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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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02.03.2019, 02:12 | #1 |
Die Unbekannte (Sonett/Liebeslyrik)
Wer ist’s, die mich aus tiefem Schlaf erweckt?
Sie steht im weißen Schnee so sanft und leise Und ruht sich aus von ihrer langen Reise Hat ihre Arme weit hinausgestreckt Sie hat ein Herz aus Glas und voll bedeckt Durch ihrer Reise Schmerz mit frischem Eise Das durch ihr Lächeln schmilzt auf eine Weise Dass es mich in der nächsten Nacht noch neckt Sie ist der Sturm, der nimmermüde kreist Durch meinen wirren, wechselhaften Geist Das einz‘ge Licht, das strahlt in meine Räume Der warme Blick, der mir den Atem bricht Ein süßes Wort, das einsam zu mir spricht Sie ist das Wunder längst verlor’ner Träume Aus: "Ein Babyhase im Winter" Copyright © 2019 Felix Erhard Rau |
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02.03.2019, 02:42 | #2 | |
Zitat:
In die zweite Strophe hast du zuviel reingepackt. Aber sie ist auf jeden Fall noch rettbar. Edit: Wer ist’s, der mich weckt? Wer ist die Person / Frau, die mich weckt? Wer ist’s, die mich weckt? Das verbietet die deutsche Sprache, glaube ich. Aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Geändert von Plutino (02.03.2019 um 12:54 Uhr) |
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02.03.2019, 08:17 | #3 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Willkommen im Forum Felix E. Rau,
du führst dich direkt mit einem starken Sonett ein, das ich gerne mehrmals auf mich wirken lies. Zitat:
Ansonsten finde ich dein Sonett sehr gelungen und kann nur sagen: "So geht Lyrik". Liebe Grüße Nöck |
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02.03.2019, 11:43 | #4 |
Vielen Dank für euer liebes Feedback!
Ja, stimmt, "Wer ist's, die...", ist etwas schwierig. Ich brauchte ein Schmelzwort aus "ist" und "sie" mit nur einer Silbe. Irgendwie dachte ich, dass das "s" aus "sie" (wie das "s" aus "es") dafür herhalten kann. "Wer ist's, der...", passt wiederum nicht zu der weiblichen Unbekannten. Dann muss natürlich noch der jambische Fünfheber bleiben... Eine Alternative, die ich okay finde, wäre diese: "Wer ist die schöne Hold‘, die mich erweckt?" Was meint ihr? |
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02.03.2019, 12:10 | #5 |
Forumsleitung
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Bloß das nicht. Die "schöne Hold" klingt wie aus einem Lied für Bauernburschen auf dem dörflichen Tanzboden, begleitet von Blasmusik.
Plutino liegt völlig richtig: Nach "wer" kann nicht "die" folgen. Aber weshalb muss der erste Vers überhaupt eine Frage sein? Mit dem Verb "erwecken" habe ich ein kleines Problem. Ich hätte es eher im Zusammenhang mit einer Erleuchtung bzw. langen Entwicklung verwendet, dann ergibt die Erhabenheit des Wortes einen Sinn. Bei einfachem Schlaf ist meiner Meinung nach "wecken" oder "aufwecken" passend. Ebenso stört mich der "weiße Schnee". Das Adjektiv ist überflüssig, denn es gibt keinen andersfarbigen Schnee. Wenn er grau geworden ist, nennen wir ihn Matsch. Alternativen wären: Wer hat aus tiefstem Schlafe mich geweckt? Sie steht im hohen Schnee ... (frischen Schnee, weichen Schnee etc.) Aus tiefstem Schlafe hat sie mich geweckt und steht im hohen Schnee ... Die zweite Variante hat den Nachteil einer Inversion, aber ich meine, dass es bei diesem Vers vertretbar ist, denn es betont die Tiefe des Schlafes, weil er zuerst genannt wird. Besten Gruß Ilka |
02.03.2019, 12:14 | #6 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Vielleicht so?
