Kultur
Was ist mit dir los? Wenn ich dich anschaue, wenn ich mit dir spreche und wenn ich an deinen Gedanken teilnehme, sehe ich Paletten der kulturellen Aneignung.
Lass die Cola lieber stehen, und den Kaffee und den Tee ebenfalls. Auch die Zuckerwürfel. Und rechnen solltest du nicht mehr in den Zahlen von null bis neun oder eins bis null, denn das ist Aneignung einer fremden Kultur und deshalb verachtenswert.
Und sag nicht dauernd „okay“. Ausländische Filme gehören aus dem Programm gestrichen, wir schauen nur noch „Das weiße Band“ und „Die Buddenbrooks“, da sind wir auf der politisch korrekten Seite. Goethe wird ab sofort nicht mehr ans Ausland verliehen, die sollen sich ihren Faust selber erfinden.
Das Ledermuseum in Offenbach, diese Schandstätte der kulturellen Aneignung, wird sofort aufgelöst: Die Indianersammlung wird den Requisitenkammern der Filmindustrie zugeführt, die asiatischen Schattenspielfiguren werden ins Feuer geworfen.
In Frankfurt werden die Museen plattgemacht. Die Picassos gehen an Spanien zurück, wo weiterhin nach kulturellen Maßstäben todgeweihte Stiere massakriert werden, über die Vincents dürfen sich Holländer und Franzosen streiten.
Pierre Brice bekommt seinen Heiligenschein abgehängt, ohne sich verteidigen zu können. Dem kleinen Sohn, den er nie hatte, der aber jetzt erfunden wurde, wird der Arsch versohlt.
Hoch lebe die Kultur, und hoch lebe Arminius, der die Römer verriet und sich damit ein Denkmal setzte!
Ich bin gespannt auf den Tag, an dem die Autofahrer keine Toyotas und Suzukis mehr fahren dürfen. Und wann der gute Deutsche nur noch dort einkehrt, wo "gutbürgerliche Küche" draufsteht, also Schweinegulasch auf Knödel und Rotkohl serviert wird.
So sieht der aufgeklärte Europäer aus, der von morgens bis abends meckert und seinen Mitbürgern am Zeug flickt, sich aber als Spießbürgerdeutscher durch die Hintertür in sein Stübchen stiehlt.
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