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15.09.2010, 21:57 | #1 |
Kein Titel (kleiner Junge oder platonischer Sadomasochismus)
Ein kleiner Junge ging über eine Straße. Da fuhr ein Auto ihn tot. Der Junge fragte:
“Warum jetzt schon? Ich bin doch noch ganz klein.” “Weil du ein Stück Dreck bist. Und ich muss es wissen, ich habe dich gemacht.” “Wer ist da?”, antwortete der kleine Junge verängstigt. “Gott.” “Aber ich sehe dich nicht. Zeig dich doch mal… Ich weiß nur, dass du ganz alt bist und lieb und einen Rauschebart hast. Ich will dich so gerne mal sehen, wenn das in Ordnung für dich ist.” “Du bist ja knuffig. Was ist, wenn ich ganz anders bin? Wenn ich keinen Rauschebart habe? Wenn ich einfach ein Arschloch bin?” Der Junge bekam Angst. Er war ohnehin schon etwas blass, schmächtig. Er zitterte. “Ich will nicht sterben, bitte…” “Ich will auch nicht, dass du stirbst. Ich wollte auch nicht, dass die ganzen anderen vor dir sterben.” “Dann mach mich wieder heil, ja? Bitte…” “Ich würde dir wirklich gerne helfen. Ich würde dich gerne ganz heil machen. Ich würde dir gerne so ein Leben geben, wie du es verdient hättest. Aber ich wollte mir noch Mikrowellenpopcorn machen. Ich kann mich nicht die ganze Zeit um dich kümmern, das ginge dann doch zu weit, du verstehst.” “Aber meine Mama hat mir immer gesagt, du passt auf alle auf.” “Dann hat deine Mama gelogen. Und jetzt fang bloß nicht an zu flennen und glaub auch noch, dass das was hilft. Die sind am schnellsten tot, die dann auch noch ihren Rotz hier abladen wollen.” Der kleine Junge weinte nicht. Stattdessen färbte sich der Stoff seiner Hose im Schritt dunkel. Er wurde rot im Gesicht: “Tut mir so Leid!” “Uah, nee, das ist mir dann doch zu eklig.” Der Urin verschwand. Der kleine Junge fragte: “Warst du das?” “Stell nicht so sinnlose Fragen. Überhaupt, stell am besten gar keine Fragen mehr, die sind alle sinnlos. Ich war das, ja. Sonst ist ja niemand hier. Und jetzt musst du sterben.” “Ich verstehe.” Diesmal ziehe ich den Stecker. Das hatte ich schon seit Tagen nicht mehr getan. Wie jedes Mal nach der Selbstbefriedigung kommen die Schuldgefühle, obwohl ich weiß, dass ich nichts Verbotenes getan habe. Und der Appetit auf Mikrowellenpopcorn ist mir vergangen. Scheiße. |
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15.09.2010, 22:29 | #2 |
abgemeldet
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eine brillante kleine geschichte. humorvoll und dicht gesponnen. und das resume, dem das alternde ralfelchen nur zustimmen kann: gäbe es nen gott, dann könnte er nur ein ultra-wichsendes-arschloch sein, wie alle seine radikalen verfechter.
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15.09.2010, 23:25 | #3 |
R.I.P.
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ich find die Geschichte schlicht doof.
Da können selbst Fünfjährige nur drüber lachen. Möchte d i e Mütter und Väter kennenlernen, die noch von Rauschebärten erzählen. Selbst im Reli-U-Richt ist das längst passé. Taugt nicht einmal zur Metapher. Da gehörte schon mehr dazu. Man rate mir nicht, "zwischen den Zeilen" zu lesen... Klipp + klar: Dein letztes Wort trifft es. Thing (und Du wurdest vorher sooo gelobt!) |
16.09.2010, 07:36 | #4 |
Aloha!
