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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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07.07.2011, 18:15 | #1 |
R.I.P.
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Wolke
Noch will der Tag nicht scheinen.
Unterm nahen Horizont glühts wild. Bebändert kommt die Wolk zum Greinen. Imbezill, was da sich Raum und Bild Kalt krallen will. In meinem müden Blick Umarmen sich nicht Tag und Nacht. Lidschlag? Sei er mein Geschick Am Rande aller mir gegebnen Tage. Erwärmt sich eine neue Stunde? Sei's drum! Nach Fieber dürst ich nicht. Tag-Nacht drehen ihre stete Runde Noch, wenn der Morgen seine Nacht zerbricht. Ewig ist zu großes Wort, verwegen. Sei's drum! Am Rande meiner Tage. Bald wird ein Anderflügliges sich regen. Imago vor der frischen Häutung. Bricht dann die allerletzte Klage In sanftberauschte Klärung, Deutung: Tag kommt. Wolken stellen keine Frage. ad hoc (07.07.11) Geändert von Thing (07.07.2011 um 22:12 Uhr) |
07.07.2011, 19:23 | #2 |
Mit einem Wort: Spitze!
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07.07.2011, 19:45 | #3 |
Forumsleitung
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Da kann ich mich nur anschließen.
Aber Du ängstigst mich. In vielen Deiner letzten Gedichte ist ein Anklang, als ob der Abschied eingeläutet sei. Sie sind erdschwer und federleicht zugleich, erwartend, resümierend, bilanzierend - und trotzdem unwissend, neugierig (?). Verwirrend. Nachdenklich, Ilka-M. |
07.07.2011, 19:49 | #4 |
Ich hätte mich ja nicht getraut, es anzusprechen, aber Ilka-Marias Verwirrung muss ich teilen. Bin ein wenig in Sorge...
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07.07.2011, 19:57 | #5 |
Forumsleitung
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Sorgen mußt Du Dir nicht machen, Schmuddel, so ist es eben, wenn man eine gewisse Altersgrenze überschritten hat. Wenn man nach vorne blickt, ist die Strecke nicht mehr so lang wie das vor 50 Jahren war. Das ist realistisch. Da kommen Gedanken auf, die aber nicht unbedingt zerstörerisch sind. Man muß sich einfach einigen Tatsachen stellen.
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07.07.2011, 20:01 | #6 |
da ist doch wieder etwas Lateinisches acrostichiert: nube cula est nes bibit.
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07.07.2011, 20:01 | #7 |
Wahrscheinlich hast du recht, auch wenn ich da nicht wirklich mitreden kann. Ich gehe mal davon aus, dass ich noch mehr Strecke vor als hinter mir habe.
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07.07.2011, 20:03 | #8 | |
Zitat:
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07.07.2011, 20:03 | #9 |
Forumsleitung
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Haste mit Sicherheit.
Ich bin kein Lateiner, kann nur Englisch, Französisch und ein bisserl Italienisch. |
07.07.2011, 20:06 | #10 | |
Zitat:
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07.07.2011, 20:26 | #11 |
R.I.P.
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Hach, Ihr Lieben!
Ich hab natürlich einen gräßlichen Fehler drin, K statt C, aber so schnell wollte sich nichts fügen. Es w a r natürlich nubecula est, nesbibit (Es ist eine Wolke, sie wird vorübergehen) und - wie üblich - im Vorübergehen schnell geschrieben, bevor die Stimmung verfliegt. Habt Dank für Eure lieben Kommentare! Thing (sich labend) |
07.07.2011, 21:11 | #12 |
Hallo Thing,
wie immer bin ich fasziniert von Deiner Wortgewalt. In Deinen Texten verfängt man sich wie in einem Spinnennetz und kommt nicht mehr davon los. LG Daisy |
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07.07.2011, 21:26 | #13 | |
abgemeldet
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Woher hast Du den Spruch? Ich finde nur dies:
nubicula est, transibit (peribit, pertransit) Athanasius, Chrysostomus und anderen zugeschrieben. Ein Verb "nesbire" finde ich nirgends belegt. --- Da haben wir die Stelle, in Rufinus' lateinischer Fortsetzung der Kirchengeschichte des Eusebius. Die Rede ist vom Kirchenvater Athanasius. Zitat:
"Als ihn (=Athanasius) die Menge traurig und weinend umringte, soll er sich dieser prophetischen Rede bedient haben: "Laßt euch nicht erschüttern, weil es ein Wölkchen ist und vorüberziehen wird." |
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07.07.2011, 22:26 | #14 |
R.I.P.
