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07.08.2023, 17:58 | #1 |
der Stein (eine Parabel für Kinder)
Es lag einmal ein kleiner Stein am Ufers eines Sees, der den anderen Steinen jeden Tag erzählte, dass er eines Tages fliegen könne. Da lachten die anderen Steine ihn immer aus. „So ein Blödsinn,“ sagte ein großer Stein. „Steine, die fliegen können! Der hält sich wohl für einen Vogel!“
Jeden Tag sagte der Stein, dass er eines Tages fliegen könne und jeden Tag lachten ihn die anderen Steine dafür aus, bis eines Tages zwei Jungen an das Ufer des Sees heran traten. Einer der beiden Jungen hob den Stein auf und ließ ihn über die Oberfläche des Sees titschen. „Ich fliege, ich fliege!“ rief der kleine Stein, bevor er auf den Grund des Sees sank, wo ihn die anderen Steine, die auch schon einmal geflogen waren freudig begrüßten. |
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08.08.2023, 07:05 | #2 |
Hallo Freya,
eine nette und vor allem schön kurze Parabel, eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack. Schöne Grüße DieSilbermöwe |
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08.08.2023, 18:20 | #3 |
Danke Silbermöwe. Ich freue mich, dass Dir meine kleine Geschichte gefallen hat.
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08.08.2023, 19:34 | #4 |
Forumsleitung
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Hm ... einmal im Leben fliegen können wie ein Vogel. Wer wünschte sich das nicht. Kein Frage.
Aber ein Steinchen, das als ein sogenanntes "Wasserweibchen" über die Wellen tanzt, und auch nur, wenn ein Kind es gekonnt hinüberschickt, hat nur wenige Sekunden der Lüftigkeit, unterbrochen vom Kontakt mit dem Wasser. Nach dem letzten Hüpfer, irgendwo zwischen drei und fünf gezählt, geht es unter. Denn Stein ist schwerer als Wasser. Das ist die wahre Geschichte der "Wasserweibchen". Als Sínnbilder gegenseitigen Begrüßens sehe ich in den gegrundeten Steinen nichts. Ein Stein ist ein Stein und hat mit einer Parabel nichts zu tun. Parabeln handeln vom Leben und von den Falscheinschätzungen der Lebewesen, meistens dargestellt in Tieren aus einer unterschiedenlichen oder ganz und gar entgegengesetzen, feindlichen Umwelt. Das kleine, naiv wirkende Geschichtchen hat jedoch einen Kern. Man könnte ihn herausarbeiten, indem man das Steinchen zum Subjekt macht, statt ihn in der Rolle des Objekts zu belassen. Was wäre, wenn das Steinchen das einzige wäre, das geignet ist, den Jungen zum Champion zu machen, indem er sein auserwähltes, weil ihn angestrahltes Steinchen, nicht nur drei Hüpfter über das Wasser, sondern sechs, sieben oder acht machen lässst? Was, wenn nicht der Junge das Steinchen, sondern das Steinchen den Jungen erwählt? Da kommt mir die Idee, die Geschichte aufzugreifen und sie aus dieser anderen Perspektive zu erzählen. |
09.08.2023, 06:33 | #5 | ||
Hallo Ilka,
Zitat:
Zitat:
Als ich ein Kind war, hatte für mich fast jeder Gegenstand eine Seele. Ein Stein, der durch einen Flug zu seinen Kameraden am Grund hinüber geschickt wird und dort begrüßt wird - wie schön für den Stein, wie haben sich die anderen Steine da gefreut! So hätte ich als Kind gedacht. Und eine sogenannte Lehre hat die kleine Geschichte auch: Der Stein schafft es nicht aus eigener Kraft. Ihm wird durch den Flug und das Kind, das ihn zum Fliegen bringt, geholfen. Genau wie den anderen Steinen geholfen wurde, die dort schon liegen. Ich habe auch nichts darüber gefunden, dass Parabeln von Falscheinschätzungen handeln müssen: https://wortwuchs.net/parabel/ Zitat aus dem Link: „Die Parabel ist eine kurze, lehrhafte Textsorte, die durch den Empfänger (Leser, Hörer) entschlüsselt werden muss. In einer Parabel wird eine Geschichte erzählt, die sich auf eine eigentlich gemeinte Situation übertragen lässt." Zitatende In dem Link steht natürlich noch wesentlich mehr, z.B. über Sach- und Bildebene. Interessant ist auch das hier: Zitat: „Die Fabel regt zur Kritik an, da sie indirekt auffordert, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen, wohingegen die Parabel das Handeln der Figuren zeigt, wodurch keine Interpretation erforderlich ist, sondern „nur“ das Verständnis darüber, wie das Gezeigte auf der Sachebene funktioniert. Sie basiert mitunter auch auf Vergleichen, ist aber komplexer angelegt. Im Unterschied zum Gleichnis ist sie indirekt und zeigt einen besonderen Einzelfall. Sie zielt außerdem eher auf einen größeren Sachverhalt ab und stellt das Weltverständnis des Empfängers in Frage." Zitatende Auf den letzten Satz bezogen, hat Freya hier eine perfekte Parabel geschrieben. LG DieSilbermöwe |
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09.08.2023, 07:59 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Es ist für mich keine Parabel, sondern ein Kurzmärchen, wie man sie aus Grimms Hausmärchen kennt. Das Positive daran ist die Schlichtheit und Klarheit des Textes, wie es bei Märchen üblich ist. Dafür spricht auch der Anfang "Es lag einmal ...". |
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09.08.2023, 17:29 | #7 |
Danke für eure beiden Beiträge, Silbermöwe und Ilka-Maria. Ich werde mir eure Diskussion noch einmal in Ruhe durchlesen. Momentan verspüre ich nicht den Wunsch mit einzusteigen. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.
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09.08.2023, 18:39 | #8 |
Ich frage mich, ob die Steine ringsum allesamt Blind sind, denn wenn bereits andere auf dem Grund des Wassers liegen und "geflogen" sind, heißt dass das diese zuvor auch von anderen aufgehoben und geworfen wurden, das muss denen doch aufgefallen sein, oder liegen die Steine an Land erst seit kurzem Nebeneinander? Haben die nie gesehen, wie andere Steine "geflogen" sind?
Warum sind diese Steine so Zweifelnd an der Aussage und Vorahnung? Ich glaube es handelt sich hier mehr um eine Allegorie, als um eine Parabel. Da die metaphorische Ebene höher zu sein scheint, als die Vergleichsebene. Zudem ist es schwierig mit Dingen die unbeweglich sind, Parabeln zu erzeugen, da Parabeln oft auf Aktion - Reaktion begründet sind. Der Stein flog nicht aus eigener Kraft, aber seine Aussage (Hoffnung) hat sich zumindest bewahrheitet. Ein kurzer Spaß im Dasein eines Steines, wo er am Ende und auf Dauer im Wasser jetzt die Fresse poliert bekommt. Lg Mono |
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10.08.2023, 07:07 | #9 | |
@Freya
Zitat:
Schöne Grüße DieSilbermöwe |
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12.08.2023, 17:56 | #10 |
Ja, danke, liebe Silbermöwe. Außerdem: Streit beginnt mit Diskussionen, die sich zu erweitern lohnen... Aber hab vielen Dank nochmal, dass du meine kleine Geschichte verteidigt hast.
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