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23.10.2011, 18:18 | #1 |
Stahlvögel
Es gab keine Warnung, keine Benachrichtigung. Aber es gab Gerüchte. Sie drangen leise zwischen die Häuser und sprangen von Dorfbewohner zu Dorfbewohner, wie kleine Parasiten, die stechen und beißen.
Es gab keine Warnung. Am Morgen des ersten Freitags im Oktober sahen wir den silbernen Vogel zum ersten Mal am Himmel. Wie er so teilnahmslos dahin glitt, so leise und so weit oben. Nicht dass er sich zu verbergen versucht hätte, aber er sein Erscheinen erschien mir so beiläufig, nebensächlich, fast hätte niemand begriffen, was uns droht. Allein die kleine Miriam weinte und jammerte lautstark. Sie verkroch sich unter dem knorrigen Hollerbusch und es kostete uns Jüngere einige Mühe, sie mit guten Worten und Süßgebäck aus ihrem Versteck zu locken. Der Krieg hatte Einlass gefunden in unsere Welt. Und jetzt kauern wir hier zusammen im alten Schuppen. Viele Nachbarn haben Schutz gesucht in der Bretterbaracke mit den mit rostigem Blech vergitterten Fenstern, aber es sind noch so viele dort draußen. Ich halte deine Hand, Mutter, und sie ist so klein, viel feingliedriger als meine. Und ich sehe die Schwäche an deinem Mund, der mir alt und zittrig vorkommt, und ich versuche deine Angst mit meinem Körper abzuschirmen. Du und ich, wir stehen eng aneinander gedrängt vor dem gittrigen Fenstern und ich prüfe, ob das Blech sich eindrücken, sich von mir brechen lässt und frage mich, ob das gut ist, weil wir dann schneller raus kommen, oder ob uns diese Tatsache zu den ersten Opfern macht. Und ich weine, weil ich weiß, dass der Hund noch draußen im Hof ist, ich höre ihn kläffen und seine Kette rasselt, aber ich verberge meine Tränen. Ich kann sie jetzt hören, jeder kann sie hören, die grausilbernen Stahlvögel, wie sie den Himmel über uns zerschneiden, wie sie uns suchen, wie sie sich tiefer schrauben und unseren Straßen und Gassen folgen. Sie sind so nah, ich muss nichts davon sehen um das zu wissen. Die ersten Einschläge zerreißen unsere von angehaltenem Atem bewahrte Stille und es wird laut, aber ich höre nur dich, Mutter, wie du die Luft einziehst und wie dein Mund fast unhörbar etwas stammelt. Ich denke an den Hund, nur an den Hund und es wird hell und heiß dort draußen. by Lux, 16. Oktober 2011 |
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23.10.2011, 21:21 | #2 |
R.I.P.
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Grausig gut!
Und so gut wie fehlerfrei. Dadurch noch grausiger. Ob bemannt oder Drohnen: Wie sich die Bilder gleichen!!!!! Geschildertes Entsetzen. Soo müssen Kurzgeschichten sein. Wird mich so schnell nicht loslassen. Thing |