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Habe das von mir Zitierte in sehr schweren Stunden von meiner Mutter als Trost bekommen.
Ins Familienalbum. nubicula est, transibit ist korrekt. Was solls: Ich folge meiner Mutters Trost. Danke für die ausführlichen und lieben, lobenden Kommentare! Sie versüßen meinen Schlummer. Thing |
09.07.2011, 22:16 | #15 |
abgemeldet
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Was Du so ad hoc schreibst, könnte ich in ganzen Nächten nicht zusammenbringen. Zumal gute Akrostichen sicherlich nicht leicht zu schreiben sind. Ich verstehe die Faszination, die dich zu treiben scheint.
Ich lese mir die Gedichte der meisten meiner Favoriten (und jene Gedichte, die mir schon beim ersten Lesen gefallen) immer laut vor, bevor ich einen Kommentar dazu abgebe. Dazu muss ich allein sein, sonst kann ich mich nicht recht darauf konzentrieren. Und wie es klingt! Ich musste erst den Rhythmus finden, aber als ich ihn hatte: Wahnsinnig gut! |
09.07.2011, 23:17 | #16 |
abgemeldet
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Lieber Thing.
So schwermütig entfaltet sich dieses Kleinod für mich gar nicht. Der "Tag" kommt öfter vor, als die "Nacht". Es ist Wissen um die Dinge, die sind. Und die da kommen. Das Ergebnis der Metamorphose ist die strahlend- bunte Freiheit nach einem schwierigen und kräfteraubenden Prozess. Es ist das Wissen und die Gewöhnung durch Wiederholung: Der Tag kommt. Und das gilt uns allen. Deine Worte: Klar und unverhüllt lässt Du sie stehen, auf überlegtem, festen Grund. Rückgrat aus Erkenntnis atmen sie frei. Liebe Grüße, Jack |
11.07.2011, 08:37 | #17 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Odiumediae -
ich hege den starken Verdacht, daß Du wieder einmal Dein Licht unter den Scheffel stellst. Umso mehr wiegt Dein Lob! Halli Hallo, Jack - hab Dank für Deinen poetischen Kommentar! Meine Verse sollen gar nicht schwermütig sein. Lediglich eine Stimmung vermitteln, so zwischen Tag, Traum und Träumen. Im Vorüberwehen, Vorübergehen. LG Thing |
16.07.2011, 15:29 | #18 |
R.I.P.
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ad hoc: Super!
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19.07.2011, 16:47 | #19 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Günter -
hab Dank! Thing |
19.07.2011, 16:59 | #20 |
gesperrt
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Romi, ich meine - Imago vor der frischen Häutung - muss heißen Imago, nach der letzten Häutung, oder lieg ich da falsch.
Aber toll, die Bezeichnung des Schwachsinns. Bussi Babsi RSM |
19.07.2011, 17:06 | #21 |
R.I.P.
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Wessen Schwachsinns?
Oder meintest Du Schwachseins? Es geht um die vorüberziehende Wolke, die sinnbildich akrostichiert wurde. Irritiert: Thing |
19.07.2011, 18:16 | #22 |
Verneige mich in Hochachtung vor deinem Werk, super schön, sehr kraftvoll und wie Ilka sagte: "federleicht" glaube ich. Ästhetisch schön und Patentreif.
