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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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10.10.2018, 00:25 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Die Gesundung
Meine erste Frau verdarb mir
die Lust auf Sekt und Starkbier, und der Teufel weiß warum, nur der Teufel weiß warum! Und die zweite und die dritte, kurz danach auch noch die vierte, machten mich ganz einfach stumm und im Kopf ging mir herum: Hätte ich sie doch mit Behagen einfach kurz und klein geschlagen oder mich nicht so geniert und sie einfach massakriert. Leider ließ ich sie am Leben statt den Todesstoß zu geben, sie mit Lust zu garrottieren, ließ ich mich lieber kujonieren; das passiert mir nicht noch mal, solch ein Leben ist fatal. Ob sie niedlich oder hässlich, alle Weiber sind gar grässlich, selbst die Damen fünf und sechs wollten nur mein Geld und Sex. Nie mehr will ich mich verlieben - Schluss ist nach der Nummer sieben. Und ich ging um zu gesunden in die Einsamkeit der Wälder. Dort hab ich die Ruh gefunden, die ich suchte; kühl und kälter pulste bald das Blut in jeder Ader - Schluss mit Ärger und mit Hader. Und dann kam sie, schön wie ein Septembermorgen, eine längst vergessne Melodie erklang und was so tief in mir verborgen, blühte auf, ich folgte ihren Rosenspuren durch des Waldes Revier und vermochte kaum das gewaltige Hämmern des Herzens zu bändigen. Ach wie lieblich umflossen die Locken ihr Haupt, ihre Augen - so klar, und die Brüste von Alabaster gegossen, die Glieder voll Anmut und ihr Duft glich der Narde und Ambra zugleich. Und der Lerchen Gesang, das Geraschel der Blätter, sie vermischten sich bald mit dem Klang ihrer Stimme. Ich bin sehr bald in Lieb zu ihr versunken, als hätt ich voller Durst von ihrem Blut getrunken. |
10.10.2018, 00:32 | #2 |
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Ich würde Strophe zwei vom Rhythmus und Tempo wie Strophe eins konstruieren. Die ist nämlich absolute Sahne.
Die Strophe zwei haut mich raus. Entschleundigt und wirkt für mich alles andere als pulsierend. Hi Heinz! Ich hab das Gedicht sehr gern gelesen, kritisiert und belobigt! |
10.10.2018, 00:51 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Eisenvorhang,
sieben Minuten vom Einstellen des Gedichts bis zum ersten Kommentar, das grenzt an eine Rekordzeit. Danke erst einmal für die rasche Reaktion und das ausgesprochene Lob. Die beiden Teile des Gedichts habe ich (und das wirst Du sicher gemerkt haben) mit Absicht zuerst mit mehr oder weniger süffigen gereimten Versen geschrieben, im zweiten Teil habe ich nach den ersten vier Versen vom Reimen abgesehen und von einem trochäischen Vers (bis auf die letzten beiden) versucht, auf Anapäste umzusteigen. Entschleunigt? Eigentlich soll der Anapäst genau das Gegenteil bewirken - aber Deine Meinung schätze ich und - verzeih - habe eigentlich erreicht, was ich erreichen wollte (aber bei Dir nicht erreicht habe). Die Anklänge an Ritter Blaubart (im ersten Teil) und Hoffmanns Erzählungen (im zweiten Teil) hast Du sicher bemerkt. Dass ich in den letzten beiden Versen einen ganz Großen fast wörtlich zitiert habe (das richtige Zitat - Goethe an Charlotte von Stein - lautet: Bin so in Lieb zu ihr versunken/als hätt ich von ihrem Blut getrunken) will ich der Vollständigkeit halber bemerken. Liebe Grüße, Heinz |
10.10.2018, 02:10 | #4 |
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Na Heinz, Du weißt doch:
mir fiels nicht auf Strophe eins ist schnell, sehr flott. Durch den Rhythmuswechsel hats mich rausgehauen. Ist wie ein plötzlicher Vollcrash von 200 in die Mauer. Damit meine ich nur Die Metrik. Das soll NICHT heißen, dass es holpert. Denn: das macht es nicht!!! Es geht mir um die Veränderung,... Wie das andere hier im Forum wahrnehmen weiß ich nicht. |
10.10.2018, 12:19 | #5 | |
Lieber Heinz,
super Gedicht, und ich kann mir fast denken, wer oder was dich dazu inspiriert hat Kleiner Grammatikfehler: Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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10.10.2018, 12:28 | #6 |
R.I.P.
