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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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06.08.2016, 17:59 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Utøya
Dies Gedicht hatte ich kurz nach den Anschlägen in Norwegen 2011 geschrieben.
Der See glänzt wie Marmor im mondbleichen Schein und Stille verharrt in den Zweigen. Der Wind stellt beklommen das Ausatmen ein, kein Lufthauch darf stören den Reigen. Im Zwielicht kriecht tückischer Nebel durchs Land, formt fratzenhafte Gebilde. Die Tiere verharren und lauschen gebannt, was führen sie diesmal im Schilde? Erbarmungslos stürmen sie heulend heran, der Sieg gehört ganz allein ihnen. Ihr Werk zu vollenden, entlässt sie der Bann, dem sie schon seit Ewigkeit dienen. Sie wählen ein Werkzeug, das willig und schwach, geleitet von falschen Gefühlen. Der Moloch, er wälzt sich und wird langsam wach, und gnadenlos mahlen die Mühlen. Entsetzen vermischt sich mit Trauer und Schmerz, das Scheusal hat Ernte gehalten, vernichtete Leben mit eiskaltem Herz, es folgte dem Trieb, dem uralten. Der See ruht gelassen, vorbei ist der Schlag, das Leben geht unbeirrt weiter. Sie lauern im Finstern erneut auf den Tag der apokalyptischen Reiter. |
02.09.2016, 20:53 | #2 |
Lieber Nöck,
das Ausmaß, das Breivics Tat hatte und sein Bedauern darüber, nicht noch mehr umgebracht zu haben, hat viele Menschen damals so verstört, dass sie die anonyme Macht des Bösen, die ein Opfer sucht und nutzt, wieder zur Erklärung heranzogen. Aus dieser Perspektive scheint mir dieses Gedicht geschrieben. Ich bin kein Anhänger dieser Sichtweise, die Mord großen Ausmaßes zum Spiel böser Kräfte macht oder darin das Ausbrechen des Urmenschen aus der dünnen Haut der Kultur erlebt. Mich interessiert die Psyche des Täters, seine Angst, die jede Empathie zerstört und kompensatorisch das eigene Ego über alles setzt. Gern gelesen, dein Gedicht. Es ist sehr gut geschrieben. LG gummibaum |
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02.09.2016, 21:21 | #3 |
Forumsleitung
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02.09.2016, 21:33 | #4 |
Lieber Nöck,
Das finde ich auch! Das Grauen zu verdichten im seiner Komplexität empfinde ich persönlich als sehr schwierig und genau das ist dir gelungen. Kein Lufthauch darf stören den Reigen - diese Zeile würde ich als Fließsatz formulieren , so ähnlich wie: kein Lufthauch stört hier mehr das Schweigen oder so ähnlich...das ist nur ein Vorschlag. Herzlichst anna |
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03.09.2016, 08:23 | #5 | ||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber gummibaum,
die schrecklichen Taten auf Utøya und in Oslo haben nur den Ausschlag gegeben, ein Gedicht über etwas Unbekanntes zu schreiben, das einen Menschen in seiner Gewalt hat und ihn so etwas Grausames tun lässt. Danke für dein Lob und liebe Grüße Nöck Liebe Ilka, Zitat:
Danke für dein dickes Lob, freut mich. Liebe Grüße Nöck Liebe anna amalia, Zitat:
Ich freue mich, dass dir mein Gedicht gefällt. Liebe Grüße Nöck |
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06.09.2016, 22:14 | #6 |
R.I.P.
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Lieber Nöck,
ich bin durch Zufall auf dieses großartige Gedicht gestoßen. Du siehst die Apokalyptischen Reiter`? Ich sehe nur einen. Und der rast mordend in die Schar der ahnungslosen, hilflosen Menschen. gummibaum bringt eine Angst ins Spiel, die ( seit je ?) Breijvik sozusagen die Hand führte. Die sehe ich nicht. Ich wüßte brennend gern, wie ein Psychogramm Breiviks ausfällt - so wie mich immer brennend interessiert, warum Menschen zu Tätern werden. Ich tippe auf totale Soziopathie. Nicht ein Funken Empathie, außer für das großartige Ego. Hier Sie wählen ein Werkzeug, das willig und schwach, geleitet von falschen Gefühlen. bin ich nicht ganz an Deiner Seite. Vor allem das schwach trifft meiner Meinung nach nicht. Das Gedicht ist ganz große Klasse, es gehört in die Favoritenliste. Was Wunder, daß die "Koryphäen" nicht kommentieren. (Sie sitzen bestimmt schon gierig um den Grill , verlockt von dem leckerem Mahle.) Lieben Abendgruß von Thing |
06.09.2016, 22:55 | #7 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Es ist zwar richtig, dass Psychopathen sich anders verhalten als "normale" Menschen, weil sie keine Angst und somit auch nicht die damit einhergehenden körperlichen Erscheinungen wie Herzrasen, Schweißausbruch, Muskelanspannung usw. kennen. Sie sind deshalb nicht in der Lage, die Angst anderer Menschen nachzuempfinden. Wenn sie ihnen etwas antun, fehlt ihnen die emotionale Wahrnehmung, ohne die eine Entwicklung von Empathie nicht möglich ist. Psychopathen tun Dinge, die sadistisch erscheinen, weil ihnen die Konsequenzen egal sind. (So erklärt es der Psychologe und Neurobiologe Niels Birbaumer, der solche Menschen therapiert). Aber auf die Frage: "Wer ist der gefährlichste Mensch?", antwortete Birbaumer: "Nicht der gemeine Psychopath, sondern die Frau, der Mann von nebenan. Von den Naziverbrechern waren die wenigsten Psychopathen. In der Summe ist es der normale Mensch, den wir fürchten müssen." |
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11.09.2016, 21:03 | #8 | |||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Danke und liebe Grüße Nöck |
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