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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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07.05.2023, 12:38 | #1 |
Läuterfeuer
Am Horizont inbrünstig saß
Ein Flammenmeer, alles es fraß. Die Augen, die Ohren, die Nas', Die Zunge, die Haut und das Haar Verbrennt es uns gänzlich und gar. Nicht wehleidig wirst du verbrennen, Noch nicht einmal kannst du's erkennen. Es bleibt nur ein bloßes Erahnen, Es kommt zu dir, ohne zu warnen. Und bist du erst einmal da drinnen, So wirst du im Nu dann in binnen Momenten verbrennen, entrinnen Ist zwecklos, gelöst von den Sinnen. Was liegen mag hinter der lodernden Wand! Die Strahlen hereindringen in den Verstand. Es macht ihn noch feuriger als Diamant Und bringt die Vernunft an den äußersten Rand. Es hat mir ins Äuglein gefunkelt Und mir in das Öhrchen gemunkelt: Es reinigt und söhnet uns Kinder, Ein Feuer, lässt sühnen uns Sünder. In der Seele liegt nun Klarheit, Weder Dunkelheit noch Helle, Weder Räumlichkeit noch Stelle, Weder Lüge oder Wahrheit, Weder Frieden oder Pein, Weder Augenblick noch Zeit, Weder einsam noch zu zweit, Bin geläutert, ich bin rein. |
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08.05.2023, 13:54 | #2 |
Bei diesem Gedicht hier habe ich versucht durch wechselnde Metrik und Reimschema etwas auszudrücken. Ich hoffe, dass das mir gelungen ist.
Wie immer würde ich mich über Kritiken, Interpretation und Eindrücke von euch freuen. Viel Spaß beim lesen! |
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08.05.2023, 14:09 | #3 |
Forumsleitung
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Für mich liest sich das wie eine brutale Vergewaltigung der Sprache. Hauptsache, es reimt sich - irgendwie. Auch wenn der Text noch so blöd ist.
Übrigens heißt es nicht Metrik, sondern Metrum. |
08.05.2023, 15:16 | #4 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.643
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... Zuckerzucken, du magst es gewollt haben, doch es gelang nicht. Allein mit der Menge der Worte und ein bisschen Reim ist es nicht getan. Es sollte einen erkennbaren Sinn ergeben.
Ich erkenne hier nur, dass ein Feuer dem lyrischen Ich das Gehirn ausgebrannt hat und es sich wieder rein fühlt, warum auch immer. Versuche es mal ohne Zwangsreime und mit besser formuliertem Deutsch. Ich weiß nicht, wie alt du bist und kenne deine Muttersprache nicht. Erweitere deinen Wortschatz. wünsche schöne Träume dunkler Traum |
08.05.2023, 15:27 | #5 | |
Zitat:
Und ja, es heißt natürlich Metrum, vielen Dank für die Verbesserung. Da hab ich was verwechselt, wie peinlich… |
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08.05.2023, 16:37 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Zuckerzucken,
auch ich habe beinahe eine "Antwortblockade". Aber schau Dir mal Deine erste Strophe an. Sie ist geeignet, die Leser davon abzuhalten weiter zu lesen: Am Horizont inbrünstig saß Ein Flammenmeer, alles es fraß. Die Augen, die Ohren, die Nas', Die Zunge, die Haut und das Haar Verbrennt es uns gänzlich und gar. Ich habe ein Problem damit, dass am Horizont eines alles fressendes, inbrünstiges Flammenmeer sitzt, auch vor Augen, Ohren, Nase, Zunge, Haut und Haar nicht halt machte. Vielleicht ist es ganz nützlich, das was Du uns sagen willst, erst einmal inn Prosa zu schreiben, Inversionen zu vermeiden, Wörter zu amputieren. Wenn ein Feuer alles frisst, dann ist eben alles weg (und die Aufzählung ist in diesem Fall überflüssig). Im Grunde sagt die ganze Strophe: In ziemlicher Entfernung hat ein Flammenmeer alles verbrannt. Ende der Durchsage. Denk mal drüber nach, und auch über den Begriff "läutern". (Oder verkaufst Du uns einen Begriff aus Pokemon-Spielereien?) Liebe Grüße, Heinz |
09.05.2023, 12:24 | #7 |
Also, ich hab mich mal im Netz über die Bedeutung erkundigt und so wie ich das verstanden habe, ist das Metrum Teil der Metrik. Und die Metrik bezieht sich auf die Gesamtheit der rhythmischen und metrischen Strukturen eines Verses oder Gedichts, während das Metrum spezifisch das Betonungsmuster der Silben in einem Vers beschreibt. Also heißt das, dass das Metrum ein wesentlicher Bestandteil der Metrik ist und die Betonungsmuster beschreibt, die die rhythmische Struktur eines Gedichts oder Verses bilden.