Liebe Grüße Tonno |
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19.07.2011, 18:29 | #23 |
gesperrt
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Thing, Imbezill ist m. E. ein Begriff für Schwachsinn.
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20.07.2011, 05:31 | #24 |
R.I.P.
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Stimmt.
Ich habe es mir nach Gusto zurechtgebogen: Verrückt, ohne Schwachsinn. "Dichterische Freiheit" Etwas Passenderes mit I fand ich so schnell nicht. Thing |
01.04.2015, 13:01 | #25 |
R.I.P.
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Leicht modifizierte Fassung.
Mit verspätetem Gruß und Dank an Tonno und Babsi. Noch will der Tag nicht scheinen. Unterm nahen Horizont glühts wild. Bebändert kommt die Wolk zum Greinen. Infantil, was da sich Raum und Bild Kalt krallen will. In meinem müden Blick Umarmen sich nicht Tag und Nacht. Lidschlag? Sei er mein Geschick Am Rande aller mir gegebnen Tage. Erwärmt sich eine neue Stunde? Sei's drum! Nach Fieber dürst ich nicht. Tag-Nacht drehen ihre stete Runde Noch, wenn der Morgen seine Nacht zerbricht. Ewig ist zu großes Wort, verwegen. Sei's drum! Am Rande meiner Tage. Bald wird ein Anderflügliges sich regen. Imago vor der frischen Häutung. Bricht dann die allerletzte Klage In sanftberauschte Klärung, Deutung: Tag kommt. Wolken stellen keine Frage. |
01.04.2015, 14:11 | #26 |
Gern wieder gelesen, Thing. Diesmal mit INFANTIL.
LG gummibaum |
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02.04.2015, 11:34 | #27 |
R.I.P.
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Lieber gummibaum,
hab herzlichen Dank. Ich hoffe, der "Austausch" ist dem Gedicht zuträglich. Lieben Gruß vom Thing |
02.04.2015, 11:46 | #28 |
gesperrt
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Jawollja, Infantil statt Imbezill macht es rund. Hätt Dir ja auch gleich einfallen können!!!!
Bussi bussi, Romi,weil Du ´n Ding bist Babsi |
02.04.2015, 11:55 | #29 |
R.I.P.
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Ich bin kein Ding, ich bin eine Gerichtsversammlung.
Im Avatar siehst Du meinen Arbeitsplatz. |
02.04.2015, 11:57 | #30 |
gesperrt
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Und ich bin Tinkerbell, Deine Lieblingsfee.
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02.04.2015, 14:45 | #31 |
R.I.P.
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Oh, das ist Dir bewußt?
Fein! |
18.04.2015, 21:30 | #32 |
Ich hatte dieses wunderbare Werk noch gar nicht kommentiert - Asche über mein Haupt! "Wolke" ist ein Paradebeispiel für deinen ureigenen Stil, den ich nun schon seit Jahren zu schätzen weiß und weiterhin schätzen werde.
Gruß, A.D. |
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18.04.2015, 22:06 | #33 |
R.I.P.
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Inhaltlich holpernd, metrisch stolpernd, und konfus.
oh Lyriker, es ist zum Weinen! Da passt diese, vor Wochen -aus dem Forum- mir zugesandte PM: "Es kristallisiert sich für mich so langsam heraus, wie sich hier die Cliquen gebildet haben. Die scheinen in sich selbst zu schwelgen und genügen sich im gegenseitigem Puderzuckern. Manchmal wird ein etwas tieferer Blick riskiert. Diskussionen über Lyrik sind aber nicht an der Tagesordnung. Ich muss wohl noch ein wenig rütteln." Einzig die Antwort von AD ist eine absolut vorbildliche - so lese ich sie! Kurier |
Lesezeichen für Wolke |
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