@Ralfelchen - Wasndas? "Gesperrt"? Na, danke für die netten Worte, oller Charmeur du ! @Thing: Es geht nicht darum, was du findest. Es geht darum, welche deiner Empfindungen du textkritisch belegen kannst. Nein, Mutter oder Vater erzählen nicht von Rauschebärten, aber das habe ich auch nicht geschrieben. In dem ganzen Text ist keine einzige Metapher, bin mir nicht sicher, wovon du redest. Zwischen den Zeilen zu lesen halte ich prinzipiell für Unsinn. Da steht nichts. So. Zugegeben ist die Écriture automatique bezogen auf eine Gottvorstellung nicht das Neueste. Aber in diesem Zusammenhang habe ich sie zumindest noch nicht gefunden, an der Stelle könntest du versuchen, mir eine zu verpassen, wenn du's drauf anlegst. Greetings, my Lord! Ill. |
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16.09.2010, 10:32 | #5 |
Forumsleitung
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Die Krimi-Autorin Elizabeth George hat ein Buch mit dem Titel "Wort für Wort" geschrieben, in dem sie beschreibt, wie man das Handwerk eines Autoren lernen kann. Sie meint darin, daß es sehr wohl darauf ankomme, "was zwischen den Zeilen steht". Wer sagt, da stehe nichts, stellt sich absichtlich dumm, denn jeder hat diesen Ausdruck schon gehört und weiß, was er bedeutet.
Was die Metapher angeht, so hat Thing wohl gemeint, daß der gesamte Dialog eine Metapher ist, aber eine schlechte. Ich stimme zu. |
16.09.2010, 16:50 | #6 | |
Zitat:
Heya Ilka! Ich weiß, was der Ausdruck bedeuten will. Er missfällt mir, weil manche Menschen ihn so einsetzen, als würde ein Autor eigentlich etwas sagen wollen, was er nicht sagt. Das ist natürlich Unsinn. Der Autor schreibt immer, was er schreiben will - sonst würde er etwas anderes schreiben (und die Theorie des Unsagbaren, nur Umschreibbaren, wie sie zB Max Frisch vertritt, steht dem meiner Meinung nach nicht entgegen.) Ich als Autor kann bzw sollte natürlich nicht viel über den Text sagen, das ist primär Aufgabe des Lesers. In meinem letzten Post habe ich beispielsweise schon zu viel gesagt. Ich stimme Frau George also nur sehr bedingt zu - muss allerdings auch gestehen, dass ich nie etwas von ihr gehört oder gelesen habe. @Thing: Noch vergessen: Lob nützt mir nichts, davon werde ich nur rot… Für evaluierende, analytische Kritik dagegen bin ich immer zu einhundert Prozent aufgeschlossen. Diese sollte dann aber mehr als nur eine Wertung enthalten. Der Punkt, den du mir genannt hast, ist mir schon einmal in einem anderen Forum genannt worden. Ich weiß zugegebenermaßen nicht viel über Fünfjährige. Ich weiß, dass sie noch nicht in den Religionsunterricht gehen. Ich weiß, dass *ich* mit fünf an einen Gott mit Rauschebart geglaubt habe, auch, wenn meine Mutter mir nie so etwas erzählt hatte. Darüber hinaus wird es schwierig. Sagen wir, der Junge ist vier. Wenn es ganz schlimm ist, ignoriere das Wort. In nächster Zeit ändere ich es wahrscheinlich. Dass ein Vierjähriger eine solche Gottesvorstellung hat, scheint mir jedoch vertretbar. Und, selbstverständlich ist es ja auch nur wichtig, ob der, sagen wir, "Erzähler" glaubt, dass ein Vierjähriger so eine Gottesvorstellung hat, da werdet ihr mir mit Sicherheit zustimmen Verbindlichste Grüße, lll. PS: Jetzt wollte ich gerade den Text ändern - aber da scheint keine Möglichkeit dazu zu sein; der Button, der normalerweise unter eigenen Beiträgen steht, fehlt. Ich bin gerade etwas doof, könnt ihr mir helfen? Danke im Voraus! |
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