Kann mir also jemand sagen, ob es überhaupt falsch war diesen Begriff zu verwenden? |
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09.05.2023, 12:39 | #8 | |
Zitat:
Ich werde später noch erläutern, was genau ich im Gedicht gemeint habe und was mein Denkprozess war. Ich denke, dass diese Reflexionen ziemlich hilfreich dazu sind sich weiterzuentwickeln. LG Zuckerzucken |
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09.05.2023, 18:57 | #9 |
Hallo
Ich erkenne zwischen Metrum und Metrik eigentlich keinen besonderen unterschied, beides gibt den Takt vor und somit den Grundton. Wenn man es aber genau nimmt bezieht sich das Wort Metrum nur auf den musikalischen Aspekt, während die Metrik eher das Versmaß nach Verslehre bedient. Ich mag demnach deine Definition. Mir gefallen auch deine Enjambements in deinem Text. Was mir weniger gefällt sind die Anhäufungen des Wortes "Weder" zum Ende hin, es wirkt repetitiv. Auch Verniedlichungen sind nicht mein Fall (Öhrchen, Äuglein) aber das ist vermutlich Geschmackssache. Der Text selbst wirkt wie ein Atomschlag, allerdings empfinde ich das Feuer darin nicht sehr reinigend. Ich fühlte mich ein wenig an den Film Terminator erinnert, da gab es die Atomwellen Szene am Spielplatz und dann auch etwas an Silent Hill. Ich erinnere mich an einen Spruch aus dem Film "Feuer reinigt nicht, es schwärzt." Dein Jambus wirkt mir zu konstruiert aufgrund der Satzstellungen. Auf mich wirkt der Sonnenaufgang am Horizont extrem dramatisch. Lg Mono |
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11.05.2023, 12:00 | #10 | ||||
Hallo MonoTon,
Zitat:
Und bist du erst einmal da drinnen, So wirst du im Nu dann in binnen Momenten verbrennen, entrinnen Ist zwecklos, gelöst von den Sinnen. Die Zeilensprünge geben dem Ganzen eine gewisse Geschwindigkeit und Wildheit, verstärkt durch den dreihebigen Daktylus und den Part "binnen Momenten verbrennen entrinnen" durch den ähnlichen Klang der Wörter und ihre Länge, also dadurch, dass nur wenige Bedeutungseinheiten aufeinander treffen. Ich finde es fühlt sich alles länger an, wenn viele kurze Bedeutungseinheit aufeinander treffen und schneller wenn wenige lange Bedeutungseinheiten aufeinander treffen. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Deine Anregungen und Gedanken waren mal wieder sehr wertvoll für mich. LG Zuckerzucken |
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12.05.2023, 10:49 | #11 | |||||||||
Hier meine vollständige Analyse und Gedankengang beim Schreiben des Gedichts:
Dieses Gedicht befasst sich damit, wie der Tod die Vorstellungen vom Tod des Menschen prägt und die Vorstellungen darüber, was danach kommt. Erste Strophe: Zitat:
Zitat:
Die erste Strophe besteht insgesamt aus fünf Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, männlicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe und das Reimschema ist aaabb. Die Strophen im gesamten Gedicht haben kein einheitliches Schema oder Metrum. Zweite Strophe: Zitat:
Die zweite Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Dadurch ist der Lesefluss ungestörter und schneller, da die Silben durchgängig betont, unbetont, unbetont sind. Das Reimschema besteht aus zwei Paarreimen, aabb, die Paarreime sind miteinander ein unreiner Reim, ist also einem Haufenreim ähnlich. Dritte Strophe: Zitat:
Die dritte Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ebenfalls ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Zudem sind die letzten drei Zeilen durch Zeilensprünge verbunden. Dadurch ist der Lesefluss noch schneller, da durch die Zeilensprünge der Lesefluss nicht durch einen Bedeutungsabschluss unterbrochen wird. Durch den schnellen Lesefluss wird die Unmittelbarkeit des Zustandswechsels hervorgehoben. Das Reimschema besteht aus einem Haufenreim, aaaa. Dieser hat eine ähnliche Funktion, durch ihn wirkt alles kompakter. Vierte Strophe: Zitat:
Zitat:
Die vierte Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit vier Hebungen, männlicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Die Zeilensprünge fallen ab dieser Strophe auch für das restliche Gedicht wieder weg. Dadurch ist der Lesefluss wieder langsamer. Durch den langsameren Lesefluss wird die Nachdenklichkeit hervorgehoben. Das Reimschema besteht aus einem Haufenreim, aaaa. Fünfte Strophe: Zitat:
Zitat:
Die zweite Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe und das Reimschema ist ein Paarreim, aabb. Sechste und siebte Strophe: Zitat:
Hier wechselt das Versmaß zum vierhebigen Trochäus, in der sechsten Strophe mit weiblicher Kadenz und in der siebten Strophe ein katalektischer Trochäus mit männlicher Kadenz. Die beiden Strophen sind symmetrisch zueinander aufgebaut und haben jeweils das umarmende Reimschema, abba, um Abgeschlossenheit auszudrücken. Im gesamten Gedicht wurde versucht diese Gedanken auszudrücken ohne sie jemals direkt zu nennen. Dabei wurde auch versucht Bedeutungen und Eindrücke durch ein variierendes Versmaß, Reimschema und eine bildhafte metaphorische Sprache auszudrücken. Geändert von Zuckerzucken (12.05.2023 um 12:32 Uhr) |
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12.05.2023, 11:42 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
du bist ja ein eifriger Schreiber, wie ich sehe, und du scheinst die Sache sehr ernst zu nehmen. Zu deiner Erklärung: Das ist richtig definiert, aber man könnte es noch anders ausdrücken. Das Metrum ist der Rhythmus (Takt) eines Verses, der sich nach den Hebungen und Senkungen der Silben bestimmt. Die Metrik ist die Lehre über die verschiedenen Metren (im Plural auch "Metra" genannt), also die dazugehörige Theorie. Verglichen mit Prosatexten könnte man sagen: Ein Satz hat eine bestimmte Syntax, also Anordnung von Wörtern und Satzteilen, deren Funktion man bestimmen kann (Subjekt, Prädikat, Substantiv, Verb, Adjektiv usw.). Aber um diese Einordnung vornehmen zu können, braucht man ein Werkzeug, ein Lehre, und das ist die Grammatik. Oder Stil und Stilkunde: Der Gebrauch von Metaphern, Allegorien, Pleonasmen, Kofferwörtern, Ellipsen usw. gehört zum Stil. Die Stilkunde ist die Lehre von der Gesamtheit der Stilfiguren. Ich hoffe, ich konnte das verständlich darlegen. LG Ilka |
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12.05.2023, 11:52 | #13 |
Einen schönen guten Morgen Ilka-Maria,
danke für die Erklärung! Ich bin noch unbeholfen mit den ganzen Begrifflichkeiten. Vieles tue ich, ohne die fachlichen Ausdrücke zu kennen und ich denke zwar nicht, dass das den Schaffensprozess an sich all zu sehr einschränkt, eine klare Kommunikation jedoch sehr. Vielen Dank LG Zuckerzucken |
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12.05.2023, 11:59 | #14 |
Forumsleitung
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Mach dir keinen Kopf. Mir ging es früher nicht anders.
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