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27.02.2019, 17:08 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Vorbestimmt
Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie links von mir etwas Schwarzes vorbeihuscht. Ich zwinge mich, mir nichts anmerken zu lassen und schreite wie in Trance und äußerlich völlig ruhig an den vollbesetzten Reihen vorbei. Die quälende Ungewissheit und die Angst, zu versagen, lähmen meinen Verstand und vor allen Dingen meine Arme. Und das ausgerechnet jetzt, wo ich sie am nötigsten brauche!
Ich spüre die neugierigen Blicke auf meinem Rücken und weiß genau, dass sie jeden meiner Schritte beobachten. Wie gerne säße ich jetzt mitten unter ihnen und wäre auch nur ein unbeteiligter Zuschauer. Weiter geht’s, meine Beine wollen mich kaum noch tragen und meine feuchten Hände schließen sich wie mechanisch immer wieder auf und zu – auf und zu. Kein einziger Laut ist zu hören. Nur noch wenige Meter, alles dreht sich um mich. Weiter vorn, im gleißenden Sonnenlicht, das durch die deckenhohen gotischen Fenster flutet, wartet die schwarze Gestalt von vorhin. Sie hebt sich wie in einem Gemälde deutlich von der weißen feenhaft gekleideten Erscheinung ab. Jemand flüstert. Verstohlen versuche ich, in den vollbesetzten Reihen ein bekanntes Gesicht zu entdecken, als mit einem Mal ein donnerndes Präludium einsetzt und mich zusammenfahren lässt. Am liebsten würde ich auf der Stelle kehrt machen, aber es geht nicht. Jetzt oder nie! Mit zitternden Händen, die mir nur widerwillig gehorchen, greife ich in meine rechte Hosentasche – nichts – die immer lauter werdende Orgelmusik wirkt bedrohlich und lässt mich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Linke Hosentasche – wieder nichts. Vor meinen Augen beginnt sich Schwarz und Weiß immer schneller und schneller zu drehen, es ist so weit und ich …. Plötzlich tippt mir jemand von hinten auf die Schultern: „Hier, die brauchst du!“ Ich atme erleichtert auf und lasse die Trauringe unbemerkt in meine Jackentasche gleiten. |
03.03.2019, 14:40 | #2 |
Lieber Nöck,
wie nicht anders von dir zu erwarten gut geschrieben. Für mich hast du allerdings zu viele Hinweise im Text gegeben, die das Finale zu früh verraten. „gotischen Fenster flutet, wartet die schwarze Gestalt“ „von der weißen feenhaft gekleideten Erscheinung ab“ Ab hier war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das es sich um eine Hochzeit handeln könnte... „greife ich in meine rechte Hosentasche – nichts –„ und hier hatte ich die Trauringe vor Augen. Sehr gerne gelesen! Liebe Grüße Gylon |
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04.03.2019, 13:04 | #3 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber Gylon,
wie recht du doch hast, die schwarzweißen Hinweise waren des Guten zuviel. Schön, dass dir meine zweite Kurzgeschichte dennoch gefallen hat. Liebe Grüße Nöck |