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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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08.03.2015, 21:46 | #1 |
Fridolins geschüttelter Osterspaziergang
Vom Eise befreit sind flugs die Bäche,
durch des Frühlings holden, erglühenden Blick. Im Tal durchgrünt noch Buchs die Fläche, doch kündet der Lenz vom erblühenden Glück. Der alte Winter mit Schwanken und Krachen verzog sich ins Bergheim zu Kranken und Schwachen, bejammert voll Trauer, dass Weißes nun endet und sich die Kraft seines Eises nun wendet. Nur schwächlich kann er Weißes hissen, die Sonne hat ein heißes Wissen. Schon lässt sie Osterglöckchen läuten, die sich mit gelben Löckchen kleiden, und wo sich ein Blümchen im Heute verlor, da schauen geputzt junge Leute hervor. Anstatt auf Höhen satt zu stehn, kehre dich um, nach der Stadt zu sehn. Schau nur: sie ist von Toren voll, sie tummeln sich in Foren, toll. Schon drängen aus dem vollen Tor, dem finstern, sich die Tollen vor. Doch zeigt dort heut Gewimmel Herz, die Augen blicken himmelwärts, wohin sie Christen gern erheben, dem auferstandnen Herrn ergeben. Sieh nur sieh! wie die Menge verdreht, Feld und Flur im Gedränge vermäht. Wie es strömt aus Plattenbauten, wo niemals die Rabatten blauten. Aus Kellern, wo sie Gicht erleben, zieht sie’s zum Heilandslicht, ergeben. Sie kommen selbst von Mailand her, dort gibt’s wohl keinen Heiland mehr. Hört! Burschen gröhlen: Märzen her! Ein Mädchen denkt ans Herzen mehr. Und einer, der an Scherzen hängt, der Liebsten Schoko-Herzen schenkt. Man freut sich des Getümmels hier, die Schänke führt zur Himmelstür. Und jeder redet selbst sich’s ein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! |
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08.03.2015, 21:50 | #2 |
R.I.P.
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Lieber Fridolin,
ein Meisterwerk, des Meisters wahrlich würdig! Meisterlich in jedem Sinne. Das gefiele sicherlich auch dem "Originalschreiber"! Ich ziehe meinen Zylinder und mache einen ergebensten Diener-Knicks vor lauter Begeisterung: Thing mit ganz lieben Grüßen! |
09.03.2015, 12:47 | #3 |
Hallo Thing,
vielen Dank für deinen lobenden Kommentar. Ich bin leider ein Perfektionist und als solcher immer am Feilen meiner Werke, um ihnen den letzten Schliff zu geben. Deshalb gibt es hier eine neue, leicht veränderte Fassung. Nebenbei: Es scheint auch anderen Autoren so zu gehen. Bei Rose Ausländer, von der ich bisher wenig kannte, habe ich gelesen, dass sie ihre Werke immer wieder überarbeitet hat. »In ihrem Nachlass liegen Gedichte mit bis zu 25 Fassungen vor«, schreibt Helmut Braun im Nachwort zu einem von ihm herausgegebenen Gedichtband der Dichterin. Übrigens: Dass es in meinem Osterspaziergang metrisch etwas durcheinander geht, ist kein Fehler, wie mir ein Leser an anderer Stelle glaubte vorhalten zu können, mein Werk folgt der Vorlage des Meisters, der sich im Faust, nicht nur beim Osterspaziergang, metrisch viele Freiheiten nahm. LG Fridolin GESCHÜTTELTER OSTERSPAZIERGANG Vom Eise befreit sind flugs die Bäche, durch des Frühlings holden, erglühenden Blick. Im Tal durchgrünt noch Buchs die Fläche, doch kündet der Lenz vom erblühenden Glück. Der alte Winter mit Schwanken und Krachen verzog sich ins Bergheim zu Kranken und Schwachen, bejammert voll Trauer, dass Weißes nun endet und sich die Kraft seines Eises nun wendet. Zwar sind von Schnee noch weiß die Hände, doch bringt die Sonne heiß die Wende. Schau, wie sich erste Pflänzchen regen, dass Wandrer ihr Ränzchen pflegen, und zärtlich Osterglöckchen läuten, die sich mit goldnen Löckchen kleiden. Und wo sich ein Blümchen im Heute verlor, da schaun rausgeputzt fesche Leute hervor. Anstatt auf Höhen satt zu stehn, kehre dich um, nach der Stadt zu sehn. Schau nur: sie ist von Toren voll, sie tummeln sich in Foren, toll. Schon drängen aus dem vollen Tor, dem finstern, sich die Tollen vor. Doch zeigt dort heut Gewimmel Herz, die Augen blicken himmelwärts, wohin sie Christen gern erheben, dem auferstandnen Herrn ergeben. Sieh nur sieh! wie die Menge verdreht, Feld und Flur im Gedränge vermäht. Wie es strömt aus Plattenbauten, wo niemals die Rabatten blauten. Aus Kellern, wo sie Gicht erleben, zieht sie’s zum Heilandslicht, ergeben. Sie kommen selbst von Mailand her, dort gibt’s wohl keinen Heiland mehr. Hört! Burschen gröhlen: Märzen her! Ein Mädchen denkt ans Herzen mehr. Und einer, der an Scherzen hängt, der Liebsten Schoko-Herzen schenkt. Man freut sich des Getümmels hier, die Schänke führt zur Himmelstür. Und jeder redet selbst sich’s ein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! |
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12.03.2015, 12:52 | #4 |
Hi! Mir ist leider in der vorletzten Strophe Z1 ein unbemerkt gebliebener Schreibfehler unterlaufen: Statt gröhlen muss es dort grölen heißen. Schade, dass man so etwas hier nicht nachträglich korrigieren kann.
LG Fridolin |
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12.03.2015, 16:49 | #5 |
R.I.P.
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Ich schreibe es immer noch mit "h"!
Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Vergleich - das Scollen ist sehr umständlich. Bis bald! Thing |
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