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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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17.06.2023, 18:16 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Das Wasser kennt kein Erbarmen
Zurück aus meinem Archiv mit einigen Korrekturen:
Zur Mitte des Flusses, es ist dunkle Nacht, das Mondlicht kann sie nicht erhellen, begibt sich ein Mädchen, gleich ist es vollbracht, vom Leben zum Tod in den Wellen. Sein Schutzengel kämpfte, doch kommt er zu spät, es rinnen die letzten Minuten, zu spät auch der Junge, er bettelt und fleht, sein Angstschrei gellt über die Fluten. Als hätte das Mädchen noch Hoffnung gehegt, verharrt es, schaut rückwärts und lächelt. Die Flut will es haben, am Grunde bewegt sich lauernd das Scheusal und hechelt. Die Wesen dort oben, sie sind ihm verhasst, drum lässt es auch nicht mit sich handeln. Und ist so ein Menschlein erst einmal gefasst, dann muss es im Fluss mit ihm wandeln. Ein Wink an die Schergen, sie strömen herbei und zerren an Beinen und Armen. Der Mond kann nicht helfen, ein gurgelnder Schrei, das Wasser, es kennt kein Erbarmen. Dem Mädchen wird leichter, der Mond leuchtet fahl. „Du Schöne, gleich geht es dir besser, komm mit in die Tiefe, zu deinem Gemahl“, und über ihm schließt das Gewässer. |
02.07.2023, 10:21 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Noeck,
eine düstere Ballade, von Dir in gekonnter Weise umgesetzt. Doch ganz zufrieden bin ich damit nicht. Du personalisierst das Wasser, sprichst von Wellen und Fluten, dann ist es ein auf dem Grund lauerndes, hechelndes Scheusal und kurz darauf wieder ein Fluss, auf dessen Grund das arme Menschlein mit ihm, dem Fluss wandeln soll. In der Tiefe, in die das Mädchen von den Schergen des Scheusals gezerrt wird, wartet der Gemahl. Das geht mir zu kunterbunt zu. Erinnert hat mich Dein Gedicht an Goethes "Rettung", aber da wird der Suizid nicht vollbracht. Liebe Grüße, Heinz |
02.07.2023, 10:57 | #3 |
Forumsleitung
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Guten Morgen,
ich vermag keine Personalisierung des Wassers zu erkennen. Klar und deutlich ist von einem "Scheusal" die Rede, und darunter verstehe ich den Helfershelfer eines Wassergottes wie z.B. Neptun oder Poseidon. Mich stört jedoch das Wort "hecheln". Das Hecheln ist typisch für Felltiere, die nicht schwitzen können und sich deshalb vor Überhitzung schützen, indem sie die Zunge raushängen lassen. Wie das zu einem im Wasser lebenden Wesen passen soll, ist reichlich komisch. Ansonsten liest sich das Gedicht für mich rund. Mich erinnert es an eine Geschichte von Wilhelm Busch: "Ha!" lacht er. "Diese hätten wir!" Und fährt bis auf den Grund mit ihr. Da sitzt sie nun bei Wasserratzen, muss Wassernickels Glatze kratzen ..." LG Ilka |
10.12.2023, 14:27 | #4 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber Heinz,
so kunterbunt finde ich das Geschehen gar nicht und wie Ilka richtig bemerkt hat, wurde von mir auch nicht das Wasser personalisiert. Auf jeden Fall freut es mich, dass du dich mit dem Gedicht beschäftigt hast, danke dafür. Dass du "Rettung" von Goethe anführst, finde ich toll. Liebe Grüße Nöck Moin Ilka, ich muss zugeben, "hecheln" passt nicht zu dem Scheusal unter Wasser, danke für den Fingerzeig. Dass du das Gedicht ansonsten rund findest, freut mich. Dein Vergleich mit Wilhelm Buschs Werk hat was, ich kannte es nicht. Liebe Grüße Nöck Neufassung aufgrund Ilkas Anregung: Zur Mitte des Flusses, es ist dunkle Nacht, das Mondlicht kann sie nicht erhellen, begibt sich ein Mädchen, gleich ist es vollbracht, vom Leben zum Tod in den Wellen. Sein Schutzengel kämpfte, doch kommt er zu spät, es rinnen die letzten Minuten, zu spät auch der Junge, er bettelt und fleht, sein Angstschrei gellt über die Fluten. Und hätte das Mädchen noch Hoffnung gehegt und seinen Entschluss nun bedauert. Die Flut will es haben, am Grunde bewegt sich gierig das Scheusal und lauert. Die Wesen dort oben, sie sind ihm verhasst, drum lässt es auch nicht mit sich handeln. Und ist so ein Menschlein erst einmal gefasst, dann muss es im Fluss mit ihm wandeln. Ein Wink an die Schergen, sie strömen herbei und zerren an Beinen und Armen. Der Mond kann nicht helfen, ein gurgelnder Schrei, das Wasser, es kennt kein Erbarmen. Dem Mädchen wird leichter, der Mond leuchtet fahl. „Du Schöne, gleich geht es dir besser, komm mit in die Tiefe, zu deinem Gemahl“, und über ihm schließt das Gewässer. |
10.12.2023, 18:14 | #5 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.671
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Hallo Nöck
... schön das auch du dich mal wieder blicken lässt, wenn es auch nur ein Upgrade ist. Mir scheint es durchaus gelungen.
wsT dT |
10.12.2023, 19:23 | #6 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo dT,
Upgrades sollen ja Verbesserungen bringen, schön, dass du meines für gelungen hältst. LG Nöck |
Lesezeichen für Das Wasser kennt kein Erbarmen |
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