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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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12.01.2019, 13:57 | #1 |
Bannstein
Ein nackter Stein auf kahlem Feld
zentriert mein ganzes Leben er nimmt mir irgendwann mein Geld und wird dafür nichts geben Jahr für Jahr zieht er mich an als wollte er nach Nähe streben Stück für Stück lockt mich sein Bann was darf ich noch erleben Am Ende stehen wir im Lot der Bann wird so gebrochen in Erde ruht das hölzern Boot nichts kann mehr unterjochen |
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12.01.2019, 19:00 | #2 |
Lieber Gylon,
gefällt mir sehr gut Dein Gedicht. Ich lese den Stein, um den es geht, als den Grabstein des LyrI. Die Zeile 6 scheint mir etwasxaus dem übrigen Rhythmusxauszubrechen, oder? Das Bild vom "hölzern Boot" verstehe ich nicht. Aber das mager Tatsache geschuldet sein, dass ich die zentrale Aussage des Gedichts nicht erfasst habe. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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13.01.2019, 11:20 | #3 |
Liebe AlteLyrikerin,
das hölzerne Boot ist ein Sarg. Anstatt in einem Sarg, halt in einem Boot. Ein offener Sarg sieht ja auch Boots ähnlich aus und im frühen Skandinavien und anderen Regionen gab es auch Begräbnisse in einem Boot. Die Idee zu dem Text kam mir durch eine Film Szene wo ein Grabstein ganz allein auf einer großen Grasfläche stand. Die Story könnte man so verstehen, dass sich jemand zu Lebzeiten schon seinen Grabstein auf die Wiese gestellt hat und seitdem magisch von ihm angezogen wird. Er guckt ihn jeden Tag an und hat das Gefühl das der Stein nach ihm ruft. Erlösung von diesem Joch findet er erst durch den eigenen tot. Also keine zentrale Aussage, sondern nur eine Story. Der Rhythmus ist nicht gleichmäßig wie bei den meisten meiner Texte. Es freut mich sehr, dass du gefallen an dem Text finden konntest. Dankeschön! Liebe Grüße Gylon |
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14.01.2019, 08:09 | #4 |
abgemeldet
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Alter: 57
Beiträge: 697
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Hallo Gylon,
von deinem Bannstein angezogen, möchte ich ein paar Gedanken hier lassen. Da der Tod ein zentrales Thema in Dichtung und Philosophie ist, wäre ich ohne dein Kommentar erst einmal nicht darauf gekommen, dass dein Gedicht von jemanden handelt, der von seinem eigenen Tod in der Art eingenommen wird. Mir gelingt ein Perspektivenwechsel auch nur bedingt. Möglichweise ist das Gedicht, diesen Punkt betreffend, für mich nicht ausführend genug, bzw. legt das zentrale Thema und die gelungenen Bilder, die dafür verwendet hast, einen Bann darüber, so dass ich jetzt selbst um den Stein kreise und zu keinem eindeutigen Schluss komme. Kurz: Hut ab! Titel und Gedicht haben es in sich und das gefällt mir. Sehr gerne gelesen, Serpentina |
14.01.2019, 09:26 | #5 |
Schön geschrieben, lieber Gylon. Evtl. noch vor Jahr und Stück eine unbetonte Silbe (von, und) setzen.
Gebannt gelesen. Steinerne Grüße von gummibaum |
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14.01.2019, 11:55 | #6 | ||
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Lieber Gylon,
über den eigenen Tod nachzudenken ist normal, sich nach ihm zu sehnen, weniger. Der Stein ist ein Zeitzeuge, fast für die Ewigkeit. Zitat:
Er, der schon lange Wache hält, wird einst mir Ruhe geben. Zitat:
Liebe Grüße Nöck |
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14.01.2019, 19:07 | #7 |
Lieber gummibaum,
danke für die Verbesserungsvorschläge zum Rhythmus, die ich gerne übernommen habe! Lieber Nöck, du legst den Finger in die Wunde. Um die Stelle bin ich schon öfter herumgeschwirrt und habe nach einer alternative gesucht. Leider erfolglos. Deine gefällt mir ausgezeichnet und ich habe sie gerne übernommen. Sie wäre mir niemals eingefallen, weil sie einfach nicht meinem Sprachgebrauch entspricht. Ich danke euch für eure mithilfe und euren Besuch! Liebe Grüße Gylon Hier also die überarbeitete Fassung: Bannstein Ein nackter Stein auf kahlem Feld zentriert mein ganzes Leben er der schon lange Wache hält wird einst mir Ruhe geben von Jahr zu Jahr zieht er mich an als wollte er nach Nähe streben und Stück für Stück lockt mich sein Bann was darf ich noch erleben Am Ende stehen wir im Lot der Bann wird so gebrochen in Erde ruht das hölzern Boot nichts kann mehr unterjochen |
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14.01.2019, 20:35 | #8 |
Dabei seit: 12/2009
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Beiträge: 2.662
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Lieber Gylon, freut mich, dass dir mein Vorschlag zusagt. Geben und nehmen.
Liebe Grüße Nöck |
14.01.2019, 23:44 | #9 |
abgemeldet
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Ein Gedicht, welches, mit wenig Überarbeitung, hervorsticht, lieber Gylon.
Lieben Gruß Letreo im Kom(m)a |
15.01.2019, 00:58 | #10 |
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servus Gylon -
eine der schönsten grabstein-karma-gorien, die ich je lesen durfte. macht einem fast lust aufs sterben und mitten auf einem feld verscharrt zu werden. lieben gruß der deine - Rchen |
15.01.2019, 10:49 | #11 |
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Beiträge: 697
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Hallo Gylon,
besonder gefällt mir die letzte Strophe. Auch wenn du hier möglicherweise an die endende Obsession des LI dachtest, greift diese Strophe gekonnt den zentralen Gedanken auf, den Tod auch als Erlösung sehen zu können. LG, S. |
15.01.2019, 18:55 | #12 |
Liebe letero71, Serpentina, lieber Ralfchen,
ich danke euch ganz herzlich! Wie ihr nachlesen könnt, hatte ich für den finalen Schliff etwas Hilfe von kundigen Händen. Aber jetzt ist es doch eine schöne Gemeinschaftsarbeit geworden. Liebe Grüße Gylon |
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