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26.08.2004, 21:50 | #1 |
Die Dose
Mit müden Schritten schleppte ich mich zu meinem gemachten Bett. Meine Arbeit für heute war getan. Ich ließ mich auf das Bett fallen, schloss die Augen. Wie leer ich mich fühlte! Meine Hände grub ich tief in den Stoff der Bettdecke. Sie fühlte sich tot an.
Natürlich leben Gegenstände nicht. Sie werden noch nicht einmal geboren. Ebenso wenig können sie also sterben. Aber an diesem Tag war alles tot, auch die Gegenstände. Was hätte ich tun sollen? Klar, einen rauchen. Oder zwei. Doch was, täte ich es einmal nicht? Ich überlegte, was ich sonst immer in meiner Freizeit getan hatte. Fast erschreckend stellte ich fest, dass ich länger als nur ein paar Sekunden brauchte, bis mir einfiel, dass ich ein leidenschaftlicher Leser war. Ich fühlte mich langsam, fühlte mich dumm. Ich öffnete meine Augen, saß plötzlich senkrecht auf meinem Bett. Mein Blick fiel auf meine silberne Dose, die auf meinem Nachtisch stand. Ich kann nicht sagen, wie lange ich da saß, einfach nur die Dose anstarrte und mich kein bisschen bewegte. Auf einmal wachte ich aus diesem Trancezustand auf; es war die Angst, ich könne vergessen zu atmen, die mich aufwachen ließ. Ich stand langsam auf und mit noch langsameren Bewegungen öffnete ich die Dose. Um sicher zu gehen, dass der Inhalt noch vorhanden war. Warum sonst? Dann öffnete ich die erste Schublade meines Nachttisches und stellte sie behutsam hinein. Zur Sicherheit. Da stand sie nun, zwischen alten Zeitschriften, einer Tesafilmrolle und einer Packung Zigaretten. Ich schloss die Schublade bedächtig. Mit erneut schlafwandelnden Bewegungen transportierte ich mich selber zurück auf mein Bett. Jetzt deckte ich mich auch zu, blieb aber angezogen. Ich glaube, noch nie scheiterte mein Versuch des Schlafens so sehr wie in dieser Nacht. Zu viele Gedanken. Zu wenig aus der silbernen Dose. |
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