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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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20.07.2006, 17:48 | #1 |
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Der Tod vor der Tür
Wohlan mein Bruder, heute heißt's zu sterben.
Schon steigt im Osten neuer Tag herauf. Lass uns noch einmal eh' wir denn verderben, den Blick erheben zu der Sonne Lauf. Zieht sie doch stets getreulich ihre Bahnen. Wärmt und erleuchtet wie am ersten Tag. Lässt uns des Weltenschöpfers Größe ahnen, und schenkt uns Mut in selbstgemachter Plag. Denn Baumes Grün erstarb in saurem Regen, und Ernten hat ein heißer Wind verdorrt. Die Flüsse stinken faulig und bewegen, den Müll der Menschen träge mit sich fort. Der Meere Nass wirft seltsam gelbe Blasen. Das Eis der Pole schmolz fast ganz davon. Der Himmel wirkt verhangen wie von Gasen und Luft riecht bittersüßlich nach Ozon. Die Küsten sind zerfurcht von Sturmesseen. Die flachen Strände meeresüberspült. Das Landesinnre schreckt Orkanesblähen und Wetter die noch keiner je gefühlt. Die Menschen fielen in unzähl'gen Kriegen. Und die noch leben sind vom Tod bedroht. Die Strahlung lässt sie sterben wie die Fliegen. Den Rest besorgen Seuchen, Mord und Not. Lass uns darum nochmal der Zeit gedenken, da alles noch erstrahlt in hellrem Schein. Wo stak der Keim zu all dem bösen Lenken? Lag es an unsrem Wunsch wie Gott zu sein? Sollt jemals wieder ein Geschlecht erstehen, das hehren Idealen Glauben leiht, mög unser Schicksal jener Herz umwehen, dass nicht ihr Los sich an das Unsre reiht. Wohlan mein Bruder, nun ist's Zeit zu sterben. Dort hinten zuckt schon wieder grelles Licht. Sieh nur wie unsre Haare weiß sich färben und unsre fahle Haut gar platzt und bricht. |
20.07.2006, 18:24 | #2 |
erschreckend wahr, die menschen zerstören nun mal die erde, so ist es eben, und genau daran werden sie eines tages auch untergehen.
der titel ist genial, das ende grausam - was es natürlich sein muss, und daher passt es sehr gut. du hast mich zum nachdenken angeregt, und damit - denke ich - dein ziel erreicht. ich habe selten (oder noch nie?) etwas reimendes von dir gelesen, bin aber sehr, sehr angetan. mit weltenvernichtendem gruß, craven |
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20.07.2006, 18:41 | #3 |
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Hallo craven,
hat mich gefreut, dass es Deinen Nerv treffen konnte. Die Thematik ist
bestimmt nicht neu, aber ich habe noch nie ein Gedicht darüber gele- sen, dass alle Komponenten unter einen Hut brachte. Deshalb hatte ich den Wunsch, dieses einmal zu versuchen. Habe früher nur Gereimtes geschrieben und bin erst in letzter Zeit zur freieren Lyrik übergewechselt. Aber hin und wieder überkommt es mich doch wieder. Nun ja, der Titel ist für jemand ohne Lateinkenntnisse pro- blematisch, aber viele kennen ja den Ausspruch aus der Geschichte: "Hannibal ante portas". Von daher kann man es ja etwas ableiten. Und der Schluss muss bei der behandelten Problematik eben grausam sein, wie Du schon richtig bemerktest. Soll ja wachrütteln. Gruß Albatros |
20.07.2006, 18:44 | #4 |
oder den Loriot-Klassiker "Papa ante portas"
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20.07.2006, 18:47 | #5 |
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Hallo nochmal,
ist ja kurios bei diesem Thema. Wär ich jetzt nicht draufgekommen, aber stimmt.
Gruß Albatros |
20.07.2006, 19:20 | #6 |
Zum Glück kann ich Latein - ich habe mich zutiefst gefreut, dass ich das Stück so problemlos übersetzen konnte, denn mittlerweile habe ich sehr viel verlernt.
Ich glaube "Mors" als Tod ist auch nicht so unbekannt - auch nicht bei Nicht-Lateinern. Zum Gedicht: Mir war es erst zu lang, die zweite Strophe ließ Langeweile aufkommen, die folgenden Naturbeschreibungen waren mir zu ausführlich. Aber dann ab Strophe 6 wurde es richtig gut. Und die letzte Strophe setzt dem Schrecken erst richtig ein Gesicht auf. Plötzlich ist das Verderben so gegenwärtig, die Beschreibungen nicht mehr so allgemein. Da macht man sich wirklich hinterher Gedanken. |
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21.07.2006, 08:26 | #7 |
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Hallo Struppigel,
auch Dir meinen geneigtesten Dank für Dein Lob. Freut mich jedenfalls,
wenn es zum Nachdenken bringt. Wegen der Länge, die muss m.E. sein, weil ich ja das Unglück in allen seinen Auswüchsen darstellen wollte. Gruß Albatros |
21.07.2006, 09:18 | #8 |
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Hallo albatros
Zuanfang erstmal ich dachte erst ich wurde ein Siebenzeiler zu lesen bekommen, schade war doch nicht so ,das es deine Absicht gewesen ist, dafür haben sich dann doch wieder zu häufig 6 oder 8 Zeiler eingeschlichen , aber das st ja auch nicht so schlimm . Wollte das nur mal am rande erwähnen. Zu deinem Werk, es ist wirklich was Ausführlich, vieleicht einen touch zu lang, aber in diesem falle lassen wir es gelten , das Ende hat es in seiner dramatig wieder gut gemacht. Finde es sehr gut beschrieben und ich denke da sollten sich nicht nur Leute Gedanken drüber machen, wenn sie sowas Lesen oder hören, natürlich ist es dann einfacher weil das Gehirn angeregt ist. Hast du vielelicht mal daran Gedacht, vielleicht ein paar Füllwörter zu streichen, die der Text wirklich nicht braucht? Liebe Grüße Angel |
21.07.2006, 22:34 | #9 |
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Hallo Angel,
wie Du siehst produziere ich nicht nur kurze Gedichte. Dieses ging von
der Thematik einfach nicht kürzer. Irgendwann je nach Lust und Laune kommt auch wieder was Kürzeres. Wörter möchte ich nicht streichen, weil es ein gereimtes Gedicht ist und die Metrik sonst nicht mehr stimmt. Soviele Füllwörter finde ich eigent- lich nicht. Gruß Albatros |