Sie steht, die mich aus tiefem Schlaf erweckt, ganz still im Schnee auf sanfte Weise Und ruht sich aus von ihrer langen Reise Hat ihre Arme weit hinausgestreckt LG Nöck |
02.03.2019, 13:41 | #7 |
abgemeldet
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02.03.2019, 14:20 | #8 | ||
Zitat:
Dass generell nach "wer" kein "die" folgen darf, ist mir neu. Bsp: "Wer ist die Fremde, die vor mir steht?" Der Nebensatz bezieht sich auf "die Fremde" und nicht auf "Wer". Es mag aber dann doch evtl. eine zu gewagte Idee sein, dass "'s" für "sie" stehen kann - ich denke, dass Plutino darüber gestolpert ist. "Wer hat aus tiefstem Schlafe mich geweckt?" finde ich ganz gut, danke, "Wer hat aus tiefstem Schlafe mich erweckt?" aber noch besser - die Erhabenheit des Erweckens passt nämlich doch, da sie eben aufzeigt, dass mit Schlaf nicht die normale Bettruhe gemeint ist, also gerade ein innerer Winterschlaf/eine geistige Verpuppung, das vermeintliche Ende einer Entwicklung. Welcher lyrische Schlaf ist nur ein einfacher Schlaf? Der erste Vers muss eine Frage sein, weil es ebendie Leitfrage des Gedichts ist, die Frage, die sich das lyrische Ich stellt und die es versucht zu beantworten: Im ersten Quartett beobachtet das Ich die Unbekannte nur optisch, aus der Ferne, im zweiten blickt das Ich in sie hinein und in den Terzetten beantwortet es die Frage. Zitat:
Mit dem "weißen Schnee" bin ich umgekehrt aber sehr zufrieden: Die Tautologie verstärkt das unschuldige und reine Setting, in dem die Unbekannte steht. Natürlich ist Schnee weiß aber darauf hinzuweisen, zeigt, dass eben die farbliche Symbolik und nicht z.B. die Konsistenz wichtig ist. |
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02.03.2019, 14:32 | #9 | |
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Zitat:
In deinem Vers steht jedoch: "Wer ist's ...?" Man weiß also nicht, ob es ein Der, Die oder Das ist, deshalb ist in diesem Fall ein rückbezügliches "die" falsch. Dies der Genauigkeit halber. Ich wollte keine Verwirrung stiften. |
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02.03.2019, 15:21 | #10 | ||
Zitat:
Wer bist du, die du mich aus tiefem Schlaf erweckst? Löst bei mir weniger Unbehagen aus, obwohl das Geschlecht nicht im Hauptsatz geklärt wird. Kann aber trotzdem falsch sein. Weiß das jemand? Ilka-Maria? Zitat:
Der Fragesteller kann nicht wissen, dass die Person, die er beobachtet, sich von einer langen Reise ausruht. Er kann es nur vermuten: Du stehst im Schnee und scheinst dich auszuruhn von langer Reise Das Spiel mit dem Verb ›scheinen‹ beim Zeilenwechsel steht schon lange auf meiner Ideenliste. Es verwandelt sich vom Vollverb in ein Hilfsverb. Die Idee ist aber sicher nicht neu. Ich schätze, dass das Spiel mit dem Wort ›scheinen‹ mir mal in irgend einem Gedicht unterkommen ist. Ich hatte gestern beim Editieren versehentlich das Wort ›zweite‹ gelöscht. Alt + 0146 (unter Windows) Auch diejenigen Texte, unter denen kein Copyright-Hinweis steht, sind urheberrechtlich geschützt. Seine eigenen Werke im Internet mit Realnamen zu signieren, halte ich allerdings für sinnvoll. Ist für mich selbst aber ein Problem, denn es bedeutet ja, seine Anonymität aufzugeben. |
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02.03.2019, 16:19 | #11 |
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Allerdings. Genau dieses Beispiel, um das es hier geht, habe ich kürzlich von einem Gymnasiallehrer für Deutsch erklärt gehört. Wenn das Geschlecht nicht feststeht, kann auf "wer" kein "sie folgen", weil es falsch wäre: "Wer den Unfall verursacht hat, der haftet auch dafür." Das schließt jedes Geschlecht ein, egal ob Mann, Frau oder Tier. Man könnte das "der" hinter dem Komma weglassen, aber das würde nichts ändern, weil man immer noch nicht wüsste, welchen Geschlechts der Unfallverursacher ist. Schriebe man jedoch: "Wer den Unfall verursacht hat, die haftet auch dafür", begrenzte man den Kreis der Verdächtigen auf weibliche Personen. Auf jeden Fall bekäme man ein Störgefühl, denn so spricht und schreibt niemand.
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02.03.2019, 16:33 | #12 |
Wer ist die Person, die …?
Der Sexus steht nicht fest, aber das Genus schon. Meine Frage bezog sich darauf, ob sich das ›die‹ noch auf das ›wer‹ bezieht, wenn ein ›du‹ eingeschoben wird. Siehe oben. Wer bist du, die du …? Du, die du heute verschlafen hast. Mal davon abgesehen, dass sich Didu ein wenig albern anhört. Ach was, man braucht doch nur zu googeln: "wer bist du, die du" Die Konstruktion scheint in der schönen Literatur öfter mal aufzutauchen. Ich finde sie z. B. in einer Übersetzung einer Geschichte aus ›Tausenduneine Nacht‹. |
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02.03.2019, 16:56 | #13 |
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Das ist in Ordnung, wenn klar ist, welche Person angsprochen wird. In deinem Beispiel fehlt jedoch der Kontext, um zu erkennen, ob "wer .../die" korrekt ist oder nicht. Man müsste schon ein bisschen mehr vom Satz zu lesen bekommen, z.B.: "Wer bist du, die du behauptest, eine Hexe zu sein?"
