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29.01.2007, 11:40 | #1 |
Wind in den Zweigen
Wind in den Zweigen
Der Baum wiegt sich in dem sanften Wind, der den Sommer von Süden zu uns bringt. Wir lehnen mit den Rücken am Stamm dieser alten Trauerweide, wo sie steht weiß niemand außer uns. Vorher wussten wir nicht einmal, dass es uns gab, wir trafen uns dort, ohne Worte. Die Weide hatte es sicher gewusst. Vielleicht hatte sie geahnt, dass wir uns treffen würden und, dass wir irgendwann hier gemeinsam herkommen würden. Das hohe Gras lässt sich vom Wind mitziehen, und raschelt leise. Immer wieder nimmst du einen Grashalm in die Hand und streichst an ihm entlang. Ohne Worte finden sich unsere Hände, es ist nur ein kurzer Blick, der das Einverständnis zeigt. Wir lieben diesen Platz, die Weide, die älter scheint, als die Welt selber. Das Gras, das seit jeher so aussieht, als wäre es nie geschnitten worden. Die Blumen, die wir nie pflücken, nur betrachten. Und die Sonne, die wirklich alt ist und uns jede Sorge vergessen lässt. Etwas weiter weg steht ein Wohnwagen, doch selbst er wirkt so, als hätte er vom Anbeginn der Zeit dort gestanden, komplett eingewachsen, wie er ist. Wir flüchten dorthin, wenn es regnet. Doch auch bei Regen verliert dieser Platz nicht die Magie, die er an solchen Tagen wie heute ausstrahlt. Es gibt keine Zeit an diesem Ort, und niemand weiß, wo er uns suchen soll, wenn wir dort sind. Hass und Hektik sind dort nie hingekommen und wir vergessen sie schnell. Ich stehe auf und meine Hand gleitet aus deiner. „Hey, was tust du?“ fragst du leise und doch verstehe ich jedes Wort. Der Frühling ist so unendlich warm dieses Jahr. Das Sommerkleid weht um meine Beine und meine nackten Füße spüren die warme Erde. „Ich laufe nur“ antworte ich. Das Gras scheint meinen Füßen zu weichen und der Wind umspielt meine Haare. Hinter mir höre ich, dass du dich auch langsam erhebst. Ich bleibe stehen, im Halbschatten, den die Zweige der Weide auf den Boden malen. Deine Hand greift wieder nach meiner. Als du neben mich trittst, lehne ich meinen Kopf an deinen Arm, deine Haut unter dem Hemd, das ich so mag, ist warm wie die Sonne, die auf uns scheint. Nur zwischenzeitlich aufgehalten von den tanzenden Blättern an den Zweigen. „Morgen wird alles wieder anders sein“ sage ich leise und betrachte wieder das Gras, die Blumen, die Bäume und am Ende den hohen schmiedeeisernen Zaun, den doch niemand sieht, weil er eingewachsen ist. Das Tor liegt so versteckt. Ein Tag ist hier nie wie der andere, die Magie ist immer verschieden und doch lockt sie uns immer wieder hier her. „Hier ist die Zeit nur, wie Wind in den Zweigen“ sage ich leise und ein Windhauch kräuselt erneut das Gras. „Vergiss die Zeit, und lebe“ sagst du nur und ziehst mich an dich. |
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29.01.2007, 11:57 | #2 |
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RE: Wind in den Zweigen
Liebe Prinzessin,
eine wunderschöne - ganz sanfte - Geschichte. Du schreibst so bildhaft, dass man alles zum Greifen nah vor sich sieht. Die Magie erfasst einen. Und dieser ganz zarte Hauch von Liebe, das ist wunderschön. Hier kommt nichts mit dem Holzhammer, hier entstehen zarte, reine Gefühle. Finde ich wunderschön. Darkskin |
29.01.2007, 12:41 | #3 |
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Ja, [ich] Darkskin formulierte schon, was ich auch dachte.
Ich hoffte zum Ende des Textes hin inständig: bitte kein 08-15 Massaker am Schluß, bitte nicht. Der Text spricht meinen lyrischen Geschmack sehr an. Gleichwohl es der Einheitlichkeit und dem zeitlosen Kontext des Textes geschuldet wäre, Begriffe wie Rasenmäher und T-Shirt auszulassen - auf mich wirken sie etwas unangebracht, so sind das doch nur kleinere 'Huppel', die nicht weiter stören. Ich werde zu diesem Text bestimmt zurückkehren. |
29.01.2007, 13:44 | #4 | |
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Zitat:
Du bist ich? Darkskin |
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29.01.2007, 13:50 | #5 |
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Ich wollte zu erst schreiben: 'Ja, ich empfinde wie Darkskin', dann habe ich mich aber für 'Ja, Darkskin formulierte schon, was ich auch dachte' entschieden
Entschuldige dies verwirrende Relikt Aber interpretier das jetzt bloß nicht so, als würde ich nicht mal gern in deiner Haut stecken - 8) |
29.01.2007, 14:00 | #6 | |
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Zitat:
Schön ) Darkskin |
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29.01.2007, 20:23 | #7 |
Hallo ihr Beiden...
erstmal danke für die Kommentare, über die Worte "Rasenmäher" und "T-shirt" denke ich auch noch nach... aber danke für das Lob. Lg Princess |
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30.01.2007, 20:49 | #8 | |||||
Hallo Princess,
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Ich höre, wie du dich hinter mir ebenfalls erhebst. Hinter mir höre ich, wie du dich auch langsam erhebst. Den Einwänden gegenüber dem Rasenmäher und dem T-Shirt kann ich nur zustimmen, Sie stören die gesamte ruhige Stimmung ein wenig. T-Shirt ist auch zu amerikanisch dafür. Insgesamt eine sehr schöne Geschichte, vorallem durch die Atmosphäre, die sie wunderbar tragen und übertragen kann. Das ist Dir sehr gut gelungen! |
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21.02.2007, 21:22 | #9 |
Die geschichte ist wie ein schöner Traum. mir fällt die Beschreibung: melancholisch dazu ein, aber ich weiß nicht ob sie angebracht ist. Der text ist verträumt und schön zu lesen. ichhab ihn 2 mal gelesen, denn cih wollte nicht aufwachen.
gruß roan |
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