|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
30.11.2017, 21:54 | #1 |
Forumsleitung
|
Depression
Wann, sagt der Fahrplan, kommt der Zug,
der durchrauscht, ohne abzubremsen um mich, an Leben satt genug, auf Mindestmaße einzugrenzen auf dieser Strecke, wohl studiert, weil meine Planung klappen muss wie des Soldaten wohlplaziert und todessicher letzter Schuss? Die Gleise summen mir ein Lied so lieblich wie der Ammen Weisen, dass es durch Mark und Bein mir zieht und Träume weckt von fernen Reisen, bis ich bei Zuges schrillem Schrei, bei seinem Rieb auf glattem Eisen, Gewissheit ernte: Ich bin frei und muss der Welt nichts mehr beweisen! 30.11.2017 |
30.11.2017, 22:12 | #2 |
Hey Ilka,
dunkel :-( ganz dunkel ist dein Text. Aber ich finde ihn sehr gut. Er beschreibt eine Dynamik für einen Moment und ist gleichzeitig eine große Metapher auf das Ende, wenn sich jemand hundefertig mit der Welt fühlt. "Wann, sagt der Fahrplan, kommt der Zug, der durchrauscht, ohne abzubremsen um mich, an Leben satt genug, auf Mindestmaße einzugrenzen" (Betonung auf "Wann?", finde ich aber okay, Gedichtanfang :-)) (Das Fettgedruckte ist prima ausgedrückt!) "auf dieser Strecke, wohl studiert, weil meine Planung klappen muss wie des Soldaten wohlplaziert und todessicher letzter Schuss?" (Selbstmord des Soldaten, besser als zu leiden, dem Feind in die Hände zu fallen?) "Die Gleise summen mir ein Lied so lieblich wie Gesang vom Himmel, dass es durch Mark und Bein mir zieht und mir den Kopf füllt mit Gewimmel," (Gewimmel ist so reimschuldig, oder ist es wegen des Gesurres der Töne? Wie wäre etwas mit Schimmel?) "bis ich bei Zuges schrillem Schrei, bei seinem Rieb auf glattem Eisen, Gewissheit ernte: Ich bin frei und muss der Welt nichts mehr beweisen!" (s -> sch spricht sich schwer) Ein tolles Ende, wenn auch erschütternd. Hut ab, Ilka, gut geschrieben. Er hat mich beeindruckt, dein Text. |
|
30.11.2017, 22:17 | #3 |
Forumsleitung
|
|
30.11.2017, 22:24 | #4 |
Warum wäre es dann sein "todessicher" letzter Schuss?
Er ist doch ein Soldat? Warum sollte er seine Waffen danach für immer niederlegen? Andererseits: Der Selbstmord des Soldaten muss genauso "präzise" sein, wer will das schon verfehlen? Deswegen ist auch der Selbstmord des Soldaten durch seinen letzten Schuss eine Metapher für die Präzision, oder? |
|
30.11.2017, 22:29 | #5 |
Forumsleitung
|
Ist ganz einfach: Es könnte die letzte Kugel sein. Aber diese Passage ist nicht der Kern des Gedichts, sondern eben nur eine Metapher: Der Schuss muss sitzen - nicht mehr und nicht weniger.
Wenn der Sprung vor den Zug schief geht, kann es nämlich passieren, dass man überlebt, aber ohne Beine. Oft genug passiert. Übrigens habe ich die Strophe mit dem "Gewimmel" geändert. Hat mir selbst nicht gefallen. |
30.11.2017, 22:34 | #6 | |
Zitat:
(ansonsten verstehe ich das nicht). Klar war es nicht der Kern des Gedichts, spielt auch keine weitere Rolle. Aber: Wa(e)isen klingt prima (passt auf Gleise + Reise auch sehr gut drauf). Besser so! Für mich lag gedanklich das lyrische Ich schon auf den Gleisen, entschieden zum Tod. Jetzt hast du aber etwas Hoffnung eingebaut, durch die Ammen und ihre Waisen, denn sie werden versorgt (ja, so lieblich wie!). Es macht trotzdem Hoffnungsgefühle, vielleicht geht es ja nicht schief, aber ich dachte, das lyrische Ich stirbt hier. Was ich nur dachte, es steht ja nirgends. Freiheit im Tod halt. Verstümmelung wäre nicht mein Gedanke gewesen, allein wegen der Präzision und der dem akribisch studierten Fahrplan. |
||
30.11.2017, 22:41 | #7 |
Forumsleitung
|
Ach du lieber Himmel!
