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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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25.11.2023, 22:53 | #1 |
Grenzen der Sprache
Es sitzt allein auf freiem Feld
am Rande seiner kleinen Welt ein Wandersmann, rechtschaffen müde in selbstgewählter Solitüde, schaut auf zum Himmel über Herne und zählt versonnen ein paar Sterne. Er grübelt: "Wieder traf ich heute auf meinen Wegen viele Leute. Nun weile ich hier ganz allein, doch nur 'ein Leut' kann niemand sein. Es fragt sich, selbst wer Leute liebt, warum sie's nur im Plural gibt. Nun bin ich satt, dank Dosenwurst. Ein Weißbier löschte meinen Durst. Für dies Gefühl ein Wort zu haben, muss tief ich in der Truhe graben, die mir die Muttersprache schenkte und in mein weiches Hirn versenkte. Gar emsig wühle ich im Schrein nach Worten für 'nicht durstig sein', jedoch die Suche bleibt vergeblich. Die Sache scheint nicht unerheblich. Hier fehlt empfindlich die Vokabel, die mundgerecht für meinen Schnabel. Warum die Sprache just versagt, wenn mich kein Durstgefühl mehr plagt? Und wer erklärt mir messerscharf, warum ich existieren darf - man sage es mir klipp und klar - niemals als 'Leut' im Singular? Durchlitten Schiller oder Goethe beim Schreiben jemals solche Nöte? Wer hat sie überhaupt erfunden, die deutsche Sprache, oft geschunden? Man kann den Kommentar sich sparen, wenn wir's am Ende selber waren." |
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25.11.2023, 23:47 | #2 |
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Ein passendes Wort für nicht durstig sein, wäre „undurstig“ oder „aquadulisch“, „nassneutral“ omg, hydroharmonisch, hydronullwertig, wassersatt, h2o-Unlust!
Lieber Cornelius, wirklich schön verdichtet, auch wenn „der Leut“ mir bekannt ist. Interessant ist, dass der „Leu“ die rumänische Währung oder das rumänische Wort für Löwe ist! Gernst gelesen, C.! Lg ev |
26.11.2023, 16:28 | #3 |
Hallo Eisenvorhang,
wenn ich mich recht erinnere, hat die Duden-Redaktion mal einen Wettbewerb ausgeschrieben, um ein Wort für "nicht durstig" zu finden, und "sitt" ging als Sieger hervor (analog zu "satt"). Scheint sich aber im Sprachgebrauch noch nicht auf breiter Front durchgesetzt zu haben. Näheres müsste ich nochmal recherchieren. Einen schönen Sonntagnachmittag wünscht Cornelius |
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26.11.2023, 19:59 | #4 |
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Oh! Das ist wahrlich interessant, danke dir für die Info.
Schaue gleich mal nach. Würde ich das zum Fsmilienessen sagen, würden alle Hunde sitzt machen… Verrückt! |
29.11.2023, 16:52 | #5 |
Hallo Cornelius,
mir fiel dazu ein, aus den Eltern lässt sich auch Elter machen. Ein Elternteil demzufolge. Wieso nicht auch "ein Leut". Ich finde ja, die deutsche Sprache wird zu sehr zerknautscht. Im Duden werden immer wieder Worte aufgenommen, die sich durchgesetzt haben und mir nicht geläufig oder gar unmöglich sind. Wahrscheinlich stecken so Persönchen wie wir dahinter. Hihihi... Mit jeder Menge Fanatsie. Wir wollen ja gelesen werden. Dein Gedicht lässt einen wahrhaft mal gründlich nachdenken. Wo ist mein Duden??? Grüße zu dir, Candlebee |
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