In dem hier zu Diskussion stehenden Gedicht ist dies aber nicht der Fall. Gefragt wird: "Wer ist's ...". Da passt kein "die" drauf, denn hier wird niemand, dessen Geschlecht bekannt ist, angesprochen, sondern ein unbekanntes Wesen. |
02.03.2019, 17:12 | #14 | |
Zitat:
Mit anderen Worten: Ein Satz wie ›Wer bist du, die du dich Schande schimpft?‹, muss isoliert richtig sein. (Aber er kann dennoch im Kontext falsch oder zumindest unlogisch sein, nämlich dann, wenn in einem vorangegangenen Satz geklärt wurde, dass das Geschlecht männlich ist.) ›Wer ist es, die‹ ist hingegen ganz unabhängig vom Kontext falsch. |
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02.03.2019, 17:26 | #15 | |
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Zitat:
Es muss heißen: "Wer bist du, der sich Schande nennt?" Wenn dann die Antwort kommt, z.B. "Ich bin das Reptil, das Eva zur Verfühung Adams verführte", dann erst wird das Geschlecht bekannt. In der außrlyrischen, also "normalen" Sprache, kämen solche Sätze sowieso nicht vor. Man würde sagen: "Wer bist du, dass du dich Schande nennst?" Oftmals ist die Alltagssprache dem Poetischen überlegen. |
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02.03.2019, 17:29 | #16 |
Ich habe meinen vorherigen Beitrag gerade editiert, weil es um die die-du-dich- und eben nicht um die die-sich-Konstruktion ging.
Dass die-sich hatte sich eben nur eingeschlichen, weil man der die-du-dich-Konstruktion im Alltag eher nicht begegnet. War also ein blöder Flüchtigkeitsfehler. |
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02.03.2019, 17:40 | #17 | |
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Zitat:
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02.03.2019, 17:52 | #18 |
Für das Urheberrecht nicht. Aber weise mal vor Gericht nach, dass Graf Dracula dein Pseudonym ist. Okay, das ist kein gutes Argument, weil du in jedem Fall belegen müsstest, dass der Account, unter dem du einen Text veröffentlicht hast, deiner ist.
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02.03.2019, 18:18 | #19 |
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Stimmt, isses nicht. Meine Gedichte haben eine Menge Leute vor vielen Jahren gelesen, ich habe seit Jahren an Gedichtewettbewerben teilgenommen, und ich habe einen Gedichtband im Eigenverlag veröffentlicht. Darauf könnte ich immer verweisen. Außerdem habe ich einen eigenen Stil. Der Beklagte müsste erst mal nachweisen, dass er diesen Stil genau kennt und genauso schreiben kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, druckt seine Sammlung aus, schickt sie per Einschreiben an sich selbst und bewahrt den ungeöffnete Umschlag auf. Ein Gegenstück könnte man zusätzlich an eine Vertrauensperson zwecks Aufbewahrung schicken.
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03.03.2019, 10:48 | #20 | |||
Zitat:
Die relative Nähe zum genusbestimmenden Wort spielt tatsächlich auch eine Rolle. Spreche ich von einem Tisch, 20 Zeilen lang von nichts mit einem männlichen Genus und dann auf einmal von "ihm", dann ist das formal nicht falsch, trotzdem aber nicht gut. "Die Unbekannte", obwohl sie die Überschrift bildet, ist nah genug für einen Bezug. Das alles ist aber auch gar nicht der Punkt hier. "Wer ist's?", steht normalerweise für: "Wer ist es?" Meine Überlegung war, ob das Apostroph-S in der lyrischen Sprache auch für "sie" stehen kann. Ich bin mir recht sicher, dass ich Beispiele dafür schon gesehen habe. Ich weiß nur nicht mehr wo. Vielleicht muss die Konstruktion dann anders aussehen, etwa: "Wer ists'?" Dies, damit der Rückbezug zur Überschrift bleiben kann und sich sowohl "s" als auch "Wer" auf die Überschrift beziehen können. Zitat:
Zitat:
Anonymität ist hier ja eine Entscheidung. So lange man geistig mündig ist (Gegenbeispiele siehe diverse Accounts in den sog. sozialen Netzwerken), ist für mich persönlich eine Entscheidung gegen die Anonymität völlig in Ordnung. Ich veröffentliche ja weder meine Adresse noch meine Telefonnummer. |
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03.03.2019, 10:52 | #21 | |
Forumsleitung
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Zitat:
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03.03.2019, 11:17 | #22 | |
Zitat:
Ich will aber auch zu keinem Streit (um die Grammatik) beitragen. Mir ging es hauptsächlich um das "s"... |
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03.03.2019, 11:37 | #23 |
Forumsleitung
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Nee, streiten will ich auch nicht. Ich bin auch gar nicht unbedingt dafür, an dem Gedicht etwas zu ändern. Es ist die Freiheit des Autors, zu seinem Text zu stehen und zu sagen: Er bleibt, wie er ist, weil ich ihn gut finde, wie er ist. Aber falsch kann es nicht sein, über solche Fragen einmal diskutiert zu haben. Ich bin froh über jeden, dem die deutsche Sprache noch wichtig genug ist, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
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