Die "Waisen" sind Kinder, die Vater und Mutter verloren haben. Die "Weisen" sind Melodien. Und Ammen summen nun mal ab zu den Kinderchen Weisen (bzw. Melodien) vor, um sie in den Schlaf zu wiegen. |
30.11.2017, 22:44 | #8 | |
Zitat:
die Lieblichkeit der Ammen zu den W(aisen). Tja. Dafür gibts ja den hier: Und ansonsten hab ich was gelernt, denn "Weisen" als Melodien wusste ich nicht. Wichtig war hier "lieblich" und verstanden habe ich es insgesamt richtig, nur das Bild war falsch im Kopf. Sie es drum, starker Text. Sorry Ilka |
||
30.11.2017, 22:50 | #9 |
Forumsleitung
|
Na ja, die Diskussion war schon hart daran, lustig zu werden.
|
30.11.2017, 22:55 | #10 |
Da haben wir wohl verschiedene Auffassungen von Humor. Ich fand unsere kurze Diskussion nicht lustig-werdend, sondern zielführend (immerhin hatte ich das Gefühl etwas verstanden zu haben! (Juchu!)).
Deinen Text habe ich zu meinen Favoriten zugefügt. |
|
01.12.2017, 03:46 | #11 |
Das ist überzeugend geschrieben, liebe Ilka.
Sehr gern gelesen. LG gummibaum |
|
01.12.2017, 18:59 | #12 |
Liebe Ilka-Maria,
sehr gut! "Die Gleise summen mir ein Lied" ganz stark. Liebe Grüße Gylon |
|
01.12.2017, 22:49 | #13 |
Hi Ilka,
ich kann mich dem allgemeinen Tenor nur anschließen: Ausdrucksstark gedichtet! Gruß, Tiger |
|
02.12.2017, 02:05 | #14 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.489
|
Passt zum Zug, hat nen ziemlich schnellen Takt.
In der Geschwindigkeit verstehstes denn. |
02.12.2017, 18:36 | #15 |
Forumsleitung
|
Euch allen danke für das Feedback. Anlass für mein Gedicht war ein Zeitungsartikel über einen Mann, dem bei einem Suizidversuch in einer Bahnstation beide Beine abgefahren wurden und der jetzt Menschen zu überzeugen versucht, dass es sich bei Depressionen nicht um ein Stimmungstief handelt, sondern um eine Krankheit, die erfolgreich behandelt werden kann.
LG Ilka |
09.12.2017, 15:56 | #16 |
Hallo, Ilka!
Dein Text hat mich sehr bewegt. Ich leide selbst seit Jahren an Depressionen und kenne diesen Moment, wenn man an den Gleisen steht, nur zu gut aus eigener Erfahrung.Viele Menschen halten Depressionen noch immer für Anstellerei und Suche nach Aufmerksamkeit.Dabei handelt es sich um eine ernst zu nehmende Krankheit, die oft nur durch Therapien und Antidepressiva "verbessert" werden kann. Ich vermeide ganz bewusst das Wort "geheilt", denn vor Rückfällen ist kaum jemand sicher, der an einer Depression gelitten hat. Es ist dir gut gelungen, den Seelenschmerz auszudrücken. LG Visolela |
|
09.12.2017, 16:40 | #17 |
Forumsleitung
|
Danke, Visolela.
Ich hoffe, du lässt dich nicht unterkriegen. LG Ilka |
02.02.2018, 18:09 | #18 |
abgemeldet
|
Schönes Gedicht mit erkennbarem Metrum. Außergewöhnliche Herangehensweise an das Thema Depression. Hat mir gut gefallen.
LG |
04.02.2018, 13:34 | #19 |
gesperrt
|
Ein Rufzeichen ist eine Hebung. Das weißt du Ilka oder!
