein hässliches Weib werden. Menschenwerk ist die Schöpfung der liebreizenden Muse Erato und (leider) ist es auch Menschenwerk, wenn aus der schönen jungen Dame eine abstoßende Megäre wird. Ich greife nicht die Muse Erato an (die, nimmt man es genau, eine idealisierte Vorstellung dichtender Menschen ist), sondern die Schreiberlinge, die rücksichtslos das Bild der Muse der Liebesdichtung zerstören. Meine Bitte richtet sich an die imaginäre Erato: Zeig dich wieder schön wie einst und küss mich, holde Muse, lass mich, Poesie, nicht länger Höllenqualen leiden. Macht, so ist mein Appell, die Muse nicht hässlich durch euer Geschreibsel! (Also: Kein Seufzer wegen fehlender Musenküsse). Liebe Grüße, Heinz |
17.04.2019, 11:51 | #4 |
Lieber Heinz,
Dank Deiner Erklärung verstehe ich meinen Irrtum. Doch ich denke, kein "Geschreibsel" hat wirklich die Macht die Muse der Dichtung zu beschädigen. Das ist einmal wieder eine typische Übertreibung der Wirkung unserer Texte, seien sie nun echte Poesie oder erste Anfänge und Versuche. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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17.04.2019, 12:41 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe AlteLyrikerin,
Deine Worte muss man genau lesen. Du schreibst: "Doch ich denke, kein "Geschreibsel" hat wirklich die Macht die Muse der Dichtung zu beschädigen." Damit hast Du Recht. Aber ich könnte Dir Dutzende Gedichte zitieren, die das Gewand der Muse beschmutzen. Liebe Grüße, Heinz |
19.04.2019, 07:40 | #6 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber Heinz,
Zitat:
Wie immer von dir, perfekt in Wort und Bild. Liebe Grüße Nöck |
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23.04.2019, 19:55 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Nöck,
vielen Dank für Deine Lob. Bin aber nach acht Stunden Autobahn ein bisschen groggy. Liebe Grüße, Heinz |
24.04.2019, 23:35 | #8 | |
abgemeldet
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wieder einmal etwas vom feinsten, dass mein eisiges herzchen auf etwa 55 Hertz drängt. ich liebe diesen hochspannungsbereich. andere mitglieder wie so manche strandvögelinnen lieben meinen zustand eher nicht. auch dann nicht wenn sie durch meine frequnezige kritik mehr als 1000 kliks bei einem text haben der normalerweise 5-10 haben würde. undank ist der poetessas lohn an deinen winzigen freund, lieber Heinz.
Zitat:
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25.04.2019, 01:32 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebes Ralfchen,
schraub die Frequenz herunter - mit einem Herzkasper ist nicht zu spaßen! Nein, Du hast mich nicht geweckt - ich habe in meinem Tohuwabohu ein wichtiges Schriftstück gesucht (und endlich gefunden). Zu einer ordentlichen Antwort richt es aber nicht mehr, weil nur mir noch ein paar Stündchen Schlaf übrigbleiben. Morgen mehr. Liebe Grüße, Heinz |