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20.07.2017, 17:08 | #1 |
Diderots Sohn (Auszug 2)
ICH. So wart ihr also gut gebettet Monsieur und befandet euch wohl, in eurem weichen und frisch bezogenen Schlummerkasten?
ER. Mehr denn schlecht als recht. In meinem Zimmer räumlich eng, spartanisch eingerichtet, die Tapete schon bräunlich verfärbt, in jenem brach die erste Nacht unter einem mir fremdem Dach an. Mit offenen Augen, liege ich ausgestreckt danieder und lausche der Unterhaltung des Juristen und seiner Frau, deren Schlafgemach an das Meinige grenzt. >> Lass nur, deine gierigen Hände heute Nacht auf deinem fülligen Wohlstandsbauch ruhen, du Antichrist. Ich habe keine Lust auf geschlechtliche Liebeleien mit einem Unmenschen wie dir, der einem armen, jungen Kerl bei strengen Frost und noch strengerem Hunger, tränenvoll klagend um Erbarmen flehend, vor seiner Tür gewillt ist sterben zu lassen.<< >> Aber, aber mein Goldstück, deine Anklage kannst du mir auch morgen,in aller Herr Gotts Frühe mündlich überreichen.<< >> Nein, ich will es jetzt tun und lass es dir ja gesagt sein, der goldige Glanz des Schmuckstückes ist heute Nacht für dich gänzlich verblasst.<< >> Frau du wirst dich doch wohl mir nicht verweigern wollen?<< >> Was ich will und was eben nicht, darüber gebiete ich allein.<< >> Ich bitte dich liebes Schätzchen, die Hose wird mir enge, die Brust ganz schwer, so lass dich doch ohne trotzige Gegenwehr von mir....<< >> Berühr mich ja nicht du Ekel. Im übrigen wussten schon die Mediziner der alten Griechen für deine beschriebenen krankhaften Symptome, das passende Gegenmittel. So empfahlen sie denn auch die körperliche Ertüchtigung.<< >> Ja genau eben nach körperlicher Ertüchtigung gelüstet es mir ja so sehr. Genug solchem Geschwätz, jetzt komm her.<< >> Lass dass.<< Plötzlich erschallt ein Schrei zugleich Ausdruck auflodernder Wut wie nackter Entrüstung. >> Also Liebling du als die Klügere von uns beiden, gib schon nach und lass deinen eisigen moralischen Rigorismus, der hier völlig fehl am Platze ist zum dahin schmelzen bringen.<< >> Für die bevorstehende Nacht sieht es für deine Hoffnung diesbezüglich düster aus.<< >> Wenn du dich weiterhin so unerhört frech erfolglos Bitten lässt, wirst du aus diese reizende Spiel als geschädigte Verliererin hervorgehen,<< >> Das wagst du nicht....<< Kaum waren diese Worte zu Emde ausgesprochen, da schien mir schon im nächsten Augenblick, der Kleider vom Leibe entreißende, verzweifelte Aufschrei meiner Retterin und mütterlichen Engel,als zweifellos ausgemachte Sache. Mit einem gewaltigen Satz entspringe ich meinem Bett, eile schneller als ein Pfeil seinem unausweichlichem Ziel entgegen schießt zu meiner Hose, wühle hastig in den Taschen, ertaste mit schweißig zitternder Hand mein Messer,bemächtige mich seiner und stürme wie von Sinnen aus meinem Zimmer heraus, in jenes des streitenden Paares hinein. ICH. So befürchte ich alsbald diese Stück in einem blutigen Drama enden zu sehen. ER. Guter Freund reibt euch lieber noch einmal ausführlich die Augen und säubert genau eure Ohren und dann kommt ihr der Wirklichkeit besser auf die Schliche. Ich stehe inmitten des Zimmers, der Jurist sieht mich samt Messer bewaffneter Hand ungläubig auf sich zu kommen,sogleich entzieht er sich geschwind,meiner Gegenwart in dem er wie aufgeschreckt durch das geöffnete Fenster ins Freie hinaus steigt. Ich eile die Treppen des Hauses hinunter,stürze zur Straße hin, sehe den Jurist noch fliehend in eine kleine Gasse im Renntempo abbiegend verschwinden, schwer atmend halte ich einen Kutscher der mir in gemächlichen Schritt entgegen kommt an,steige in den Wagen und wende mich zum Kutscher hin. So rasch du kannst mein Freund, bring mich um die Ecke. Der Kutscher verhaart einige Sekunden mit einem schneeweißen, schwitzigen Leichengesicht , dass in seiner marmorhaften Regungslosigkeit recht authentisch wirkte, neben mir. Dann bringt schotternd die Wort heraus: >> Monsieur wünscht also, dass ich allen Ernstes......"<< >> Monsieur wünscht nichts, Monsieur befiehlt. |
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