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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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17.05.2023, 23:40 | #1 |
Organspende
Kann schon sein, sie werden sagen:
Die da – hat nie nein gesagt. Und sie werden schnippeln, nagen all das, was grad nachgefragt. Doch bedenkt, zückt ihr das Messer: Meine Lunge: schwer erschlafft. Meine Augen: warn einst besser. Und mein Herz: verlor die Kraft. Lange schon sind meine Ohren taub von eurem Wunschgeschrei. Und mein Zwerchfell: ist erfroren von dem Eis aus Phrasenbrei. Meine Leber – voll Nekrosen, meine Nieren – voll Gestein. Alle möglichen Arthrosen - in der Hüfte und im Bein. Mein Gehirn? – Nicht dran zu denken: viel zu lang im Sparbetrieb! Bleibt mein Arschloch. Will’s euch schenken. Nehmt’s für mich: Hab euch nicht lieb. |
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19.05.2023, 18:09 | #2 |
Hallo Ottilie,
hätte ein ganz interessantes Gedicht werden können, ist meiner Meinung nach aber eher oberflächlich geblieben (über den Schlusssatz will ich erst gar nicht reden, ich mag Kraftausdrücke in Gedichten einfach nicht). Insgesamt stellt das LI klar: Alles, was ihr von mir kriegen könnt, ist sowieso schon Schrott. Je nachdem, wie alt das LI ist, ist das doch nichts Besonderes. LG DieSilbermöwe |
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20.05.2023, 00:13 | #3 |
abgemeldet
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Moin Ottilie,
ich bin da bei Silbermöwe. Bis auf das Ende finde ich das sogar alles sehr originell und flott gereimt. Mich stört auch nicht die Wortwahl am Ende. Viel mehr ist es so, dass ich es so empfinde, dass du da so richtig einen am Schluß raushauen wolltest. Ich glaub aber, dass diese erzwungene Pointe den Rest etwas abwertet. Das ist schade, weil es bis dahin echt cool ist. Gruß Pennywise |
20.05.2023, 00:55 | #4 |
Forumsleitung
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Gegen das "Arschloch" am Ende hätte ich nichts einzuwenden gehabt, denn bei all dem "Schrott", der vom Leben übrig geblieben ist, klingt das radikal konsequent. Als Kraftausdruck werte ich es nicht, denn es wird niemand beschimpft.
Mich stört eher die Einfallslosigkeit des letzten Verses, bei dem Ottilie offensichtlich die dicherische Luft ausgegangen ist: "... Nehmt’s für mich: Hab euch nicht lieb." Eine Hülse, aber Hauptsache, sie reimt sich. Der Leser sitzt davor und weiß nicht, was er damit anfangen soll. Über den "Sparbetrieb" des Gehirns könnte man auch anders denken, denn bis es auf kleinster Flamme kocht, muss viel passieren. Solange es aber darüber nachdenken kann, in welchem Zustand sich die Organe befinden, die es steuert, muss es noch recht fit sein. Die meisten Menschen sterben nicht in geistiger Umnachtung, sondern bei vollem Bewusstsein. Fazit: Flott gedichtet, aber die letzte Strophe schwächelt. Das "Arschloch" gehört pfiffiger verpackt. Gleichwohl reißt das Gedicht ein Thema an, das diskussionswürdig ist. Denn wiederholt wurde von der Regierung darüber nachgedacht, jeden Bürger als potentiellen Organspender in Anspruch nehmen zu dürfen, der sich nicht per Ausweis gegen eine Organspende ausgesprochen hat. Das kann nicht sein. Jeder Mensch hat das Recht, sich im Vollbesitz seines Körpers beerdigen oder in den Glutofen schieben zu lassen. Ich selbst würde kein Organ eines anderen Menschen in mir tragen wollen; bei dem Gedanken, aus einem Ersatzteillager zusammengesetzt zu sein, schaudert es mich. Wenn der Raubbau zu Ende ist, geht es ans Sterben - ganz einfach und ohne Reue. LG Ilka |
20.05.2023, 09:52 | #5 | |
Zitat:
https://www.organspende-info.de/gese...idungsloesung/ Allerdings glaube ich nicht, dass das bei älteren Menschen noch gemacht wird. |
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20.05.2023, 10:11 | #6 |
Forumsleitung
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Bei mir bestimmt nicht. Ich bin mit Wohlstandsmüll dermaßen zugeschüttet, dass keine meiner Zellen noch einen Gewinn bringen könnte.
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20.05.2023, 19:38 | #7 |
Gefällt mir auch nicht...
Liebe Leser,
Ihr habt ja recht, so echt gefällt mir der Schluss auch nicht. Und ja, es kann schon sein, dass ich einfach ein bisschen aufdrehen wollte... Ich habe eine Weile gezögert - damals beim Schreiben, das ist schon eine Weile her, und auch jetzt, beim Einstellen des Textes. Beide Male kam mir aber der Gedanke, dass ja ein A.-Loch eigentlich - nichts sei. Ein Loch, welcher Art auch immer, ist einfach ein Nichts! Ich gebe also letzten Endes - hier trifft das Wort vom Ende zu - gar nichts. Na, und so ließ ichs denne stehen, damals wie jetzt. Grundsätzlich mag ich eine schrille Ästhetik, ich glaube, ich bin da nicht die Einzige. Hier mal ein Beispiel, es ist eine Strophe aus einem Lied von H.E. Wenzel: Verblüht sind Akazien und Flieder Und der Himmel strahlt nah überm Dach, Dort wohnen die alten Lieder Von Goethe, Heine und Bach. Und doch bin erschrocken ich fremd hier und fern. Wenn nur diese Fratzen nicht wärn. Das Leid heißt "Wenn nur diese Fratzen nicht wären", vielleicht hört mal jemand rein. Schönen Abend wünscht Ottilie |
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