ODER! Bis ich des Zuges schrillem Schrei, bei seinem Rieb auf glattem Eisen, Gewissheit ernte Ich bin frei (kein persönlicher Bezug nötig) So mach ma das: Frei und muss der Welt nichts mehr beweisen Bis ich des Zuges schrillem Schrei, bei seinem Rieb auf glattem Eisen, Gewissheit ernte Frei und muss der Welt nichts mehr beweisen Gem |
04.02.2018, 13:48 | #20 |
Forumsleitung
|
Ich weiß nicht, was ein Rufzeichen ist, aber ich weiß, was in der deutschen Grammatik ein Ausrufezeichen ist. Für Hebungen ist es nicht zuständig, sondern für Befehle, Wünsche, Anreden und nachdrückliche Betonungen im schriftlichen Ausdruck. Allein für sich ist es völlig lautlos und daher weder betont noch unbetont.
Auch dein Wort "Oder!" wechselt durch das Ausrufezeichen nicht die Hebung auf der ersten Silbe. Kurz gesagt: Deine herbeiphantasierten Bemerkungen zu diesem Thema, nur um überhaupt sich zu räuspern, sind völlig überflüssig!! |
04.02.2018, 13:52 | #21 |
gesperrt
|
|
04.02.2018, 13:55 | #22 |
gesperrt
|
Gemini wird wegen wiederholter blabla auf unbegrenzte blabla
Gem |
04.02.2018, 13:58 | #23 |
Forumsleitung
|
Falsche Behautung, wie du an vielen anderen Beispielen hättest erkennen können. Was du hier geschrieben hast, ist jedoch keine Kritik, sondern frei erfundener Unsinn, und deshalb darf er auch so genannt werden. Am Ende gibt es hier noch User, die dir das abkaufen.
Schreibe etwas mit Hand und Fuß oder höre auf, meinen Faden mit Müll zuzuwerfen. |
04.02.2018, 14:03 | #24 |
gesperrt
|
Wo soll ich da deiner Meinung nach anfangen?
Wann, sagt der Fahrplan, kommt der Zug, der durchrauscht, ohne abzubremsen xXxXxXxX XXxXxxxxx Komm, lassen wir es eben. Gem |
04.02.2018, 14:16 | #25 |
Forumsleitung
|
Ganz einfach:
Das Ausrufezeichen stört dich, weil es dir offensichtlich zu dramatisch für diesen Vers ist, manche Leser würden auch sagen: übertrieben, also superlativ. Diesem Empfinden kann ich durchaus folgen, es ist also für mich völlig in Ordnung. Daraus jedoch eine Belehrung mit fragwüdigen Behauptungen zu machen (Hebung), wie du es getan hast, ist nicht akzeptabel. |
04.02.2018, 14:33 | #26 |
Wow, echt tolles Gedicht, hat mich sehr beeindruckt...
|
|
04.02.2018, 15:23 | #27 | |
gesperrt
|
Zitat:
Gem https://musikwissenschaften.de/lexikon/a/akzent/ edit: Aber du gibst selbst zu, dass es ein Superlativ ist. |
|
07.02.2018, 17:31 | #28 | ||
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
|
Zitat:
Zitat:
Auch stimme ich dem Hinweis von Visolele zu, dass diese Krankheit weit entfernt von einer dauerhaften Heilung ist, und ohne Chemie meist gar nichts geht. Daher war mir der Satz "eine Krankheit, die erfolgreich behandelt werden kann" ein wenig zu optimistisch, weil ich unter einer erfolgreichen Behandlung schon eine Heilung verstehe. Aber das ist Kritik an dem Satz eines Kommentars, nicht an dem Gedicht. |
||
08.02.2018, 01:28 | #29 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.489
|
Wie sollte ein Depressiver auch an eine Erfolgreiche Heilung glauben, wenn man in dem Zustand nur negativen Gedanken recht gibt?
|
Lesezeichen für Depression |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Depression | Nyx | Kolumnen, Briefe und Tageseinträge | 0 | 10.09.2017 10:58 |
depression | Peter von Glatz | Fantasy, Magie und Religion | 7 | 01.02.2017 16:49 |
Depression | Nubo Catrik | Düstere Welten und Abgründiges | 12 | 02.11.2016 18:45 |
Depression | wirbel72 | Düstere Welten und Abgründiges | 4 | 05.02.2016 09:13 |
Depression | Samael | Düstere Welten und Abgründiges | 0 | 31.03.2006 08:19 |