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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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12.12.2015, 10:41 | #1 |
Gast
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Alleinerziehend
Alleinerziehend ©Hans Hartmut Karg 2015 Allein plötzlich und nur mit Jungen – Der Kindsvater hat uns verlassen! So reden in mir tausend Zungen: Ich könnte ohrfeigen und hassen! Woran liegt denn meine Schuld, Was konnte ich ihm denn nicht geben? Hatte ich nie Zeit, Geduld, Förderte ich sein ganzes Streben? Und die Jungs, sie fragen nun, Ob sie auf sich Schuld geladen: Waren sie laut, wollten nie ruhn, Mussten sie durch Lärm ihm schaden? Wir Fünf, wir stehen ganz allein Und kein Beschützer sitzt am Tisch, Liest mehr ein Buch im Lampenschein, Gibt Rat, verteilt mittags den Fisch. Besuche jetzt organisieren Und ja nicht weinen bei Begegnung! Nie mehr die Hand im Rücken spüren, Ein Alltag ohne seine Segnung! Das Leben treibt mich weit voran, Normal wird es doch nimmermehr. Uns hätte es so gut getan, Käm' er zurück und wär' bei mir... . * |
12.12.2015, 11:20 | #2 |
Forumsleitung
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Lieber Hans,
wie ich kürzlich mit Staunen zur Kenntnis genommen habe, gehört das Wort "alleinerziehend" mittlerweile zur Tabuliste der Sprachpolizei. Angeblich ist es diskriminierend, weil es den Eindruck vermittelt, dass die soziale Kompetenz eines alleinstehenden Erziehungsberechtigten mangelhaft ist. Muss man halt wissen. Lieben Gruß Ilka P.S.: Das ist keine Erfindung von mir und keinesfalls als Witz gedacht. |
13.12.2015, 10:50 | #3 |
Gast
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Re: Alleinerziehend
Liebe Ilka-Maria,
schade, dass es so ist. Ich habe hier als Chronist nur verdichtet wiedergegeben, was mir eine leidende Frau aus meiner näheren Verwandtschaft aufgetragen hat. Die Schuldfrage wäre in diesem Zusammenhang sicher etwas für Psychologen. Herzliche Grüße H. H. Karg |
13.12.2015, 10:56 | #4 |
Forumsleitung
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Lieber Hans,
es ist weder Deine Schuld noch die Schuld Deiner alleinerziehenden Bekannten, dass in unserem Land Sprachreinheitsfanatiker im Sinne einer Orwellschen Maulkorbverordnung nichts anderes zu tun haben, als ihre Mitmenschen mit derartigem Unsinn zu behelligen. Lass Dich nicht beirren! Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag. Besten Gruß Ilka |
13.12.2015, 12:45 | #5 |
Grundsätzlich möchte ich offenbaren, dass ich das Gedicht für sehr gelungen halte, insbesondere da es konsequent gereimt wurde ohne gefressen zu werden. Metrik-Puristen sind damit sicherlich auch nicht aus der Ruhe zu bringen. (es liegt mir fern, das für andere Vertreter dieses Teilgebietes zu beurteilung)
Anknüpfung möchte ich in der Diskussion an die Idee "die Schuld" wäre etwas für den "Psychologen". Ohne diese Diskussion an diesem Nebenrosenkriegsschauplatz zu vertiefen, möchte ich jedoch anmerken, dass in der Psychologie eine Schuldzuweisung zu kurz greift. Das obliegt eher den Juristen. Der Psychologe arbeitet in einem solchen Fall einen "Schuldkomplex" (nennen wir es so) auf. Schuld ist eine negativ besetzte Form der Verantwortlichkeit. Eine objektive Schuldverteilung und der Umgang mit der eigenen Verantwortlichkeit (diese neu zu bewerten inklusive Erarbeitung neuer Perspektiven als Lösungsansatz) sollten therapeutische Inhalte sein. Ein (fiktives) Gegengedicht aus der Perspektive des (sozial "schuldhaften") Verlassers wäre eine konsequente Weiterführung dieses lyrisch bearbeiteten Gebildes. OscarTheFish(p@k) |
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14.12.2015, 08:01 | #6 |
Ich finde das Gedicht auch sehr gut gelungen, es ist auf gewisse Weise anrührend. Es ist nicht einfach, als Mutter vier Jungen allein zu erziehen.
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14.12.2015, 10:07 | #7 |
Gast
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Re: Alleinerziehend
Liebe Ilka-Maria, liebe Dichterfreunde und Dichterfreudinnen,
danke für das schöne Lob! Wir sind als Dichter immer schon aufgerufen, uns nicht mit Denk- und Wortverboten belegen zu lassen. Wer nicht mehr nach den letzten Dingen und nicht mehr nach den dunklen Sprachtiefen fragt, der hat sich längst aufgegeben und ist aus dem Reich der Freiheit in das Reich der Abhängigkeit abgedriftet. Das sollten wir nicht mitmachen! Herzliche Grüße und lieben Dank! H. H. Karg |
14.12.2015, 14:05 | #8 |
Werter Dr. Karg,
dem stimme ich vollumfänglich zu. Vieles (auch die Freiheit) spielt sich im Wesentlichen in unseren Köpfen ab. OscarTheFish(p@k) |
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15.12.2015, 10:56 | #9 |
Gast
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Re: Alleinerziehend
.... und, XRayFusion,
ganz ohne unseren Verstand u n d ohne unsere Vernunft wäre diese Welt vielleicht gar nicht zu verstehen und auszuhalten..... Herzliche Grüße und lieben Dank! H. H. Karg |