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Hallo, Heinz -
Die zweite Strophe ist herrlich!
Die erste (in meinen Augen) banal. BG v Thing |
10.10.2018, 20:10 | #7 |
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Beiträge: 7.879
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Lieber Eisenvorhang,
aber genau das wollte ich doch: Raushauen! Der blaubärtige Raufbold (meine "Steilvorlage" war der Besuch der Komischen Oper in Berlin, die den "Ritter Blaubart" aufführte, dessen "Vorbild" war der "Mörder auf dem Königsthron, Heinrich VIII, der mindestens zwei seiner Ehefrauen umbringen ließ und insgesamt sechs hatte) nimmt die Frauen, lässt eine hinrichten und spielt währenddessen angeblich Tennis. Gegen den sehen unsere Möchtegernplayboys recht alt aus. Die Frauen nahm er en passant, seine sonstigen Leistungen sind mindestens umstritten aber recht bedeutend. Die leichtlebige Einstellung habe ich versucht in süffige Reime zu packen. Dann kommt für das LI die Zäsur - es verliebt sich und alles wird anders (und auch die Form des Gedichts). Liebe Silbermöwe, da kann man so alt werden wie Methusalem und doch macht man solche blöden Fehler. Der Vers lautete vorher anders und so ist das dusslige "mich" stehen geblieben. Ich werde Ilka-Maria bitten, das bald zu ändern, damit mich das nicht nochmal passiert. Danke für Dein Lob! Die Initialzündung war nicht irgendein großmäuliger Frauenhasser, sondern eine wirkliche geschichtliche Größe (siehe meine Antwort an Eisenvorhang). Hallo Thing, die erste Strophe banal - genau das sollte sie sein. Dahinplätschernde Trochäen und meistens Paarreime, Fingerübungen ohne Tiefgang, und dann der seelenerschütternde Wechsel, vorwärts drängende Anapäste und ein bedeutender Paarreim am Schluss (den ich, wie Du sicher bemerkt hast, bei Goethe geklaut habe). Vielen Dank für Dein Lob der zweiten Strophe! Liebe Grüße Euch allen! Heinz |
10.10.2018, 20:34 | #8 |
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Gut! Dann funktioniert das!
Das war ja auch keine Kritik, nur das Vermitteln meiner Perzeption! vlg EV |
10.10.2018, 20:54 | #9 |
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Hallo Eisenvorhang,
ich habe Deine Beiträge auch nicht als Kritik verstanden (und selbst, wenn sie eine gewesen wäre: Mit Kritik kann ich gut leben). Du hast Wesentliches zu dem Gedicht gesagt und nichts falsch verstanden. Alles gut! Heinz |
02.07.2022, 14:06 | #10 | |
Zitat:
hier ist sie nun: Die achte Muse, die mit zärtlichem Geschmuse und mit sanft gehauchten Worten Du erobert hast vor Orten. Sehr gerne aufgestöbert und gelesen, lieber Heinz! Ein schönes Wochenende und liebe Grüße, Georg |
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02.07.2022, 16:32 | #11 |
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Lieber Georg,
über das Aufstöbern meiner "Gesundung" freue ich mich sehr. Ich humpele noch an zwei Krücken durch die Gegend, habe aber berechtigte Hoffnung, dass sich das bald gibt (auch mit Hilfe einer reizenden Physiotherapeutin). Auch Dir ein wunderschönes Wochenende! Liebe Grüße, Heinz |