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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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07.05.2023, 08:40 | #1 |
Metamorphose
Es fing einmal ein Trottel
sich einen Axolotl, wollt sperr'n ihn ins Aquarium, doch war er dazu doch zu dumm. Der bleiche Axolotl entwischte unserm Trottel. Nun schwimmt im Kratersee er froh, darüber lacht halb Mexiko. Der kleine weiße Molch ist selbst ein rechter Strolch. Im Teiche bei Tenochtitlan, da zieht er täglich seine Bahn. Er spielt in seinem Tümpel mit allerlei Gerümpel. Nichts Schlechtes er sich hierbei denkt. Sein Horizont ist zu beschränkt. Der Sommer ist sehr trocken. Das Büschel roter Locken an seinem Halse täglich schrumpft, der See verlandet und versumpft. Nun muss er zügig handeln, von Grund auf sich verwandeln. Als Salamander setzt an Land er bald darauf die nasse Hand. Der stadtbekannte Trottel sucht unsern Axolotl. Den kleinen Lurch vermisst er sehr, sein Haus erscheint ihm öd und leer. Er und der Salamander begegnen nun einander. Er hält sein Fangnetz wohl bereit. Der Weg zum See war nicht zu weit. Der Trottel muss sich schnäuzen, als sich die Wege kreuzen. Den kleinen Wicht erkennt er nicht, das ist das Ende vom Gedicht. Man sieht: Der Axolotl war klüger als der Trottel... |
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07.05.2023, 09:26 | #2 |
Hallo Cornelius
Manchmal ist Wandlung wohl nötig um voran zu schreiten und Ballast abzulegen. Axolotl sind knuffige kleine Molchwesen, immer ein Lächeln auf den Lippen. Handelt der Text rein Oberflächlich betrachtet wirklich von einem kleinen Axolotl, der sich wie ein Chamälion seiner Umwelt anpasst und zum Salamander mutiert, oder handelt es sich beim Axolotl um den Aztekischen Wassergott Xlotl? Oder noch weiter gesponnen, steht er symbolisch für den Feldzug von Cortez in die Hauptstadt der Azteken, die größtenteils an eingeschleppten Krankheiten verstarben? Ich habe gelesen, dass das Aztekenoberhaupt Moctezuma die Spanier lange täuschen und hinhalten konnte, aber sie wohl dennoch verloren hätten. Demnach war der Axolotl (Moctezuma?) zwar klüger, aber einen wirklichen Gewinn hat es ihm nicht eingebracht. Zumindest nicht für ihn selbst, aber dem Großteil seines Volkes vermutlich schon, da diese bald ziehen durften. Er hat wohl im engeren Sinne uneigennützig für das Wohlergehen seines Volkes gehandelt und sich sozusagen geopfert und Zeit geschunden, was anderen ermöglichte sich anzupassen? Ich bin da leider nicht so bewandert. Lg Mono |
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07.05.2023, 22:21 | #3 |
Hallo MonoTon,
das Gedicht will eigentlich nur eine kleine Humoreske sein, die zum Schmunzeln und auch ein wenig zum Nachdenken anregen möchte... Der Axolotl ist in dieser Geschichte der Gewinner, weil er auf die sich wandelnden Umstände reagiert und sich seinerseits gewandelt hat, im Unterschied zu seinem Verfolger, der am Ende immer noch derselbe Trottel ist wie zu Beginn und deshalb leer ausgeht. Wer möchte, kann natürlich den Axolotl und den Trottel als Metaphern sehen - und eigene Vermutungen anstellen, wofür sie stehen könnten. Deine Interpretation finde ich jedenfalls sehr spannend. Gruß Cornelius |
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