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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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31.01.2024, 10:34 | #1 |
Der Einspringer
Die Welt erstaunte, wenn sie wüsste,
wie Lukas Scholz die Muse küsste! Sie schenkte ihm in holdem Wahn ein lyrisches Tenororgan, das, reflektiert von blass türkisen geblümten Badezimmerfliesen voll Schmelz und Strahlkraft sich entfaltet. Er schmettert (was die Nachbarn spaltet) noch spät "Wie eiskalt ist dies Händchen" voll Inbrunst für sein Gummientchen. Am Samstag kleidet er sich proper und lenkt die Schritte in die Oper. Dort will er nur bescheiden lauschen, mit keinem Bühnenhelden tauschen, weil ihn - was zwar kein Arzt bescheinigt - ein starkes Lampenfieber peinigt. Man spielt, die Freude ist extrem, als Herbstpremiere La Bohème. Auch soll darin, nach langem Dringen, Enrico Panzerotti singen. Da tritt hervor der Intendant und gibt am Bühnenrand bekannt, was leicht die Feierlaune mindert: "Herr Panzerotti ist verhindert! Er steht im Stau auf der A Sieben. Wir müssen La Bohème verschieben, es sei denn, hier in nächster Nähe ist eine Stimmbandkoryphäe, verwegen, den Versuch zu wagen, heut Abend sein Kostüm zu tragen." Wie plötzlich Scholzens Herz erbebt, wie ferngelenkt sein Arm sich hebt! Die Angst vorm Auftritt scheint gebannt bei diesem Wink von Schicksals Hand. Schon wird er, von Applaus begleitet, zum Garderobenraum geleitet, um sich ein wenig einzustimmen. Das hohe C gilts zu erklimmen, so sagen es die Notenzeichen. Nur aufgewärmt kann man's erreichen. Es naht recht bald im ersten Akt das Lied in reinem Herzenstakt, die Arie vom kalten Händchen, gesungen oft fürs Badeentchen... Sein hohes C, voll Glanz und Stahl, durchflutet hell den Musensaal. Den meisterlichen Sang belohnen minutenlange Ovationen. Das Publikum, es jauchzt und tobt, der Laie staunt, der Fachmann lobt. Man möchte nach dem Stück soeben beim Sektempfang das Glas erheben, als endlich, wider alles Hoffen, auch Panzerotti eingetroffen. Der Regisseur muss sich beeilen, dem Ausgebremsten mitzuteilen: "Sie durften sich getrost verspäten, man hat Sie kompetent vertreten!" Die Künstlerseele spürt, verletzlich: Es ist halt niemand unersetzlich... |
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31.01.2024, 10:51 | #2 | |
Zitat:
das ist fein und auf höchstem Niveau gedichtet, Gratulation! Als Leser vermutet man zwar bis zum Ende, dass noch irgendetwas schief geht (ein singender Laie, so ganz ohne Probe?), aber gelegentlich geschieht ja auch mal ein Wunder. Und dieses wurde mit Bravour in diesem Forum präsentiert. Viele Grüße von Georg |
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31.01.2024, 10:51 | #3 |
Gut eingesprungen, und das Versmaß stimmt!
Schönen Gruß: Uwe |
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01.02.2024, 22:32 | #4 |
Lieber Cornelius,
die erste Strophe musste ich dreimal lesen, 2 mal um zu verstehen, dann um zu verstehen wie gut sie wirklich ist. Ein vollkommen gelungenes erheiterndes Werk. Etwas so „leicht dahin geschriebenes“, hat meist wirklich viel Arbeit gekostet. Schön das du dir Mühe machst und uns erfreust. Die Preussin |
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